04.03.2010 01:07
Seminar Andrea Kutsch in der OTH 27.2.2010
In der großen Reithalle der OTH ist ein Drittel mit Stangen und Ständern abgeteilt. Im so improvisierten Round Pen galoppiert Pony Alina. Andrea Kutsch steht in der Mitte mit einer Longe in der Hand, schaut Alina direkt an und hält sie durch Werfen der Longe am Galoppieren. Nach zehn/ zwanzig Runden auf jeder Hand wird Alina langsamer, sie hat keine Lust mehr, sie lässt den Hals fallen. Andrea Kutsch ändert ihre Körperhaltung. Statt frontal zum Pferd steht sie schräg. Sie schaut das Pferd nicht mehr an. Alina fällt in den Schritt und kommt in die Mitte. Sie wird zwischen den Augen gestreichelt, aber nicht angesehen. Einen Moment später folgt die kleine Stute Andrea Kutsch mit der Nase an der Schulter überall hin. Perfekt. Das Join Up ist gelungen. Nun würde Alina alles tun, was Andrea Kutsch verlangt – die Seminarteilnehmer sind überzeugt.
Die gut 30 Damen und Herren, ältere wie jüngere, kommen aus ganz Deutschland. Ein paar aus Brandenburg und Berlin, viele aber auch von weit her. Eine Dame ist extra aus Freiburg angereist, ein Herr aus Bremen, ein anderer aus Dresden. Zwei Mädchen haben sich morgens um halb sechs in Bad Segeberg ins Auto gesetzt und ihre Männer nun auf Stadtbesichtigung geschickt. Alle haben mindestens ein Buch von Andrea Kutsch oder ihrem Lehrmeister Monty Roberts gelesen. Alle sind hochmotiviert und konzentriert - nicht nur in der Reithalle, auch im Seminarraum im provisorisch aufgebauten Zelt. Da geht es dann per Powerpoint Präsentation um Erklärungen für ganz natürliches Pferdeverhalten. Selbstverständlichkeiten. Pferde sind Fluchttiere und Herdentiere, sie schalten beim Freilaufen nach 600 bis 800 m Galopp gerne in den Energiesparmodus, sie haben ein anderes Sichtfeld als Menschen, können 5 Grad hinter dem Schweif und z.B. 2m frontal vor den Augen gar nichts sehen. Wer ein Pferd direkt anschaut, löst eher einen Fluchinstinkt aus, wer den Kopf senkt und abwendet, signalisiert: „Komm zu mir“. Erkenntnisse, die allesamt nicht neu sind, die aber in jeder Situation das Verhalten der Pferde erklären. Selbstverständlich. Die Dame aus Freiburg ist begeistert, es hat ihr bisher eben noch nie jemand erklärt. Und wer sich jemals auf deutschen Turnierplätzen angeschaut hat, auf welche Weise auch von Profis da versucht wird, Pferde in den Hänger zu locken, der ahnt: Die Dame ist nicht die einzige, die über solche Dinge nie nachgedacht hat. Der Quarter-Reitpony-Mix zuhause im heimatlichen Freiburger Stall wird nun von den neu erworbenen Kommunikationskenntnissen seiner Besitzerin profitieren. Klare Signale helfen, Körpersprache ist das A und O, Leckerlis verbindet das Weidetier Pferd, das für sein Futter nie kämpfen muss, nicht mit einer Belohnung für eine erbrachte Leistung. Andrea Kutsch hat für jedes Problem ein paar Tipps parat – nun müssen die Seminarteilnehmer das nur noch umsetzen. Monika Strieck z.B. will ihre 700kg Kaltblutstute Stine gerne mal anspannen „ die konnte das früher, aber jetzt geht das nicht, weil sie Richtung und Tempo bestimmt“. Das soll sich nun ändern. Hochmotiviert wird Monika Strieck abends in den Stall nach Jühnsdorf zurückkehren. Ein Herr hat noch kein Pferd, will erst lernen und sich dann ein Pferd anschaffen. Sein künftiges Freizeitpferd will er von Anfang an nach Andrea Kutschs Methoden ausbilden. Eine junge Frau hat eine schreckhafte ängstliche Stute, die sie bis jetzt nicht reiten konnte. Wie das mal gehen soll, kann sie sich nicht vorstellen. Von Andrea Kutsch erhofft sie sich den Durchbruch. Ein Mädchen ist so begeistert, dass sie sich „demnächst in Bad Saarow mal intensiver umschauen will“. Dort bietet Andrea Kutsch ein Studium der Pferdekommunikation Reit- und Trainingslehre an. Seit kurzem ist der Abschluß als Bachelor Studiengang staatlich anerkannt. 3 Jahre oder 6 Semester dauert das Studium, 3400 Euro pro Semester kostet es. Die Absolventen müssen sich um Arbeitplätze keine Sorgen machen, behauptet Andrea Kutsch. 150 Anfragen nach derart ausgebildeten Leuten von Reit-, Zucht- und Ausbildungsbetrieben lägen schon vor.
