14.07.2011 22:43
Jubiläum in Brück - 10 Jahre Titanen der Rennbahn
Eine Art "Sportevent für Kaltblutpferde und fürs Volk" wollten die Brüder Thomas und Burkhard Haseloff organisieren, einen Mix aus Wettkampf und Unterhaltung, so der Plan vor über 10 Jahren. Kaltblüter standen bereits im heimischen Stall, Ackerfläche wurde zur Wettkampfstätte, ein Richterturm wurde gebaut, der Kaltblutzucht- und Sportverein Brück e.V. wurde gegründet.
Zur Premiere wurden 10.000 Besucher erwartet, das immerhin 6000 kamen, war ein toller Erfolg und der Anfang einer langjährigen und stetig wachsenden Veranstaltung, die in jedem Jahr mit neuen Programmteilen begeistert. Aber auch die "traditionellen" Programmpunkte finden jährlich großen Anklang. Die bislang besten Fohlen moderner Kaltblutzucht präsentierten sich am 23. Juni auf dem 7. Überregionalen Fohlenchampionat für Rheinisch-Deutsches Kaltblut, das traditionell die Titanen der Rennbahn einläutet.
Die Plattform für die Rheinisch-Deutschen Kaltblutzüchter, die die Brüder Haseloff als Titanenveranstalter geschaffen haben, wird von Jahr zu Jahr mehr angenommen. 46 Fohlen aus Deutschland und Holland, mehr als im Vorjahr, traten vor die Juroren. In Pritzier, der traditionellen Hochburg der ostdeutschen Kaltblutzucht im Sachsen-Anhaltinischen Altmarkkreis Salzwedel, waren beim zweiten Championats-Termin am 18. Juni nur 23 Kaltblutfohlen erschienen. Von Brück hingegen nahmen schon allein 8 Stut- und 10 Hengstfohlen eine der begehrten Staatsprämien mit nach Hause. Das ausgeglichene Erscheinungsbild auf den jeweils vier Bewertungsringen und einem Endring hatte es den Richtern Dr. Uwe Clar aus Niedersachsen, Horst von Langermann aus Brandenburg, Dieter Quaas aus Mecklenburg- Vorpommern , Erdmann Schulz aus Sachsen-Anhalt und Antje Sadau, Dezernentin für Pferdezucht im Brandenburgischen Landwirtschaftsministerium, nicht leicht gemacht.
Besonders schwierig erwies sich die Entscheidung bei den Hengstfohlen. Letztlich ging der Sieg aufgrund der besseren Bewegungsabläufe an den am 2. April geborenen Moritz von Grüneberg, den Andreas Schmidt aus dem Oberhavelland mit seiner braunen Staatsprämienstatute Nelli und dem niederländischen Rapphengst Moriaan van de Dageraad züchtete. Bei den Stutfohlen siegte Alfons Fiege aus Westfalen, der seine Fuchsstute Halla von dem in Brandenburg bodenständigen Rapphengst Arsenal von Olaf Peter aus Gransee hatte decken lassen. Zweiter wurde mit Wolfgang Rohr und dem Stutfohlen von Ute und Elmo von Lupitz erneut ein Oberhavelländer. Insgesamt sei ein enormer Zuchtfortschritt bei einer Haustierrasse erreicht worden, die vom Aussterben bedroht ist, erläuterte der Geschäftsführer des Brandenburg-Anhaltinischen Zuchtverbandes, Horst von Langermann. Besonders die Stutfohlen würden den modernen Kaltbluttyp verkörpern, betonte er.
Am Freitagabend, wie immer im großen Festzelt, wurden zuerst die Fahrerteams vorgestellt. Da sich die meisten Aktiven kennen, ist dieses Treffen mittlerweile wie eine überdimensionierte Familienfeier. Die Berliner Rocklegende Frank Zander bestritt die Eröffnungsfeier und über 2000 Gäste brachten das Zelt an den Rand der Belastbarkeit.
