19.08.2015 21:22
Paul ist weg - die Geschichte von Sir Schenkenberg
Familie Gaston und Kathrin Glock haben dem holländischen Dressurreiter Edward Gal den von Jochen Vetters ausgebildeten Sir Schenkenberg gekauft.
Diese Nachricht war am 4.7.2015 in Berlin-Brandenburg eine kleine Sensation, vorallem der Zeitpunkt und dann natürlich der Käufer bzw. der zukünftige Reiter.
Das Besitzerin Marén Frychel einem Verkauf nicht abgeneigt ist, war bekannt. Und das es bereits viele Anfragen und Angebote gab, auch. Aber Marén Frychel ist Pferdewirtschaftsmeisterin und Stallbetreiberin in Großbeeren bei Berlin, keine professionelle Pferdehändlerin. Ihren reiterlichen Erfolg hat Marén ihrem Pferd Dossepfeil zu verdanken. Von Beginn an hat der Brandenburger Wallach sie begleitet und sie von Sieg zu Sieg getragen. 1996 holte Marén erstmals Gold bei den Landesmeisterschaften Berlin-Brandenburg, ihren Titel verteidigte sie sieben Jahre lang, jeweils in der Klasse der Junioren, Jungen Reiter und Senioren. Vor fünf Jahren wurde sie Deutsche Meisterin. Der Sieg beim Piaff-Fördercup 2004, ein von der Olympiasiegerin Liselott Schindling-Rheinberger initiierter Preis für Nachwuchstalente, bedeutete für sie den Sprung in den Deutschen Bundeskader der Senioren. Als Dossepfeil aus dem Sport verabschiedet wurde, begann die Suche nach einem neuen Dressurpferd. Dabei bekam sie Hilfe von Ausbilder Jochen Vetters, der ein gutes Auge und Gespür für Qualitätspferde hat. Bestes Beispiel ist Wallach Fanano, dessen Potential nur Vetters erkannte und größte sportliche Erfolge erzielte.
2010 entdeckte Vetters den jungen Sir Donnerhall - Sohn "Sir Schenkenberg" bei Züchter Lothar Schulze in Schenkenberg bei Groß Kreutz und erkannte sofort, welch enormes Potential in dem noblen vierjährigen Junghengst steckte Die Entscheidung zum Kauf war schnell getroffen. Viel Blut und viel Temperament, das der Weg kein leichter wird, wußten alle Beteiligten von Anfang an und deshalb überließ Familie Frychel Vetters komplett die Ausbildung. 2011 dann der große Schock: Rainer Frychel verstarb unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit am Morgen des 9. September 2011 im Alter von 68 Jahren. Nun musste Marén den Reit-und Fahrstall Großbeeren alleine führen, eine große Verantwortung für die damals 31jährige. Und es wurde schnell klar, Zeit für den großen Turniersport hatte sie nun keine mehr. Somit stand auch fest, dass Sir Schenkenberg in Ausbildung und Beritt bei Jochen Vetters bleibt, er von ihm auf Turnieren vorgestellt wird und später der Verkauf ansteht. Eine wirtschaftlich notwendige Entscheidung, aber emotional enorm schwer, denn, auch wenn das Pferd unter dem Sattel oft zwischen Genie und Wahnsinn unterwegs war und seinen Reiter mehrfach in Nöte brachte, im Stall wurde "Sir Schenkenberg" längst liebevoll "Paul" genannt. "Er ist im Umgang kein schwieriges Pferd, ganz im Gegenteil. Er ist die Ruhe selbst, vorsichtig und zuverlässig", schwärmt Marén Frychel. "Anspruchsvoll ist er unter dem Sattel, aber das sind die Sportpferde, die ganz oben erfolgreich mitmischen, alle. Ein Erfolgspferd muss Power im richtigen Moment haben, es muss "an" sein. Im Wettkampf voll dabei, ohne Reiter relaxed und cool, so ist Paul. So ein Pferd ist wie ein Ferrari, es braucht einen professionellen Reiter, wie der Ferrari einen Profi am Steuer, sonst kann es schnell gefährlich werden."
2014 erzielten Jochen Vetters und Sir Schenkenberg über 70% in Klasse S* in Bonhomme und Neustadt/Dosse. 2015 startete das Paar im Frühjahr erstmals in der Großen Tour und siegte auf Anhieb im Grand Prix. In Redefin dagegen verpatzte Sir Schenkenberg mit Eigenwilligkeiten Grand Prix und Special, im Richterprotokoll standen Kommentare wie "interessante Linienführung".
