23.12.2016 14:03
Ponybesuch im Hospiz - ein emotionales Beisammensein von Mensch und Pferd
Wenn Sterben - „Leben bis zuletzt" bedeutet, dann dürfen Tiere für die Menschen, die sie immer geliebt haben, auf ihrem letzten Weg nicht fehlen. Inzwischen steht unzweifelhaft fest, dass Tiere mit ihrem geschärften Sinn für Nuancen in vielen Fällen die besseren Therapeuten sind. Tiere schaffen es, besonderen Zugang zu Betroffenen zu finden.
Hin und wieder hört man von tierischen Projekten in einem Altersheim. Ältere Menschen streicheln Hunde oder Katzen, was für viele positive Auswirkung hat. Ihre Sinne werden wieder geweckt, sie spüren Trost und Zuneigung, bewegen sich mehr und haben noch ein paar glückliche Momente. Trotzdem gibt es relativ wenige Einrichtungen, die Tierbesuche zulassen.
Ein innovatives und vorbildliches Projekt gibt es seit November in Berlin. Freitagnachmittags riecht es im Diakonie-Hospiz Wannsee regelmäßig nach Pferd. Der Schritt eines Pferdes hat eigentlich eine beruhigende Wirkung auf den Menschen, hier verursacht das Hufgetrappel eine positive, erwartungsfrohe Stimmung. Um Punkt 16 Uhr kommt Pony-Dame „13“ auf eine Schüssel Möhrchen zu Besuch und verbreitet schlagartig gute Laune bei den Gästen und dem Pflegeteam. 13, benannt nach „Jim Knopf und die Wilde 13“ von Michael Ende, ist eine geduldige, freundliche ältere Ponystute. Sie steht am Bett der Kranken, beugt den Kopf zu ihnen hinunter, lässt sich streicheln und füttern, verteilt Nüsternküsschen und sanfte Wangenstubser. Schnell hat sie heraus, was ihrem Gegenüber gefällt, reagiert auf Ansprache und Berührungen. Besitzerin Hinrika Höges vom PS-Aktivstall Nudow leitet sie. "Unsere "13" mag die Aufmerksamkeit, die ihr hier zuteil wird. Als würde sie verstehen, welch wichtige Aufgabe sie hier zu erfüllen hat. Es ist auch für mich ein faszinierendes Erlebnis, obwohl ich das Pony schon so lange kenne", erklärt Höges nicht ohne Stolz.
Für manche der im Sterben liegenden Menschen ist diese Nähe zu einem Pony eine ganz neue Erfahrung, die sie in den letzten Tagen ihres Lebens noch machen dürfen. Pferdeliebhabern ermöglicht sie einen innigen Abschied von den vertrauten Tieren und ihrer eigenen Zeit als Reiter.
"Wir stellen jetzt erst fest, wie viele unserer Gäste einen Bezug zu Pferden in ihrem Leben hatten," erzählt Hospiz-Geschäftsführerin Angelika Behm. "Den Wunsch, ein Pony ins Hospiz zu holen, hatte ursprünglich ein jüngerer Mann, der bei uns Gast war. Leider kam es auch nicht mehr dazu, ein Pony ins Hospiz zu holen. Dass wir ihm seinen letzten Wunsch nicht erfüllen konnten, ging mir noch lange nach. Durch eine Nachbarin erfuhr ich später, dass Hinrika Höges ein geeignetes Pony für solche Besuche hätte. Die Frau eines anderen Gastes spendiert nun ihrem Mann und dem Hospiz den Pony-Besuch einmal in der Woche. Um die Besuche langfristig zu sichern, suchen wir weitere Spender und Sponsoren, denn unser Etat reicht dafür leider nicht aus."
Durch einen Bericht auf Facebook wurden LPBB-Vizepräsidentin Martina Schünemann und Marietta Grade vom Internetportal www.reiten-in-berlin.de auf diese tolle Aktion aufmerksam.
