30.09.2012 23:07
PM-Regionaltagung "Abenteuer Kinderunterricht"
Was ist überhaupt Kinderreitunterricht? Wie lernt ein Kind, wie unterrichten die Ausbilder? Diese Fragen sind jeden Tag in Reitschulen und bei Eltern aktuell. Um das Interesse und die Begeisterung der Kinder am Pferd zu wecken und zu erhalten, stellten die erfolgreiche Ausbilderin und Buchautorin Isabelle von Neumann-Cosel sowie die Nachwuchsführungskraft der FN-Abteilung Ausbildung Monika Schröter auf der Reitanlage Stahnsdorf die pädagogischen und reitsportlichen Rahmenbedingungen beim Unterrichten von Kindern vor. Und das Interesse war riesig, das Casino der Anlage war mit 80 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt. Angelika Binding, Sprecherin der PM-Regionalversammlung Berlin-Brandenburg, die stets bemüht ist, interessante Themen anzubieten, freute die große Resonanz besonders.
,Mit dem Wort "Abenteuer" verbindet man Neuentdeckung und Mut zum Risiko. Beides ist sicher für Kinder, die erstmals mit Pferden Kontakt haben, zutreffend. Reitunterricht bedeutet aber auch Sicherheit, Verantwortung, Disziplin. Die Frage nach dem Einstiegsalter, den körperlichen Voraussetzungen und der Gruppengröße waren Grundthemen des PM-Forums. Ebenso die Frage nach dem Ausbildungsziel und der Motivation. Gerade Jungs sind schwer für Pferde zu begeistern, aber Jungs wollen Cowboys sein, hier ist wieder das Motiv Abenteuer, drauf aufs Pony und los wäre hier der Wunsch. Bei der Frage nach dem "richtigen" Alter unterteilt Isabelle von Neumann-Cosel in drei Gruppen.
Kleine Reiter von fünf bis acht Jahre bauen erstes Vertrauen auf und erleben die erste Selbstständigkeit mit den Tieren. Spielerisches Lernen mit allen Sinnen steht im Vordergrund. Nachahmen erwünscht, Theorie und Praxis verbinden durch eigene Erfahrungen. Von neun bis elf Jahre erreichen Kinder das "goldene Zeitalter der Kindheit". Die koordinative Entwicklung ist in diesem Alter besonders trainierbar. Wollen, Können, Leistungsstreben, verbesserte Beobachtungsfähigkeit und Wahrnehmungsfähigkeit sind kennzeichnend für das späte Kindesalter. Werden die koordinativen Fähigkeiten in diesem Lernalter nicht ausreichend ausgebildet können sie nur bedingt oder sehr schwer im Nachhinein erlernt werden. Kinder lernen in diesem Alter auf Anhieb. Dies ist umso ausgeprägter entwickelt, je feiner, genauer und vielfältiger die Kinder ihr Bewegungskönnen entwickeln konnten, d.h. je größer ihr bis dahin erworbener Bewegungsschatz ist. Die letzte Gruppe, ab 12 Jahren, ist das schwierigste Alter, auch "Krise" Pubertät genannt. Körper und Psyche verändern sich stark. In diesem Abschnitt erfährt die Schulung der koordinativen Fähigkeiten eine Stagnation. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich eine Veränderung der Proportionen, vorwiegend Extremitätenwachstum. Bewegungen, die eine höhere Genauigkeit und entsprechende Feinsteuerung erfordern erleiden dabei einen Qualitätsverlust. Differenzierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und Rhythmusfähigkeit stagnieren. Als Konsequenz für das Training sollte die weitere Verbesserung und Festigung von einfachen, regelmäßig geübten und schon sicher beherrschten Bewegungen im Vordergrund stehen. Ab dem 16.Lebensjahr erhält die Reaktionsfähigkeit nochmals ein Leistungsschub. Zudem verbessern sich die konditionellen Fähigkeiten enorm.