Aber seine Bewegungsqualitäten und das Potential hatte für Aufmerksamkeit gesorgt, die Kaufanfragen aus dem In-und Ausland häuften sich. Und so kam es, dass Hans Peter Minderhoud und Edward Gal zu einem Kurzbesuch nach Brandenburg kamen, um den schicken Dunkelbraunen zu testen. "Die Verantwortung für ein Pferd zu übernehmen, hat auch meine Persönlichkeit geprägt. Und natürlich war ich zuerst skeptisch, ob das die richtigen Reiter für mein Pferd sein würden. Aber schon nach ganz kurzer Zeit des Probereitens war klar zu erkennen, dass Gal sofort einen Draht zum Pferd gefunden hatte. Paul lief losgelassen, kaute und war zufrieden mit dem Reiter. Kein Kampf, kein tiefes Einstellen, sondern wirklich eine harmonische Vorstellung", erinnert Marén Frychel. "Bei Glock sind nicht nur Profis im Sattel, sondern das komplette Stallmanagement ist ganz auf das Wohl der Pferde ausgerichtet. Die Sportpferde haben Paddocks und dürfen auf die Koppel, das findet man nicht oft in deutschen Dressurställen. Jedes Pferd hat seinen Pfleger, der sich quasi rund um die Uhr kümmert. Das alles hat zu meiner Entscheidung geführt, den Kauf abzuschliessen. Wobei die Preisverhandlung hart waren und der Kauf fast noch gescheitert wäre. Zweimal waren wir mit Paul in der Klinik zum Check, es gibt wohl keinen Zentimeter seines Körpers, der nicht untersucht wurde."
Und dann kam der Tag des Abschieds im Stall Frychel , wegen der großen Hitze wurde in der Nacht der Weg nach Holland ins GHPC Netherlands in Osterbeek angetreten. Es dauerte einige Zeit, bis beim Stallteam und Marén Frychel die Tränen getrocknet waren, denn Paul war einer der Lieblinge im Stall.
„Er ist ein Pferd mit unglaublich großem Potenzial! Einfach perfekt für einen zukünftigen Star im Dressurviereck! Er ist wundervoll. Er hat noch nicht so viel Turniererfahrung, aber ganz viel Potential. Ich bin happy und dankbar, dass Familie Gaston und Kathrin Glock ihn für mich gekauft haben“, zeigt sich Edward Gal voller Stolz über den Zuwachs im GHPC Netherlands. Ob Olympia 2016 schon eine Option ist oder vielleicht 2020, ist reine Spekulation. Aber die Dressurwelt erwartet gespannt die ersten Ritte des deutschen Ausnahmepferdes mit dem holländischen Ausnahmereiter.
Diese Nachricht war am 4.7.2015 in Berlin-Brandenburg eine kleine Sensation, vorallem der Zeitpunkt und dann natürlich der Käufer bzw. der zukünftige Reiter.
Das Besitzerin Marén Frychel einem Verkauf nicht abgeneigt ist, war bekannt. Und das es bereits viele Anfragen und Angebote gab, auch. Aber Marén Frychel ist Pferdewirtschaftsmeisterin und Stallbetreiberin in Großbeeren bei Berlin, keine professionelle Pferdehändlerin. Ihren reiterlichen Erfolg hat Marén ihrem Pferd Dossepfeil zu verdanken. Von Beginn an hat der Brandenburger Wallach sie begleitet und sie von Sieg zu Sieg getragen. 1996 holte Marén erstmals Gold bei den Landesmeisterschaften Berlin-Brandenburg, ihren Titel verteidigte sie sieben Jahre lang, jeweils in der Klasse der Junioren, Jungen Reiter und Senioren. Vor fünf Jahren wurde sie Deutsche Meisterin. Der Sieg beim Piaff-Fördercup 2004, ein von der Olympiasiegerin Liselott Schindling-Rheinberger initiierter Preis für Nachwuchstalente, bedeutete für sie den Sprung in den Deutschen Bundeskader der Senioren. Als Dossepfeil aus dem Sport verabschiedet wurde, begann die Suche nach einem neuen Dressurpferd. Dabei bekam sie Hilfe von Ausbilder Jochen Vetters, der ein gutes Auge und Gespür für Qualitätspferde hat. Bestes Beispiel ist Wallach Fanano, dessen Potential nur Vetters erkannte und größte sportliche Erfolge erzielte.