Ebenfalls mit einem besonderen Gast wurde am Samstagmorgen die offizielle Eröffnung mit dem Einmarsch der Reiter und Gespanne geehrt. Martin Luther mit Gefolge in Brück, wie kam es dazu? Zehn Jahre „Titanen der Rennbahn" waren Anlass, in den Annalen der Stadtgeschichte zu blättern. Dabei kam erstaunliches zu Tage. Nach seiner Rückkehr von der Wartburg, auf der Martin Luther als Junker Jörg die Bibel übersetzt hatte, begab sich der Gründer der evangelischen Kirche von seinem Stammsitz Wittenberg aus auf Kirchenvisitation. 1530 traf Prof. Dr. Martin Luther bei seiner Rundreise zusammen mit dem berühmten Kirchenmann, dem Justitiar Gregor von Brück, in der Flämingstadt ein. Urkundlich festgehalten ist, dass Luther auch das Brenn- und Braurecht von 36 Brückern inspizierte und schriftliche Genehmigungen erteilte. Laut historischem Dokument ermahnte Luther die Brücker, besonders die Geistlichen, abendlich nicht mit den Schäflein zu prassen, zu völlern und zu saufen. Die Kirchenglocke, die bei dem ersten Titanen Schaubild mit Luther und Gregor von Brück auf dem Wagen die Runden dreht, dürfte schon 1530 zu Ehren Luthers geläutet haben. Sie gehört seit 1248, zu der Zeit als der Bau des Kölner Doms begann, zum Geläut der Brücker Kirche. Sie ist die viertälteste Glocke von Deutschland. Sie warnte vor anrückenden Feinden. Sie läutete Sturm, bei den großen Bränden in Rottstock und sie ließ ihren Klang hören, wenn die Vorfahren der Brücker und der Rosttocker, dem heute eingemeindeten Titanenort, getauft wurden. Für Pastor Kautz, der übrigens im Kostüm des Gregor von Brück steckte, ist die Glockenrarität etwas Heiliges, „weil sie schon so lange die Menschen zu Gott ruft!".
Unter dem Festtagsmotto „Vom Ackerwagen bis zur Königskutsche" wurden die Zuschauer auf eine Zeitreise mitgenommen. Unter anderem wurde die originale Krönungskutsche von Friedrich Wilhelm II gezeigt. Nach zahlreichen sportlichen Wettbewerben, folgte die erste Tombola-Auslosung, das Römerspektakel mit Wagenrennen, Nienhagener Fox Hound-Meute und die Frauenparforcehorngruppe, sowie der traditionelle Jubiläumsumzug durch die Stadt Brück mit abschliessendem Sommernachtsball. Das Schönste aus 10 Jahren Titanen Hochzeitskutschen, Brauereiwagen, Titanen on Tour, historische Feuerwehren wurde am Sonntag gezeigt. Viele Erinnerungen wurden wach, wie z.B. an 2009 Titanen on Tour, mit dem Planwagentreck 1200 km - von Flandern in den Fläming. Oder 2008 mit dem Rekord 26 Kaltblüter vor der Postkutsche. Highlight 2011: nach atemloser Stille wurde mit Jubel die weltweit einmalige Quadrille von 10 Gespannen mit 10 Kaltblütern an den Leinen empfangen. Man könnte meinen, die Brücker sind ständig auf Rekordjagd, die Suche nach neuen Herausforderungen beginnt jedes Jahr aufs Neue.
Auch rekordverdächtig: Holzrücker „Benno“ aus der Schorfheide siegte beim Brandenburger Championat für das „Stärkste Kaltblut“. Er zog den 1040 Kilo schweren Schlittenwagen 60 Meter weit in der Superzeit von 38 Sekunden. Der starke Kaltblüter gehört dem Landesforstbetrieb Brandenburg.
Und Martin Meier aus Fredersdorf spannte acht Kühe vor seine Kutsche. Die in Europa wohl einmaligen Kuh-Nummern gehen auf eine Wette mit den Gebrüdern Haseloff zurück. Als in Brück wieder einmal ein Schaubild gesucht wurde, sind die Wiederkäuer als Programmpunkt in Betracht gezogen worden. „Das geht nicht“, hieß es damals. Seitdem tritt Martin Meier den Beweis bei jeder Show neu an und sagt über sich selbst: „Ich bin verrückt, verrückter geht es kaum mehr. Nun möchte ich es in das Guinnessbuch der Rekorde schaffen. Wetten dass . . .?“ Eine Sonderehrung erhielt der sympathische Landwirt in Brück mit großem Applaus des Publikums.
