15.06.2010 22:59
Schweizer Praktikant in Rohrlack
Wenn er daheim am Fenster steht, gleitet sein Blick über die Weiden, auf denen die Pferde grasen, bis hin zu den Gipfeln des sagenumwobenen Pilatusmassivs. Die Berge fehlen ihm ein wenig, sagt Christian Jenni. Wenn er jetzt aus dem Fenster seines Gästezimmers schaut, sieht er vor allem den Himmel über Rohrlack und die platte, grüne Weite, die höchstens ein paar Windräder säumen. Der Schweizer Christian Jenni lebt für drei Monate, bis Ende Juni, auf dem Gestüt Lindenhof der Familie Dörge. Ein Gastarbeiter, ein Arbeitsgast – auf jeden Fall einer, der anpacken und lernen will, wie so ein Stutenmilchbetrieb funktioniert. Es schneit, als Christian Jenni am Ostersonntag im Morgengrauen ins Auto steigt, seinen Heimatort Entlebuch bei Luzern hinter sich lässt und gen Norden steuert. 1000 Kilometer und zwölf Stunden später erreicht der 22-Jährige Rohrlack. Die Abendsonne zwinkert da gerade noch zwischen den Regenwolken hindurch. „Ich bin zum ersten Mal so hoch im Norden und auch zum ersten Mal in Deutschland“, sagt Christian Jenni. „Ich bin keiner, der um die Welt reisen und die Länder kennenlernen muss.“ Mit der Schulklasse war er mal im Elsass, einmal auch in Spanien. Ansonsten ist er immer in der Schweiz geblieben.
Jetzt wollte er aber doch noch einmal raus. „Um mich umzusehen“, sagt er. Um Ideen für den Betrieb daheim zu sammeln. Er hat mit Neuseeland geliebäugelt, mit Kanada und ist schließlich in der Mark Brandenburg gelandet. „In Neuseeland und in Kanada gibt es auch nur Kühe, die man melken muss – und das kenne ich ja“, sagt Christian Jenni. Dörges Hof hingegen biete von allem etwas. Pferde, mit denen er unbedingt arbeiten will. Eine Stutenmilchproduktion, die er daheim vielleicht aufbauen könnte. Eine eigene Linie an Kosmetik und Leckereien, die er interessant findet, „weil man sich nicht nur auf eins festlegen darf, sondern gewisse Produkte vorzeigen muss“. Und Freizeit-Angebote, wie der Reitunterricht, das alljährliche Hoffest und das Schaumelken, das im Mai startet. Das Gestüt hat Christian Jenni bei der Recherche im Internet gefunden. Eine E-Mail, ein Anruf – und die Sache war geritzt.
Daheim hat Christian Jenni nach der Schule eine Lehre zum Landwirt absolviert. Er ist zwischen Kühen und Pferden groß geworden, reitet, seit er acht ist und hat viele Turniere gewonnen. Selbst seinen Militärdienst hat er hoch zu Ross abgeleistet. Seit beinahe 400 Jahren lebt seine Familie von der Landwirtschaft. Der Betrieb hat sich allerdings immer wieder gewandelt. Vor zehn Jahren zum Beispiel hielten die Jennis noch Milchvieh. Aber das Milch-Geschäft ist auch in der Schweiz ein hartes. „Wir haben aufgehört, weil die Preise nicht mehr gestimmt haben“, sagt Christian Jenni. Momentan zieht die Familie Fohlen auf und päppelt Kälber für verschiedene Milchbauern. Der Betrieb setzt inzwischen aber auch auf Forstarbeiten und auf den Garten- und Landschaftsbau. „Für mich war immer klar, dass ich Landwirt werde“, sagt Christian Jenni. Ein Lehrjahr hat er auf einem Gestüt verbracht. Das zweite in der Schweinezucht und in der Mutterkuhhaltung. Bald will er seinen Meister machen und später mit dem älteren Bruder den Hof der Eltern übernehmen. Das gemachte Nest? Bei Weitem nicht, meint der Landwirt. „Wir in den Bergen können nicht so wirtschaften wie die Flachlandbauern. Wir können einfach nicht so große Mengen erzeugen.