09.09.2010 01:23
Seminar mit Alfonso Aguilar
Am 4. und 5. September fand zum ersten Mal in Brandenburg, auf dem Hof Nudow, ein Seminar mit dem mexikanischen Tierarzt, Verhaltensforscher und Horsemanship-Trainer Alfonso Aguilar mit 12 Pferden und fast 30 Pferdeleuten statt.
Aguilar lebt mit seiner Frau Karin und seinen zwei Kindern Sebastian und Valentina in Kalifornien und in Mexico. Er ist ohne Zweifel einer der Pioniere im natürlichen Pferdetraining – ein Pferdetraining welches nicht auf Zwang und Konfrontation beruht. Alfonso ist in Morelia der Hauptstadt des Staates Michoacan (Mexiko) geboren und wuchs in einer Familie mit einer langen Tradition in der Zucht und dem Training von Pferden auf. Er begann im Alter von drei Jahren zu reiten. Alfonso schloss sein Studium als Tierarzt 1985 an der Universität San Nicolas von Hidalgo ab. Ein Jahr später ging er in die USA, um sein Wissen zu erweitern. 1988 begann er auf der Ranch von Pat Parelli in Kalifornien zu arbeiten. Während 9 Jahren arbeitete er mit Pat Parelli an der Entwicklung eines Ausbildungsprogramms für Pferdetrainer. Seit 1990 erteilt er Kurse in den USA, Mexiko, Europa und Australien. 1996 erarbeitete er ein Studienprogramm für die Universität von Kalifornien in Davis (USA). Darin werden den Veterinärstudenten im ersten Studienjahr unter Anderem Themen wie Verhalten, Umgang und Training der Pferde vermittelt. Weitere Spezialprogramme folgten für das Ausbildungszentrum Reken (D), das Nationalgestüt Avenches (CH) und die berittene Polizeieinheit von Leon (Mexiko). Alfonso Aguilar reist zweimal pro Jahr nach Europa, wo er für jeweils etwa zwei Monate seine Kurstour absolviert. Jeder Kurs dauert üblicherweise zwei Tage. Darin wird Theorie aber vor allem viel Praxis vermittelt. Die Kurse können als Teilnehmer mit den eigenen Pferd aber auch als Zuschauer ohne Pferd besucht werden. Die verschiedenen Stufen der Kurse decken des Horsemanship-Training vom Anfänger bis zum fortgeschrittenen Schüler ab. Die erlernten Techniken sind für jeden Reitstil (Western, Dressur, Springreiten, Fahren usw.) hilfreich. Alfonso bietet neben den Bodenarbeits- und Guidancekursen (bestehend aus Bodenarbeit und Reiten) auch spezielle Kurse an wie beispielsweise der Umgang mit dem Lasso, Doppellonge, Rinderarbeit, Reining, Cutting, Zirkuslektionen, Charakter- oder Verladeprobleme lösen usw. Es spielt keine Rolle welchen Ausbildungsstand jemand hat oder welchen Reitstil er betreibt. Das Motto für alle Kurse lautet:
"Neben allem Anderen ist es wichtig Spass zu haben - so wirst du gleichzeitig auch lernen".
Am ersten Tag in Nudow gab es zunächst einen umfassenden theoretischen Teil. Hier vermittelte er komprimiert aktuelle Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung, insbesondere das Lernverhalten von Pferden. Auch die im Vergleich zum Menschen unterschiedliche Funktionalität der Sinnensorgane, insbesondere der Augen, deren Verschaltung und Verarbeitung im Gehirn und die daraus resultierenden Verhaltensweisen. Er erläuterte, was klassische Konditionierung bzw. operante Konditionierung ist, den Unterschied zwischen negativer Verstärkung und positiver Verstärkung immer in den Bezug auf den Lerneffekt. In anderen Worte, welche Methoden gibt es und welchen Effekt haben sie. Des Weiteren erörterte er vier grundsätzlich verschiedene Wesenstypen der Pferde, die aber in der heutigen Wissenschaft in 36 weitere Kategorien differenziert werden. Jeder Typ hat eine eigene Art zu lernen und Gelerntes umzusetzen. Außerdem unterschied er deutlich zwischen tatsächlichem Lerneffekt und der erlernten Hilflosigkeit, die Pferde zwar zu funktionierenden Wesen machen kann, aber mangels tatsächlichem Lerneffekt nicht sicherer, umgänglicher oder vertrauensvoller werden lässt. Diese Pferde „funktionieren dann häufig in ungewohnten Situationen plötzlich nicht mehr. Dies ist in allen Situationen, wo Pferde sich auch mal selber helfen müssen, wie in z.B. in der Vielseitigkeit aber auch im Springen, unbrauchbar. Er erklärte und präsentierte auf sehr beeindruckende Art und Weise, Wege, die das Pferd motivieren, es„freiwillig“ und sogar mit „Freude“ Aufgaben äußerst exakt erfüllen lässt, die wir als Menschen an es stellen.