Bilanz 2011: Mehr als 25.000 Kaltblutfreunde feierten begeistert die 342 akkreditierten Pferde und über 300 Teilnehmer aus neun Nationen. Zum Abschluss der weltweit größten Kaltblutshow konnten im Mekka der Kaltblutenthusiasten die Veranstalter Burkhard und Thomas Haseloff nur noch sprachlos sagen: „Genial".
Text+Fotos: Marietta Grade, PM M.Schöning
Zur Premiere wurden 10.000 Besucher erwartet, das immerhin 6000 kamen, war ein toller Erfolg und der Anfang einer langjährigen und stetig wachsenden Veranstaltung, die in jedem Jahr mit neuen Programmteilen begeistert. Aber auch die "traditionellen" Programmpunkte finden jährlich großen Anklang. Die bislang besten Fohlen moderner Kaltblutzucht präsentierten sich am 23. Juni auf dem 7. Überregionalen Fohlenchampionat für Rheinisch-Deutsches Kaltblut, das traditionell die Titanen der Rennbahn einläutet.
Die Plattform für die Rheinisch-Deutschen Kaltblutzüchter, die die Brüder Haseloff als Titanenveranstalter geschaffen haben, wird von Jahr zu Jahr mehr angenommen. 46 Fohlen aus Deutschland und Holland, mehr als im Vorjahr, traten vor die Juroren. In Pritzier, der traditionellen Hochburg der ostdeutschen Kaltblutzucht im Sachsen-Anhaltinischen Altmarkkreis Salzwedel, waren beim zweiten Championats-Termin am 18. Juni nur 23 Kaltblutfohlen erschienen. Von Brück hingegen nahmen schon allein 8 Stut- und 10 Hengstfohlen eine der begehrten Staatsprämien mit nach Hause. Das ausgeglichene Erscheinungsbild auf den jeweils vier Bewertungsringen und einem Endring hatte es den Richtern Dr. Uwe Clar aus Niedersachsen, Horst von Langermann aus Brandenburg, Dieter Quaas aus Mecklenburg- Vorpommern , Erdmann Schulz aus Sachsen-Anhalt und Antje Sadau, Dezernentin für Pferdezucht im Brandenburgischen Landwirtschaftsministerium, nicht leicht gemacht.
Besonders schwierig erwies sich die Entscheidung bei den Hengstfohlen. Letztlich ging der Sieg aufgrund der besseren Bewegungsabläufe an den am 2. April geborenen Moritz von Grüneberg, den Andreas Schmidt aus dem Oberhavelland mit seiner braunen Staatsprämienstatute Nelli und dem niederländischen Rapphengst Moriaan van de Dageraad züchtete. Bei den Stutfohlen siegte Alfons Fiege aus Westfalen, der seine Fuchsstute Halla von dem in Brandenburg bodenständigen Rapphengst Arsenal von Olaf Peter aus Gransee hatte decken lassen. Zweiter wurde mit Wolfgang Rohr und dem Stutfohlen von Ute und Elmo von Lupitz erneut ein Oberhavelländer. Insgesamt sei ein enormer Zuchtfortschritt bei einer Haustierrasse erreicht worden, die vom Aussterben bedroht ist, erläuterte der Geschäftsführer des Brandenburg-Anhaltinischen Zuchtverbandes, Horst von Langermann. Besonders die Stutfohlen würden den modernen Kaltbluttyp verkörpern, betonte er.
Am Freitagabend, wie immer im großen Festzelt, wurden zuerst die Fahrerteams vorgestellt. Da sich die meisten Aktiven kennen, ist dieses Treffen mittlerweile wie eine überdimensionierte Familienfeier. Die Berliner Rocklegende Frank Zander bestritt die Eröffnungsfeier und über 2000 Gäste brachten das Zelt an den Rand der Belastbarkeit.