Die Frage, ab welchem Alter ein Kind reiten kann / darf, wird sehr unterschiedlich beantwortet. In der Führzügelklasse z.B. sind Kinder teilnahmeberechtigt, die im laufenden Kalenderjahr mindestens vier Jahre alt werden. Bewertet wird u.a. der Ansatz zum ausbalancierten und losgelassenen Sitz. Allerdings ist ein (mit)wippender und stauchender Kopf des Kindes im Trab ein Zeichen dafür, dass das Kind seinen Kopf noch nicht selbstständig halten kann und der Rumpf nicht ausreichend stabilisiert ist. Deshalb sollten Kinder besser leichttraben, um Schäden zu vermeiden. Oder, wenn die körperliche Entwicklung noch nicht weit genug fortgeschritten ist, sind spielerische Kontakte zu den Tieren der erste Schritt.
Referentin Monika Schröter von der FN-Abteilung Ausbildung hielt einen Vortrag zum Thema Lehrpferd. Früher eher als Schulpferd bezeichnet, hob sie nochmals deutlich hervor, dass das Lehrpferd bei der reiterlichen Ausbildung der wichtigste "Mitarbeiter" ist. Das ideale Lehrpferd muss viele unterschiedliche Eigenschaften mitbringen. Drei balancierte Grundgangarten und eine solide Grundausbildung ist beim Schulpferd das wichtigste. Ein Lehrpferd darf weder vollkommen abgestumpft noch hypersensibel sein darf, damit sich der Reitschüler kleine Fehler erlauben kann und trotzdem erkennen kann, ob er die reiterlichen Hilfen korrekt gibt. Der gute Charakter des Lehrpferdes sollte sich nicht nur beim Reiten, sondern auch im Umgang zeigen. Es sollte geduldig sein und ausgeglichen sein. Kinder fühlen sich auf den Ponys, welche sie durch die Schmusestunden und Putzen bereits kennengelernt haben, sicherer und wohler. In der Halle der Reitanlage Stahnsdorf wurde dies dann auch in der Praxis vorgeführt. Einige Kinder zeigten ihr Können an der Longe, bei Balanceübungen und Reiten nach Anweisung. Dass die Kinder Spass mit Ponys hatten, konnte man deutlich sehen. Die Nachwuchsarbeit auf der Anlage der Familie Tilger begeisterte die Referentinnen und die Besucher des vorletzten PM-Seminars 2012.
Text+Fotos: Marietta Grade
,Mit dem Wort "Abenteuer" verbindet man Neuentdeckung und Mut zum Risiko. Beides ist sicher für Kinder, die erstmals mit Pferden Kontakt haben, zutreffend. Reitunterricht bedeutet aber auch Sicherheit, Verantwortung, Disziplin. Die Frage nach dem Einstiegsalter, den körperlichen Voraussetzungen und der Gruppengröße waren Grundthemen des PM-Forums. Ebenso die Frage nach dem Ausbildungsziel und der Motivation. Gerade Jungs sind schwer für Pferde zu begeistern, aber Jungs wollen Cowboys sein, hier ist wieder das Motiv Abenteuer, drauf aufs Pony und los wäre hier der Wunsch. Bei der Frage nach dem "richtigen" Alter unterteilt Isabelle von Neumann-Cosel in drei Gruppen.