"Der LPBB steht für Pferde und Menschen. In erster Linie dabei zwar für den Pferdesport, aber zahlreiche Kooperationen zwischen Kitas, Schulen und Vereinen nutzen insbesondere den pädagogisch/psychologischen Einfluss des Pferdes auf den Menschen. Dieses Projekt nutzt die positiven Wirkungen ebenfalls – richtet sich aber erstmals an Senioren. Das ist neu in Berlin/Brandenburg. Außerdem berührt uns das ehrenamtliche Engagement einzelner zum Wohle der anderen Mitbewohner des Hospizes. Ehrenamtlich-aktiv-freiwillig. Die Werte unseres Pferdesportverbandes finden sich auch in der Umsetzung dieses Projektes. Auch deshalb unterstützen wir sehr gerne diese Maßnahme mit einer Spende, damit regelmäßige Besuche des Ponys im Hospiz auch 2017 stattfinden können", so lautet die Aussage der Präsidiumsmitglieder Peter Krause, Martina Schünemann und Wolf-Herbert Weiffenbach.
Innerhalb einer Woche konnte Marietta Grade drei weitere Unterstützer, Fam.Przestacki, Fam. Fiebich, Cord Schwartau, aus Berlin und Brandenburg finden. Bei einem Besuchstermin Anfang Dezember wurde ein symbolischer Spendenscheck in Höhe von 2000 Euro an das Hospiz-Team übergeben. Damit sind die Besuche 2017 nicht vollständig finanziell abgesichert, aber die Weiterführung ist gewährleistet.
Marietta Grade wird weiterhin Spenden sammeln, im Januar soll es einen weiteren Übergabetermin geben. "Ich kann nur an jeden Pferdefreund appellieren, dieses Projekt zu unterstützen, denn jeder Mensch kann jederzeit in die Situation kommen, die Hilfe eines Hospizes in Anspruch nehmen zu müssen. Alle Spender werden namentlich bei der Übergabe des Geldes erwähnt und erhalten vom Hospiz eine Spendenbescheinigung. Das Diakonie-Hospiz Wannsee, Hinrika Höges, ich sowie die Gäste des Hospizes und deren Angehörige danken jedem Spender für die Unterstützung!"
Text: M.Grade Foto:A.Nehls
Hin und wieder hört man von tierischen Projekten in einem Altersheim. Ältere Menschen streicheln Hunde oder Katzen, was für viele positive Auswirkung hat. Ihre Sinne werden wieder geweckt, sie spüren Trost und Zuneigung, bewegen sich mehr und haben noch ein paar glückliche Momente. Trotzdem gibt es relativ wenige Einrichtungen, die Tierbesuche zulassen.
Ein innovatives und vorbildliches Projekt gibt es seit November in Berlin. Freitagnachmittags riecht es im Diakonie-Hospiz Wannsee regelmäßig nach Pferd. Der Schritt eines Pferdes hat eigentlich eine beruhigende Wirkung auf den Menschen, hier verursacht das Hufgetrappel eine positive, erwartungsfrohe Stimmung. Um Punkt 16 Uhr kommt Pony-Dame „13“ auf eine Schüssel Möhrchen zu Besuch und verbreitet schlagartig gute Laune bei den Gästen und dem Pflegeteam. 13, benannt nach „Jim Knopf und die Wilde 13“ von Michael Ende, ist eine geduldige, freundliche ältere Ponystute. Sie steht am Bett der Kranken, beugt den Kopf zu ihnen hinunter, lässt sich streicheln und füttern, verteilt Nüsternküsschen und sanfte Wangenstubser. Schnell hat sie heraus, was ihrem Gegenüber gefällt, reagiert auf Ansprache und Berührungen. Besitzerin Hinrika Höges vom PS-Aktivstall Nudow leitet sie. "Unsere "13" mag die Aufmerksamkeit, die ihr hier zuteil wird. Als würde sie verstehen, welch wichtige Aufgabe sie hier zu erfüllen hat. Es ist auch für mich ein faszinierendes Erlebnis, obwohl ich das Pony schon so lange kenne", erklärt Höges nicht ohne Stolz.
