Richterreise 2010
Gut gelaunt stiegen die Teilnehmer der diesjährigen Richterreise am Freitag früh in den von der „Krosch-Reiseleitung“ avisierten Komfortreisebus mit 2 Tischen (für die Skatspieler) und Exclusiv - Kaffeemaschine. Eine Piccolo vertrieb die letzte Müdigkeit und Busfahrer Rainer startete in Richtung A 2 , wo in Ferch gerade die neue Autobahnbrücke für den Austausch vorbereitet wurde. Auf der Raststätte Buckautal erwartete uns Familie Mertens mit einem deftigen Frühstück aus der Neumarkt Fleischerei – lecker !
Die kurzweilige Fahrt durch herbstlich bunte Landschaft führte uns zuerst in das Nordrhein-Westfälische Landgestüt Warendorf. In kleine Gruppen aufgeteilt wurden wir durch die Anlagen des Landgestüts geführt. Selbst die Fachleute unter uns staunten über das Insider Wissen der ehrenamtlich tätigen Warendorfer Stadtführer, die vorher nie im Gestüt tätig waren.
1826 wurde Warendorf als Landgestüt für Westfalen und der Rheinprovinz gegründet. Seit 1815 standen diese Provinzen unter der Leitung der preußischen Gestütsverwaltung, die damit dem Wunsch der Pferdezüchter nachkam und 26 Hengste in den Ställen des ehemaligen Kavallerieregiments aufstellte. 1878 waren es schon 100 Hengste und das Landgestüt wurde auf die andere Emsseite, dem heutigen Standort verlegt. Einige Ställe aus dieser Zeit sind noch erhalten, das Kreuzrippengewölbe aus Sandstein nimmt die aufsteigende Feuchtigkeit gut auf, so dass auch ohne zusätzliche Entlüftung ein gleichmäßiges Klima garantiert wird. Mit einer vorsichtigen Sanierung erhielten alle Ställe großzügige Boxen. Die gehaltvolle Ackerkrume dieser Gegend erforderte ein starkes Zugpferd, den Kaltblüter. Verdrängt durch die Motorisierung der Landwirtschaft sind heute nur noch 21 Kaltbluthengste aufgestellt, die heute vor allem ein erhaltenswertes Kulturgut sind und nicht nur während der Hengstparaden die Besucher erfreuen.
Seit den 60er Jahren hat Warendorf die Zucht in Richtung edler Reitpferde ausgerichtet. Die Hengste Polydor, Paradox, Florestan sind als Vererber in der Dressurszene ein Begriff. Heute stehen 70 Warmbluthengste auf 23 Stationen den Züchtern zur Verfügung. Ganz nah heran kamen wir an den Rheinl.-Westfäl. Kaltbluthengst Hurrican und seinen Reiter, das Warendorfer Urgestein Georg August Schulte Quaterkamp, ein wirklich wunderbares Paar.
Nachdem wir uns im „Wellness“Hotel Haltern am See erholt hatten, ging es zur moderaten Zeit am nächsten Morgen zum Prickings-Hof. D.h., wir wurden natürlich gefahren, hätten aber auch um den See dorthin laufen können. Der in den 70 er Jahren umstrukturierte Bauernhof hatte es schon schwerer, die aus der Landwirtschaft kommenden Teilnehmer zu begeistern – zumindest, was die Tierhaltung betrifft. Für die Fachleute war die Sammlung alter Ackergeräte, Traktoren und Maschinen ein Highlight. Von der westfälischen Gastlichkeit waren wir alle beeindruckt: soviel Fleisch auf dem Teller hat wohl kaum einer geschafft. Als „Schmankerl“ gab es für die Unentwegten noch einen Besuch im nahe gelegenen Römermuseum, was niemand bereute. Sind doch hier die bedeutendsten Funde aus allen Römerlagern an der Lippe ausgestellt.
Der Sonntag zeigte nicht das, worauf sein Name hinweisen könnte. Zur Stadtführung in Münster regnete es wie aus Gießkannen. Doch die Stadt und ihre Stadtführerin hatten viel zu bieten. Das weibliche Geschlecht war angetan vom Sortiment der vielen gehobenen Einzelhandelsgeschäfte. Münster wurde ausgezeichnet als fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands. Vor den vielen „Kneipen“ stehen die Fahrräder der Studenten, wahrscheinlich hat Münster auch die meisten Kneipen pro Einwohner. Seit 805 ist Münster Bischofsstadt, im späten Mittelalter wurde sie auch zu einer mächtigen Hansestadt. Darum ist Münster reich an aufwendig gestaltete Kirchen und Stadtvillen. Dabei wurde Münster im zweiten Weltkrieg zu 92 % zerstört ! Doch wurden in der Innenstadt die Kirchen und fast alle Gebäude wieder aufgebaut. Die Stadtväter unterstützten nach dem Krieg die oft verarmten Eigentümer dabei sehr großzügig und so gilt heute Münster als eine der lebenswertesten Städte Deutschlands.
Auf der Heimfahrt schien dann wieder die Sonne und Dieter Jaspert vertrieb uns mit einigen humorigen Einlagen den aufkommenden Wehmutsgedanken: Abschied
Text: Ulrike Lutz