“ Wer bestehen möchte, müsse sich also nach etwas Besonderem, nach einer Spezialität umsehen. Ein Kollege setze beispielsweise auf Milchschafe und hat eine Käserei eröffnet. Ein anderer produziert inzwischen sein eigenes Eis. Und Christian Jenni liebäugelt nun damit, in die Stutenmilchproduktion einzusteigen. „Ob das etwas wird, kann ich natürlich nicht sagen. Aber immer mehr Leute greifen auf Naturprodukte zurück.“ In der Schweiz, meint er, wäre er im Stutenmilch-Gewerbe ein Vorreiter. Und genau das ist es ja, wonach er sucht: „Etwas, das nicht jeder macht.“ / Video vom RBB
(Text Nadine Fabian,MAZ)
Jetzt wollte er aber doch noch einmal raus. „Um mich umzusehen“, sagt er. Um Ideen für den Betrieb daheim zu sammeln. Er hat mit Neuseeland geliebäugelt, mit Kanada und ist schließlich in der Mark Brandenburg gelandet. „In Neuseeland und in Kanada gibt es auch nur Kühe, die man melken muss – und das kenne ich ja“, sagt Christian Jenni. Dörges Hof hingegen biete von allem etwas. Pferde, mit denen er unbedingt arbeiten will. Eine Stutenmilchproduktion, die er daheim vielleicht aufbauen könnte. Eine eigene Linie an Kosmetik und Leckereien, die er interessant findet, „weil man sich nicht nur auf eins festlegen darf, sondern gewisse Produkte vorzeigen muss“. Und Freizeit-Angebote, wie der Reitunterricht, das alljährliche Hoffest und das Schaumelken, das im Mai startet. Das Gestüt hat Christian Jenni bei der Recherche im Internet gefunden. Eine E-Mail, ein Anruf – und die Sache war geritzt.
Daheim hat Christian Jenni nach der Schule eine Lehre zum Landwirt absolviert. Er ist zwischen Kühen und Pferden groß geworden, reitet, seit er acht ist und hat viele Turniere gewonnen. Selbst seinen Militärdienst hat er hoch zu Ross abgeleistet. Seit beinahe 400 Jahren lebt seine Familie von der Landwirtschaft. Der Betrieb hat sich allerdings immer wieder gewandelt. Vor zehn Jahren zum Beispiel hielten die Jennis noch Milchvieh. Aber das Milch-Geschäft ist auch in der Schweiz ein hartes. „Wir haben aufgehört, weil die Preise nicht mehr gestimmt haben“, sagt Christian Jenni. Momentan zieht die Familie Fohlen auf und päppelt Kälber für verschiedene Milchbauern. Der Betrieb setzt inzwischen aber auch auf Forstarbeiten und auf den Garten- und Landschaftsbau. „Für mich war immer klar, dass ich Landwirt werde“, sagt Christian Jenni. Ein Lehrjahr hat er auf einem Gestüt verbracht. Das zweite in der Schweinezucht und in der Mutterkuhhaltung. Bald will er seinen Meister machen und später mit dem älteren Bruder den Hof der Eltern übernehmen. Das gemachte Nest? Bei Weitem nicht, meint der Landwirt. „Wir in den Bergen können nicht so wirtschaften wie die Flachlandbauern. Wir können einfach nicht so große Mengen erzeugen.“ Wer bestehen möchte, müsse sich also nach etwas Besonderem, nach einer Spezialität umsehen. Ein Kollege setze beispielsweise auf Milchschafe und hat eine Käserei eröffnet. Ein anderer produziert inzwischen sein eigenes Eis. Und Christian Jenni liebäugelt nun damit, in die Stutenmilchproduktion einzusteigen. „Ob das etwas wird, kann ich natürlich nicht sagen. Aber immer mehr Leute greifen auf Naturprodukte zurück.“ In der Schweiz, meint er, wäre er im Stutenmilch-Gewerbe ein Vorreiter. Und genau das ist es ja, wonach er sucht: „Etwas, das nicht jeder macht.“ / Video vom RBB
(Text Nadine Fabian,MAZ)