Am zweiten Tag waren die Teilnehmer gefragt, jeweils in 3er Gruppen das Gelernte zu erproben und teilweise auch schon sehr präzise und differenziert anzuwenden, so dass mitunter höchst erstaunliche Ergebnisse erzielt werden konnten. So konnten starke Klaustrophobiker durch enge Gassen geleitet werden, oder in Transporter verladen werden, ohne an ihnen zu ziehen oder sie zu schieben. Sie gingen selbständig auf kleine Signale ohne physischen Druck beliebig wiederholbar, und was besonders wichtig ist: auch beim Besitzer. Bei einigen Pferden wurde zur Kontrolle per Herzfrequenzmessung das Stressniveau gemessen. Handelt es sich um einen echten Lerneffekt steigt diese in besonderen Situationen nur gering an und fällt kurz darauf wieder auf das übliche Niveau. Bei Ergebnissen aufgrund von erlernter Hilflosigkeit oder Resignation des Pferdes, würde die Herzfrequenz abrupt stark abfallen.
Das Seminar war geprägt von einer sehr engagierten, offenen, sehr heiteren, aber immer vertrauensvollen Stimmung. Die Teilnehmer ob vier- oder zweibeinig hatten offensichtlich eine Menge Spaß und der einzige Termin in Brandenburg im Sommer 2011 ist bereits fast ausgebucht. Anfragen an Marita Schreiber, www.hofnudow.de
Text: M.Schreiber, Homepage Aguliar, M.Grade, Foto: M.Grade
Aguilar lebt mit seiner Frau Karin und seinen zwei Kindern Sebastian und Valentina in Kalifornien und in Mexico. Er ist ohne Zweifel einer der Pioniere im natürlichen Pferdetraining – ein Pferdetraining welches nicht auf Zwang und Konfrontation beruht. Alfonso ist in Morelia der Hauptstadt des Staates Michoacan (Mexiko) geboren und wuchs in einer Familie mit einer langen Tradition in der Zucht und dem Training von Pferden auf. Er begann im Alter von drei Jahren zu reiten. Alfonso schloss sein Studium als Tierarzt 1985 an der Universität San Nicolas von Hidalgo ab. Ein Jahr später ging er in die USA, um sein Wissen zu erweitern. 1988 begann er auf der Ranch von Pat Parelli in Kalifornien zu arbeiten. Während 9 Jahren arbeitete er mit Pat Parelli an der Entwicklung eines Ausbildungsprogramms für Pferdetrainer. Seit 1990 erteilt er Kurse in den USA, Mexiko, Europa und Australien. 1996 erarbeitete er ein Studienprogramm für die Universität von Kalifornien in Davis (USA). Darin werden den Veterinärstudenten im ersten Studienjahr unter Anderem Themen wie Verhalten, Umgang und Training der Pferde vermittelt. Weitere Spezialprogramme folgten für das Ausbildungszentrum Reken (D), das Nationalgestüt Avenches (CH) und die berittene Polizeieinheit von Leon (Mexiko). Alfonso Aguilar reist zweimal pro Jahr nach Europa, wo er für jeweils etwa zwei Monate seine Kurstour absolviert. Jeder Kurs dauert üblicherweise zwei Tage. Darin wird Theorie aber vor allem viel Praxis vermittelt. Die Kurse können als Teilnehmer mit den eigenen Pferd aber auch als Zuschauer ohne Pferd besucht werden. Die verschiedenen Stufen der Kurse decken des Horsemanship-Training vom Anfänger bis zum fortgeschrittenen Schüler ab. Die erlernten Techniken sind für jeden Reitstil (Western, Dressur, Springreiten, Fahren usw.) hilfreich. Alfonso bietet neben den Bodenarbeits- und Guidancekursen (bestehend aus Bodenarbeit und Reiten) auch spezielle Kurse an wie beispielsweise der Umgang mit dem Lasso, Doppellonge, Rinderarbeit, Reining, Cutting, Zirkuslektionen, Charakter- oder Verladeprobleme lösen usw. Es spielt keine Rolle welchen Ausbildungsstand jemand hat oder welchen Reitstil er betreibt. Das Motto für alle Kurse lautet:
"Neben allem Anderen ist es wichtig Spass zu haben - so wirst du gleichzeitig auch lernen".