Ebenfalls mit einem besonderen Gast wurde am Samstagmorgen die offizielle Eröffnung mit dem Einmarsch der Reiter und Gespanne geehrt. Martin Luther mit Gefolge in Brück, wie kam es dazu? Zehn Jahre „Titanen der Rennbahn" waren Anlass, in den Annalen der Stadtgeschichte zu blättern. Dabei kam erstaunliches zu Tage. Nach seiner Rückkehr von der Wartburg, auf der Martin Luther als Junker Jörg die Bibel übersetzt hatte, begab sich der Gründer der evangelischen Kirche von seinem Stammsitz Wittenberg aus auf Kirchenvisitation. 1530 traf Prof. Dr. Martin Luther bei seiner Rundreise zusammen mit dem berühmten Kirchenmann, dem Justitiar Gregor von Brück, in der Flämingstadt ein. Urkundlich festgehalten ist, dass Luther auch das Brenn- und Braurecht von 36 Brückern inspizierte und schriftliche Genehmigungen erteilte. Laut historischem Dokument ermahnte Luther die Brücker, besonders die Geistlichen, abendlich nicht mit den Schäflein zu prassen, zu völlern und zu saufen. Die Kirchenglocke, die bei dem ersten Titanen Schaubild mit Luther und Gregor von Brück auf dem Wagen die Runden dreht, dürfte schon 1530 zu Ehren Luthers geläutet haben. Sie gehört seit 1248, zu der Zeit als der Bau des Kölner Doms begann, zum Geläut der Brücker Kirche. Sie ist die viertälteste Glocke von Deutschland. Sie warnte vor anrückenden Feinden. Sie läutete Sturm, bei den großen Bränden in Rottstock und sie ließ ihren Klang hören, wenn die Vorfahren der Brücker und der Rosttocker, dem heute eingemeindeten Titanenort, getauft wurden. Für Pastor Kautz, der übrigens im Kostüm des Gregor von Brück steckte, ist die Glockenrarität etwas Heiliges, „weil sie schon so lange die Menschen zu Gott ruft!".
Unter dem Festtagsmotto „Vom Ackerwagen bis zur Königskutsche" wurden die Zuschauer auf eine Zeitreise mitgenommen. Unter anderem wurde die originale Krönungskutsche von Friedrich Wilhelm II gezeigt. Nach zahlreichen sportlichen Wettbewerben, folgte die erste Tombola-Auslosung, das Römerspektakel mit Wagenrennen, Nienhagener Fox Hound-Meute und die Frauenparforcehorngruppe, sowie der traditionelle Jubiläumsumzug durch die Stadt Brück mit abschliessendem Sommernachtsball. Das Schönste aus 10 Jahren Titanen Hochzeitskutschen, Brauereiwagen, Titanen on Tour, historische Feuerwehren wurde am Sonntag gezeigt. Viele Erinnerungen wurden wach, wie z.B. an 2009 Titanen on Tour, mit dem Planwagentreck 1200 km - von Flandern in den Fläming. Oder 2008 mit dem Rekord 26 Kaltblüter vor der Postkutsche. Highlight 2011: nach atemloser Stille wurde mit Jubel die weltweit einmalige Quadrille von 10 Gespannen mit 10 Kaltblütern an den Leinen empfangen. Man könnte meinen, die Brücker sind ständig auf Rekordjagd, die Suche nach neuen Herausforderungen beginnt jedes Jahr aufs Neue.
Auch rekordverdächtig: Holzrücker „Benno“ aus der Schorfheide siegte beim Brandenburger Championat für das „Stärkste Kaltblut“. Er zog den 1040 Kilo schweren Schlittenwagen 60 Meter weit in der Superzeit von 38 Sekunden. Der starke Kaltblüter gehört dem Landesforstbetrieb Brandenburg.
Und Martin Meier aus Fredersdorf spannte acht Kühe vor seine Kutsche. Die in Europa wohl einmaligen Kuh-Nummern gehen auf eine Wette mit den Gebrüdern Haseloff zurück. Als in Brück wieder einmal ein Schaubild gesucht wurde, sind die Wiederkäuer als Programmpunkt in Betracht gezogen worden. „Das geht nicht“, hieß es damals. Seitdem tritt Martin Meier den Beweis bei jeder Show neu an und sagt über sich selbst: „Ich bin verrückt, verrückter geht es kaum mehr. Nun möchte ich es in das Guinnessbuch der Rekorde schaffen. Wetten dass . . .?“ Eine Sonderehrung erhielt der sympathische Landwirt in Brück mit großem Applaus des Publikums.
Bilanz 2011: Mehr als 25.000 Kaltblutfreunde feierten begeistert die 342 akkreditierten Pferde und über 300 Teilnehmer aus neun Nationen. Zum Abschluss der weltweit größten Kaltblutshow konnten im Mekka der Kaltblutenthusiasten die Veranstalter Burkhard und Thomas Haseloff nur noch sprachlos sagen: „Genial".
Text+Fotos: Marietta Grade, PM M.Schöning