2010 entdeckte Vetters den jungen Sir Donnerhall - Sohn "Sir Schenkenberg" bei Züchter Lothar Schulze in Schenkenberg bei Groß Kreutz und erkannte sofort, welch enormes Potential in dem noblen vierjährigen Junghengst steckte Die Entscheidung zum Kauf war schnell getroffen. Viel Blut und viel Temperament, das der Weg kein leichter wird, wußten alle Beteiligten von Anfang an und deshalb überließ Familie Frychel Vetters komplett die Ausbildung. 2011 dann der große Schock: Rainer Frychel verstarb unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit am Morgen des 9. September 2011 im Alter von 68 Jahren. Nun musste Marén den Reit-und Fahrstall Großbeeren alleine führen, eine große Verantwortung für die damals 31jährige. Und es wurde schnell klar, Zeit für den großen Turniersport hatte sie nun keine mehr. Somit stand auch fest, dass Sir Schenkenberg in Ausbildung und Beritt bei Jochen Vetters bleibt, er von ihm auf Turnieren vorgestellt wird und später der Verkauf ansteht. Eine wirtschaftlich notwendige Entscheidung, aber emotional enorm schwer, denn, auch wenn das Pferd unter dem Sattel oft zwischen Genie und Wahnsinn unterwegs war und seinen Reiter mehrfach in Nöte brachte, im Stall wurde "Sir Schenkenberg" längst liebevoll "Paul" genannt. "Er ist im Umgang kein schwieriges Pferd, ganz im Gegenteil. Er ist die Ruhe selbst, vorsichtig und zuverlässig", schwärmt Marén Frychel. "Anspruchsvoll ist er unter dem Sattel, aber das sind die Sportpferde, die ganz oben erfolgreich mitmischen, alle. Ein Erfolgspferd muss Power im richtigen Moment haben, es muss "an" sein. Im Wettkampf voll dabei, ohne Reiter relaxed und cool, so ist Paul. So ein Pferd ist wie ein Ferrari, es braucht einen professionellen Reiter, wie der Ferrari einen Profi am Steuer, sonst kann es schnell gefährlich werden."
2014 erzielten Jochen Vetters und Sir Schenkenberg über 70% in Klasse S* in Bonhomme und Neustadt/Dosse. 2015 startete das Paar im Frühjahr erstmals in der Großen Tour und siegte auf Anhieb im Grand Prix. In Redefin dagegen verpatzte Sir Schenkenberg mit Eigenwilligkeiten Grand Prix und Special, im Richterprotokoll standen Kommentare wie "interessante Linienführung".
Aber seine Bewegungsqualitäten und das Potential hatte für Aufmerksamkeit gesorgt, die Kaufanfragen aus dem In-und Ausland häuften sich. Und so kam es, dass Hans Peter Minderhoud und Edward Gal zu einem Kurzbesuch nach Brandenburg kamen, um den schicken Dunkelbraunen zu testen. "Die Verantwortung für ein Pferd zu übernehmen, hat auch meine Persönlichkeit geprägt. Und natürlich war ich zuerst skeptisch, ob das die richtigen Reiter für mein Pferd sein würden. Aber schon nach ganz kurzer Zeit des Probereitens war klar zu erkennen, dass Gal sofort einen Draht zum Pferd gefunden hatte. Paul lief losgelassen, kaute und war zufrieden mit dem Reiter. Kein Kampf, kein tiefes Einstellen, sondern wirklich eine harmonische Vorstellung", erinnert Marén Frychel. "Bei Glock sind nicht nur Profis im Sattel, sondern das komplette Stallmanagement ist ganz auf das Wohl der Pferde ausgerichtet. Die Sportpferde haben Paddocks und dürfen auf die Koppel, das findet man nicht oft in deutschen Dressurställen. Jedes Pferd hat seinen Pfleger, der sich quasi rund um die Uhr kümmert. Das alles hat zu meiner Entscheidung geführt, den Kauf abzuschliessen. Wobei die Preisverhandlung hart waren und der Kauf fast noch gescheitert wäre. Zweimal waren wir mit Paul in der Klinik zum Check, es gibt wohl keinen Zentimeter seines Körpers, der nicht untersucht wurde."
Und dann kam der Tag des Abschieds im Stall Frychel , wegen der großen Hitze wurde in der Nacht der Weg nach Holland ins GHPC Netherlands in Osterbeek angetreten. Es dauerte einige Zeit, bis beim Stallteam und Marén Frychel die Tränen getrocknet waren, denn Paul war einer der Lieblinge im Stall.
„Er ist ein Pferd mit unglaublich großem Potenzial! Einfach perfekt für einen zukünftigen Star im Dressurviereck! Er ist wundervoll. Er hat noch nicht so viel Turniererfahrung, aber ganz viel Potential. Ich bin happy und dankbar, dass Familie Gaston und Kathrin Glock ihn für mich gekauft haben“, zeigt sich Edward Gal voller Stolz über den Zuwachs im GHPC Netherlands. Ob Olympia 2016 schon eine Option ist oder vielleicht 2020, ist reine Spekulation. Aber die Dressurwelt erwartet gespannt die ersten Ritte des deutschen Ausnahmepferdes mit dem holländischen Ausnahmereiter.