Am ersten Tag in Nudow gab es zunächst einen umfassenden theoretischen Teil. Hier vermittelte er komprimiert aktuelle Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung, insbesondere das Lernverhalten von Pferden. Auch die im Vergleich zum Menschen unterschiedliche Funktionalität der Sinnensorgane, insbesondere der Augen, deren Verschaltung und Verarbeitung im Gehirn und die daraus resultierenden Verhaltensweisen. Er erläuterte, was klassische Konditionierung bzw. operante Konditionierung ist, den Unterschied zwischen negativer Verstärkung und positiver Verstärkung immer in den Bezug auf den Lerneffekt. In anderen Worte, welche Methoden gibt es und welchen Effekt haben sie. Des Weiteren erörterte er vier grundsätzlich verschiedene Wesenstypen der Pferde, die aber in der heutigen Wissenschaft in 36 weitere Kategorien differenziert werden. Jeder Typ hat eine eigene Art zu lernen und Gelerntes umzusetzen. Außerdem unterschied er deutlich zwischen tatsächlichem Lerneffekt und der erlernten Hilflosigkeit, die Pferde zwar zu funktionierenden Wesen machen kann, aber mangels tatsächlichem Lerneffekt nicht sicherer, umgänglicher oder vertrauensvoller werden lässt. Diese Pferde „funktionieren dann häufig in ungewohnten Situationen plötzlich nicht mehr. Dies ist in allen Situationen, wo Pferde sich auch mal selber helfen müssen, wie in z.B. in der Vielseitigkeit aber auch im Springen, unbrauchbar. Er erklärte und präsentierte auf sehr beeindruckende Art und Weise, Wege, die das Pferd motivieren, es„freiwillig“ und sogar mit „Freude“ Aufgaben äußerst exakt erfüllen lässt, die wir als Menschen an es stellen.
Am zweiten Tag waren die Teilnehmer gefragt, jeweils in 3er Gruppen das Gelernte zu erproben und teilweise auch schon sehr präzise und differenziert anzuwenden, so dass mitunter höchst erstaunliche Ergebnisse erzielt werden konnten. So konnten starke Klaustrophobiker durch enge Gassen geleitet werden, oder in Transporter verladen werden, ohne an ihnen zu ziehen oder sie zu schieben. Sie gingen selbständig auf kleine Signale ohne physischen Druck beliebig wiederholbar, und was besonders wichtig ist: auch beim Besitzer. Bei einigen Pferden wurde zur Kontrolle per Herzfrequenzmessung das Stressniveau gemessen. Handelt es sich um einen echten Lerneffekt steigt diese in besonderen Situationen nur gering an und fällt kurz darauf wieder auf das übliche Niveau. Bei Ergebnissen aufgrund von erlernter Hilflosigkeit oder Resignation des Pferdes, würde die Herzfrequenz abrupt stark abfallen.
Das Seminar war geprägt von einer sehr engagierten, offenen, sehr heiteren, aber immer vertrauensvollen Stimmung. Die Teilnehmer ob vier- oder zweibeinig hatten offensichtlich eine Menge Spaß und der einzige Termin in Brandenburg im Sommer 2011 ist bereits fast ausgebucht. Anfragen an Marita Schreiber, www.hofnudow.de
Text: M.Schreiber, Homepage Aguliar, M.Grade, Foto: M.Grade