Für manche der im Sterben liegenden Menschen ist diese Nähe zu einem Pony eine ganz neue Erfahrung, die sie in den letzten Tagen ihres Lebens noch machen dürfen. Pferdeliebhabern ermöglicht sie einen innigen Abschied von den vertrauten Tieren und ihrer eigenen Zeit als Reiter.
"Wir stellen jetzt erst fest, wie viele unserer Gäste einen Bezug zu Pferden in ihrem Leben hatten," erzählt Hospiz-Geschäftsführerin Angelika Behm. "Den Wunsch, ein Pony ins Hospiz zu holen, hatte ursprünglich ein jüngerer Mann, der bei uns Gast war. Leider kam es auch nicht mehr dazu, ein Pony ins Hospiz zu holen. Dass wir ihm seinen letzten Wunsch nicht erfüllen konnten, ging mir noch lange nach. Durch eine Nachbarin erfuhr ich später, dass Hinrika Höges ein geeignetes Pony für solche Besuche hätte. Die Frau eines anderen Gastes spendiert nun ihrem Mann und dem Hospiz den Pony-Besuch einmal in der Woche. Um die Besuche langfristig zu sichern, suchen wir weitere Spender und Sponsoren, denn unser Etat reicht dafür leider nicht aus."
Durch einen Bericht auf Facebook wurden LPBB-Vizepräsidentin Martina Schünemann und Marietta Grade vom Internetportal www.reiten-in-berlin.de auf diese tolle Aktion aufmerksam.
"Der LPBB steht für Pferde und Menschen. In erster Linie dabei zwar für den Pferdesport, aber zahlreiche Kooperationen zwischen Kitas, Schulen und Vereinen nutzen insbesondere den pädagogisch/psychologischen Einfluss des Pferdes auf den Menschen. Dieses Projekt nutzt die positiven Wirkungen ebenfalls – richtet sich aber erstmals an Senioren. Das ist neu in Berlin/Brandenburg. Außerdem berührt uns das ehrenamtliche Engagement einzelner zum Wohle der anderen Mitbewohner des Hospizes. Ehrenamtlich-aktiv-freiwillig. Die Werte unseres Pferdesportverbandes finden sich auch in der Umsetzung dieses Projektes. Auch deshalb unterstützen wir sehr gerne diese Maßnahme mit einer Spende, damit regelmäßige Besuche des Ponys im Hospiz auch 2017 stattfinden können", so lautet die Aussage der Präsidiumsmitglieder Peter Krause, Martina Schünemann und Wolf-Herbert Weiffenbach.
Innerhalb einer Woche konnte Marietta Grade drei weitere Unterstützer, Fam.Przestacki, Fam. Fiebich, Cord Schwartau, aus Berlin und Brandenburg finden. Bei einem Besuchstermin Anfang Dezember wurde ein symbolischer Spendenscheck in Höhe von 2000 Euro an das Hospiz-Team übergeben. Damit sind die Besuche 2017 nicht vollständig finanziell abgesichert, aber die Weiterführung ist gewährleistet.
Marietta Grade wird weiterhin Spenden sammeln, im Januar soll es einen weiteren Übergabetermin geben. "Ich kann nur an jeden Pferdefreund appellieren, dieses Projekt zu unterstützen, denn jeder Mensch kann jederzeit in die Situation kommen, die Hilfe eines Hospizes in Anspruch nehmen zu müssen. Alle Spender werden namentlich bei der Übergabe des Geldes erwähnt und erhalten vom Hospiz eine Spendenbescheinigung. Das Diakonie-Hospiz Wannsee, Hinrika Höges, ich sowie die Gäste des Hospizes und deren Angehörige danken jedem Spender für die Unterstützung!"
Text: M.Grade Foto:A.Nehls