Für alle, die nicht gleich studieren wollen, wird es in Zukunft auch noch eine Filiale in Hamburg geben, wo Andrea Kutsch Seminare für alle Interessierten anbietet, für alle eben, die beim „sich Gedanken machen“ ein bisschen Hilfestellung benötigen, nicht mit Pferden aufgewachsen und vom heimatlichen Reitlehrer offenbar auch keine ausreichenden Erklärungen bekommen haben. Weil er oder sie nicht fähig oder nicht willens war, Selbstverständlichkeiten einleuchtend zu erklären ? Vielleicht sollte man sich in einigen Betrieben auch darüber mal Gedanken machen. Text: Anja Nehls Fotos: Marietta Grade
Die gut 30 Damen und Herren, ältere wie jüngere, kommen aus ganz Deutschland. Ein paar aus Brandenburg und Berlin, viele aber auch von weit her. Eine Dame ist extra aus Freiburg angereist, ein Herr aus Bremen, ein anderer aus Dresden. Zwei Mädchen haben sich morgens um halb sechs in Bad Segeberg ins Auto gesetzt und ihre Männer nun auf Stadtbesichtigung geschickt. Alle haben mindestens ein Buch von Andrea Kutsch oder ihrem Lehrmeister Monty Roberts gelesen. Alle sind hochmotiviert und konzentriert - nicht nur in der Reithalle, auch im Seminarraum im provisorisch aufgebauten Zelt. Da geht es dann per Powerpoint Präsentation um Erklärungen für ganz natürliches Pferdeverhalten. Selbstverständlichkeiten. Pferde sind Fluchttiere und Herdentiere, sie schalten beim Freilaufen nach 600 bis 800 m Galopp gerne in den Energiesparmodus, sie haben ein anderes Sichtfeld als Menschen, können 5 Grad hinter dem Schweif und z.B. 2m frontal vor den Augen gar nichts sehen. Wer ein Pferd direkt anschaut, löst eher einen Fluchinstinkt aus, wer den Kopf senkt und abwendet, signalisiert: „Komm zu mir“. Erkenntnisse, die allesamt nicht neu sind, die aber in jeder Situation das Verhalten der Pferde erklären. Selbstverständlich. Die Dame aus Freiburg ist begeistert, es hat ihr bisher eben noch nie jemand erklärt. Und wer sich jemals auf deutschen Turnierplätzen angeschaut hat, auf welche Weise auch von Profis da versucht wird, Pferde in den Hänger zu locken, der ahnt: Die Dame ist nicht die einzige, die über solche Dinge nie nachgedacht hat. Der Quarter-Reitpony-Mix zuhause im heimatlichen Freiburger Stall wird nun von den neu erworbenen Kommunikationskenntnissen seiner Besitzerin profitieren. Klare Signale helfen, Körpersprache ist das A und O, Leckerlis verbindet das Weidetier Pferd, das für sein Futter nie kämpfen muss, nicht mit einer Belohnung für eine erbrachte Leistung. Andrea Kutsch hat für jedes Problem ein paar Tipps parat – nun müssen die Seminarteilnehmer das nur noch umsetzen. Monika Strieck z.B. will ihre 700kg Kaltblutstute Stine gerne mal anspannen „ die konnte das früher, aber jetzt geht das nicht, weil sie Richtung und Tempo bestimmt“. Das soll sich nun ändern. Hochmotiviert wird Monika Strieck abends in den Stall nach Jühnsdorf zurückkehren. Ein Herr hat noch kein Pferd, will erst lernen und sich dann ein Pferd anschaffen. Sein künftiges Freizeitpferd will er von Anfang an nach Andrea Kutschs Methoden ausbilden. Eine junge Frau hat eine schreckhafte ängstliche Stute, die sie bis jetzt nicht reiten konnte. Wie das mal gehen soll, kann sie sich nicht vorstellen. Von Andrea Kutsch erhofft sie sich den Durchbruch. Ein Mädchen ist so begeistert, dass sie sich „demnächst in Bad Saarow mal intensiver umschauen will“. Dort bietet Andrea Kutsch ein Studium der Pferdekommunikation Reit- und Trainingslehre an. Seit kurzem ist der Abschluß als Bachelor Studiengang staatlich anerkannt. 3 Jahre oder 6 Semester dauert das Studium, 3400 Euro pro Semester kostet es. Die Absolventen müssen sich um Arbeitplätze keine Sorgen machen, behauptet Andrea Kutsch. 150 Anfragen nach derart ausgebildeten Leuten von Reit-, Zucht- und Ausbildungsbetrieben lägen schon vor.
Für alle, die nicht gleich studieren wollen, wird es in Zukunft auch noch eine Filiale in Hamburg geben, wo Andrea Kutsch Seminare für alle Interessierten anbietet, für alle eben, die beim „sich Gedanken machen“ ein bisschen Hilfestellung benötigen, nicht mit Pferden aufgewachsen und vom heimatlichen Reitlehrer offenbar auch keine ausreichenden Erklärungen bekommen haben. Weil er oder sie nicht fähig oder nicht willens war, Selbstverständlichkeiten einleuchtend zu erklären ? Vielleicht sollte man sich in einigen Betrieben auch darüber mal Gedanken machen. Text: Anja Nehls Fotos: Marietta Grade