Kleine Reiter von fünf bis acht Jahre bauen erstes Vertrauen auf und erleben die erste Selbstständigkeit mit den Tieren. Spielerisches Lernen mit allen Sinnen steht im Vordergrund. Nachahmen erwünscht, Theorie und Praxis verbinden durch eigene Erfahrungen. Von neun bis elf Jahre erreichen Kinder das "goldene Zeitalter der Kindheit". Die koordinative Entwicklung ist in diesem Alter besonders trainierbar. Wollen, Können, Leistungsstreben, verbesserte Beobachtungsfähigkeit und Wahrnehmungsfähigkeit sind kennzeichnend für das späte Kindesalter. Werden die koordinativen Fähigkeiten in diesem Lernalter nicht ausreichend ausgebildet können sie nur bedingt oder sehr schwer im Nachhinein erlernt werden. Kinder lernen in diesem Alter auf Anhieb. Dies ist umso ausgeprägter entwickelt, je feiner, genauer und vielfältiger die Kinder ihr Bewegungskönnen entwickeln konnten, d.h. je größer ihr bis dahin erworbener Bewegungsschatz ist. Die letzte Gruppe, ab 12 Jahren, ist das schwierigste Alter, auch "Krise" Pubertät genannt. Körper und Psyche verändern sich stark. In diesem Abschnitt erfährt die Schulung der koordinativen Fähigkeiten eine Stagnation. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich eine Veränderung der Proportionen, vorwiegend Extremitätenwachstum. Bewegungen, die eine höhere Genauigkeit und entsprechende Feinsteuerung erfordern erleiden dabei einen Qualitätsverlust. Differenzierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und Rhythmusfähigkeit stagnieren. Als Konsequenz für das Training sollte die weitere Verbesserung und Festigung von einfachen, regelmäßig geübten und schon sicher beherrschten Bewegungen im Vordergrund stehen. Ab dem 16.Lebensjahr erhält die Reaktionsfähigkeit nochmals ein Leistungsschub. Zudem verbessern sich die konditionellen Fähigkeiten enorm.
Die Frage, ab welchem Alter ein Kind reiten kann / darf, wird sehr unterschiedlich beantwortet. In der Führzügelklasse z.B. sind Kinder teilnahmeberechtigt, die im laufenden Kalenderjahr mindestens vier Jahre alt werden. Bewertet wird u.a. der Ansatz zum ausbalancierten und losgelassenen Sitz. Allerdings ist ein (mit)wippender und stauchender Kopf des Kindes im Trab ein Zeichen dafür, dass das Kind seinen Kopf noch nicht selbstständig halten kann und der Rumpf nicht ausreichend stabilisiert ist. Deshalb sollten Kinder besser leichttraben, um Schäden zu vermeiden. Oder, wenn die körperliche Entwicklung noch nicht weit genug fortgeschritten ist, sind spielerische Kontakte zu den Tieren der erste Schritt.
Referentin Monika Schröter von der FN-Abteilung Ausbildung hielt einen Vortrag zum Thema Lehrpferd. Früher eher als Schulpferd bezeichnet, hob sie nochmals deutlich hervor, dass das Lehrpferd bei der reiterlichen Ausbildung der wichtigste "Mitarbeiter" ist. Das ideale Lehrpferd muss viele unterschiedliche Eigenschaften mitbringen. Drei balancierte Grundgangarten und eine solide Grundausbildung ist beim Schulpferd das wichtigste. Ein Lehrpferd darf weder vollkommen abgestumpft noch hypersensibel sein darf, damit sich der Reitschüler kleine Fehler erlauben kann und trotzdem erkennen kann, ob er die reiterlichen Hilfen korrekt gibt. Der gute Charakter des Lehrpferdes sollte sich nicht nur beim Reiten, sondern auch im Umgang zeigen. Es sollte geduldig sein und ausgeglichen sein. Kinder fühlen sich auf den Ponys, welche sie durch die Schmusestunden und Putzen bereits kennengelernt haben, sicherer und wohler. In der Halle der Reitanlage Stahnsdorf wurde dies dann auch in der Praxis vorgeführt. Einige Kinder zeigten ihr Können an der Longe, bei Balanceübungen und Reiten nach Anweisung. Dass die Kinder Spass mit Ponys hatten, konnte man deutlich sehen. Die Nachwuchsarbeit auf der Anlage der Familie Tilger begeisterte die Referentinnen und die Besucher des vorletzten PM-Seminars 2012.
Text+Fotos: Marietta Grade