06.07.2012 13:25

Raupenhärchen in der Luft: Auch Pferde gefährdet

Eine kleine Raupe mit dem kuriosen Namen Eichenprozessionsspinner vermehrt sich als Schädling seit einigen Jahren verstärkt in deutschen Wäldern und Fluren. Für die befallenen Bäume meist weniger ein Problem, oft aber für Menschen und wenn auch in selteneren Fällen
für Tiere. Denn kleinste Härchen dieser ab Mai in Massen auftretenden Raupen stellen eine häufig verkannte Gesundheitsgefährdung dar. Die Larven des Eichenprozessionsspinners tragen kleine Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten vornehmlich allergische Reaktionen hervorrufen können. 

Bei Pferden und Rindern kam es zu plötzlichen Schwellungen an den Nüstern, die sich innerhalb kürzester Zeit auf den gesamten Kopf ausdehnten. Bei Pferden wurde in Einzelfällen auch von Atembeschwerden bis hin zu hochgradiger Atemnot berichtet. In einem Fall erkrankten zwei Pferde in einem Stall erst im Spätherbst, als ein zugekaufter neuer Ballen Heu geöffnet und verfüttert wurde. Im Heu wurde Eichenlaub gefunden. Beim Menschen ist die am häufigsten auftretende Reaktion auf Raupenhaare eine Hautentzündung, die sogenannte Raupendermatitis. Sie ist geprägt durch starken Juckreiz, Hautrötung, Quaddeln und Bläschen. Manchmal bilden sich auch insektenstichartige Knötchen. Ferner kann sich eine Bindehautentzündung und durch Einatmen eine Nasen-, Rachen- und Bronchienentzündung entwickeln. Vereinzelt wurden Reaktionen wie Luftnot, Schwindelgefühle oder Fieber beschrieben. Tiere zeigen die gleichen Symptome wie Menschen.

Der Prozessionsspinner bevorzugt zur Eiablage freistehende, besonnte Eichen, das heißt auch die Bäume an Waldrändern. Befallene Eichen erkennt man an kahl gefressenen Ästen und weiß-grauen Gespinstnestern. Vor den Gespinstnestern ist auch nach dem Schlüpfen der Falter Vorsicht geboten: Selbst nach dem Auszug der Raupen können sich noch Häutungsreste, Raupenkot und Brennhaare in den Nestern befinden, die weiterhin allergene Wirkung besitzen. Diese sollten deshalb von Reitern gemieden werden. Auch Tiere, die in der Nähe von befallenen Bäumen weiden, wie Pferde oder Rinder, sind besonders allergiegefährdet. Die hauptsächliche Gefährdung durch die Raupenhaare dauert von Mitte Mai bis in den späten Herbst an.
Auch Ende Juni, wenn sich der Eichenprozessionsspinner in einen Schmetterling verwandelt, ist die Gefahr noch nicht gebannt. Die Falter lassen ihre Raupenhaut samt Nesseln in den Baumgespinsten zurück. "Noch Jahre danach wirken die feinen Härchen giftig", sagt Marc Franusch vom Landesforstamt.Bei Verdacht auf eine durch Haare der Eichenprozessionsspinnerraupe verursachte Erkrankung des Haustieres sollte umgehend der Tierarzt konsultiert werden. Um die Diagnose zu verifizieren, sollte ihm neben den Symptomen auch geschildert werden, wo sich das Tier in letzter Zeit aufhielt. Erkrankte Tiere können mit entsprechender tierärztlicher Therapie geheilt werden.