27.04.2015 11:41

LPO-Wissen, nicht nur für Trainer

"LPO-Wissen für Trainer" hieß das Seminar offiziell, aber eigentlich wäre der Abend für alle Turnierreiter interessant gewesen.
Was ist die LPO? Die LPO (Leistungs-Prüfungs-Ordnung) dient der Durchführung von Wettbewerben und Leistungsprüfungen mit dem Ziel, den Reit-, Fahr- und Voltigiersport zu fördern und zu unterstützen. Die LPO gilt als Regelwerk für alle nationalen Turniere. Die LPO wird gemeinsam von der FN (Abteilung Turniersport) und den Landesverbänden turnusgemäß alle vier Jahre überarbeitet. Sie ist verbindlich für alle in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) zusammen-geschlossenen natürlichen und juristischen Personen, die Leistungsprüfungen oder Pferdeleistungsprüfungen vorbereiten, durchführen, beaufsichtigen sowie daran teilnehmen. Soweit die Erklärung der FN, Herausgeberin des Regelwerks. Die wichtigsten Änderungen der aktuellen LPO aus 2013 waren die offenen/geschlossenen Prüfungen und die Schnupperlizenz (LK0). Aber auch zwischen diesen Neuerscheinungsterminen können Änderungen und Klarstellungen notwendig werden, die als Kalenderveröffentlichungen erscheinen. Zusätzlich zur LPO können jedoch auch die Besonderen Bestimmungen der Landeskommissionen LPO-Regelungen weiter definieren.
Man sollte also, wenn man am Turniersport teilnimmt, im auf dem neuesten Stand sein. Aus diesem Grund fand im Reiterhaus, beim LPBB in Berlin, ein Seminar mit den Referenten Helmut Kannengießer (Vorsitzender der Landeskommission BB und Richter FN) und Rüdiger Beissert (Vorsitzender des Fachbeirates Dressur im LPBB und Richter FN) statt.
Im ersten Teil des Abends vermittelte Rüdiger Beißert Grundwissen, z.B. was gehört inhaltlich mit zur LPO? Wie ist die LPO aufgeteilt? Was ist Teil A und Teil B? Es ist immer wieder erstaunlich, aber teilweise auch unverständlich, dass vielen Reitern auf Turnieren die einfachsten Grundregeln entweder nicht bekannt sind oder sie diese zwar kennen, aber missachten. Dies betrifft oftmals die Ausrüstung von Pferd und Reiter der Klasse entsprechend oder aber auch, dass sich jeder Teilnehmer mindestens 30 Minuten, oder auch 60 Minuten, vor Beginn einer Prüfung zur Verfügung des Veranstalters halten muss. "Nicht melden heißt Zustimmung!" bei jeglicher Änderung, die auf dem Turnierplatz von den Verantwortlichen getroffen wird. Befangenheitsgründe, Arten der Pferdekontrollen, grundsätzliche  Ausschlüsse und insbesondere Beispiele für Ausschlüsse in Dressurprüfungen, z.B. Verlassen des Vierecks mit allen vier Pferdebeinen, waren weitere Themen, die Rüdiger Beißert nicht als "trockene Theorie", sondern mit Formulierungen "aus dem Leben" vermittelte, allerdings nicht ohne den ernsthaften Hintergrund des Themas zu vergessen.
Nach einer kurzen Pause folgte der zweite Teil mit Helmut Kannengießer und Fallbeispielen aus dem Bereich Rechtsordnung und Einsprüche. Wer ist wann und unter welchen Umständen einspruchsberechtigt? Wie ist der Ablauf, was gilt es bei einem Einspruch zu beachten? Gegen die Rüge oder den Ausschluss von der LP (sprich vom Turnier) ist ein Einspruch z.B. nicht zulässig. Mit Fragen zu Sofortentscheidungen folgte ein munterer Frage-Antwort-Austausch mit den Teilnehmern des Seminars, die durchaus nicht immer "sattelfest" in ihren Antworten waren.
Regelverstöße, aus Unwissen oder Vorsatz, sind leider keine Seltenheit mehr auf deutschen Turnierplätzen. Ebenso Reiter, die oft sinnlos und unsachliche Diskussionen über Richterentscheidungen führen. Vielleicht würde mehr LPO-Wissen zu weniger Stress auf Turnierplätzen führen? Aus diesem Grund sollten solche Seminare regelmäßig angeboten werden. Die Teilnehmer des Abends gaben ein positives Urteil, die Referenten haben viel Wissen verständlich und praxisnah vermittelt.
Text+Fotos: Marietta Grade
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H.Kannengießer,R.Beißert