15.06.2010 12:10
Jubiläum bei Pardemann in Bredow
2005 wurde der Hof Pardemann 100 Jahre, 2010 wurde mit Reitertag und Reiterball das 20jährige Betriebsjubliäum gefeiert.
Vor 20 Jahren war vieles im Wandel, manches vorm Zerbrechen, anderes vorm Neubeginn. Der Agraringenieur Reinhard Pardemann und seine Frau Karin verloren 1990 wegen Auflösung des Kombinats ihre Arbeit im LIA (Landtechnische Industrieanlagen) Nauen. Die Idee vom eigenen Landwirtschaftsbetrieb ließ sich nicht aus Reinhards Kopf verbannen, zumal der Hof in Bredow von 1905 bis 1959 in privater Pardemannscher Hand gewesen war. Reinhards Großvater Georg und sein Vater Werner hatten das Anwesen jahrzehntelang bewirtschaftet. Jetzt bestand die Chance, die Flächen zurückzubekommen. Und Volker, einer von Reinhards beiden Söhnen, war schon als Kind ein Pferdenarr gewesen. Neben seiner Ausbildung zum Maschinenanlagenbauer mit Abitur hatte der Junge, damals 22, auch einen Facharbeiter für Tierzucht vorzuweisen.
1990 begannen sie im Nebenerwerb mit drei Pferden. Im Jahr darauf ließ Volker Pardemann sein Landwirtschaftsstudium an der Humboldtuniversität sausen, weil er beim Aufbau des Hofes dringend gebraucht wurde. Vater Reinhard stand mit Anfang 50 zwar mitten im Leben und wollte seine Erfahrung gern einbringen, aber Kredite und Fördermittel wurden an Junglandwirte vergeben. Volker reichte als Wiedereinrichter ein Betriebskonzept bei der Landesinvestitionsbank ein. „Machen wir das richtig?“, hat er damals oft gedacht. Nächtelang konnte er nicht schlafen, wenn er an die Belastung dachte. Er bekam einen Kredit, der übrigens noch heute abgezahlt wird. Stall und Mehrzweckhalle konnten mit dem Geld gebaut werden, nach und nach ersetzte neue Technik den alten DDR-Traktor. „Wir sind kein Reiterhof, sondern ein landwirtschaftlicher Betrieb“ betont Reinhard Pardemann oft. Ein Betrieb, der das FN-Gütesiegel der Deutschen Reiterlichen Vereinigung trägt, ein Betrieb mit Zucht, Futterherstellung und Pferdepension. „Wir sind langsam gewachsen, immer wie die Einnahmen es zuließen“, sagt Volker Pardemann. Zwischendurch ging es um Sein oder Nichtsein, schiebt sein Vater dazwischen, der heute, 72-Jährig, noch voll mitarbeitet. Vor zwei, drei Jahren war es kritisch, es standen kaum Pferde im Stall. Jetzt gibt es wieder eine Warteliste. 20 Pensionstiere haben Pardemanns derzeit, dazu 16 eigene Zuchtpferde. Die Krise sei auch in diesem Bereich zu spüren. „Der Absatz an Zuchtpferden stockt, die Preise für die Tiere sinken“, erzählt Fachmann Volker Pardemann. Auch die Deckstationen haben weniger zu tun. „Es ist wie mit den Kindern in Krisenjahren. Ein paar Jahre gibt es wohl auch weniger Fohlen“, denkt Reinhard Pardemann.
Der Pferdehof in Bredow ist im Moment ein Drei-Generationen-Projekt: Reinhard und seine Frau Karin, Volker, seine Frau Heike und die Kinder Georg (8) und Paul (6) leben auf dem Anwesen. Die Kinder reiten sogar schon Turniere auf ihren Ponys. Jahrzehntelang war der Hof ein Familienbetrieb, und er ist es heute wieder. Mitunter helfen Saisonkräfte. Begonnen hatte alles 1885, da erbaute Carl Sommerfeld am heutigen Standort in Bredow Haus und Scheune. Sommerfelds Tochter Emilie heiratete 1905 den Bauern Georg Pardemann, der die Dynastie begründete. 1944 ging das Anwesen an Sohn Werner. Nach dem Krieg wurde es politisch und wirtschaftlich schwierig. Pardemanns mit 50 Hektar Land waren Mittelbauern und wurden nicht enteignet. Aber auch sie kamen 1959 in die LPG. Opa Werner ungern, sagt Enkel Volker. Von Zwang will Reinhard Pardemann aber nicht reden. Wirtschaftlich hätte man nicht überleben können. „Die Belastung durch das Abgabesoll wäre zu hoch gewesen“, sagt er. Reinhards Eltern haben immer im Haus in Bredow gewohnt. Er selbst kehrte 1970 dorthin zurück, als er im LIA Nauen anfing. Das Dorf Bredow war immer von der Landwirtschaft geprägt. Das ist auch nach der Wende so geblieben, findet Volker. Aus der LPG wurde eine Agrargenossenschaft, Pardemanns wurden Wiedereinrichter. Es gibt einen Schäfer und die Stutenmilchfarm. Volker Pardemann, selbst Mitglied einiger Vereine, spricht von einer Dorfgemeinschaft, die Feste feiert. Und so konnten zum Reiterball einige hundert Gäste begrüßt werden, gefeiert wurde bis zum nächsten Morgen.
Text: M.Grade,MAZ,Fotos:Privat
Vor 20 Jahren war vieles im Wandel, manches vorm Zerbrechen, anderes vorm Neubeginn. Der Agraringenieur Reinhard Pardemann und seine Frau Karin verloren 1990 wegen Auflösung des Kombinats ihre Arbeit im LIA (Landtechnische Industrieanlagen) Nauen. Die Idee vom eigenen Landwirtschaftsbetrieb ließ sich nicht aus Reinhards Kopf verbannen, zumal der Hof in Bredow von 1905 bis 1959 in privater Pardemannscher Hand gewesen war. Reinhards Großvater Georg und sein Vater Werner hatten das Anwesen jahrzehntelang bewirtschaftet. Jetzt bestand die Chance, die Flächen zurückzubekommen. Und Volker, einer von Reinhards beiden Söhnen, war schon als Kind ein Pferdenarr gewesen. Neben seiner Ausbildung zum Maschinenanlagenbauer mit Abitur hatte der Junge, damals 22, auch einen Facharbeiter für Tierzucht vorzuweisen.
1990 begannen sie im Nebenerwerb mit drei Pferden. Im Jahr darauf ließ Volker Pardemann sein Landwirtschaftsstudium an der Humboldtuniversität sausen, weil er beim Aufbau des Hofes dringend gebraucht wurde. Vater Reinhard stand mit Anfang 50 zwar mitten im Leben und wollte seine Erfahrung gern einbringen, aber Kredite und Fördermittel wurden an Junglandwirte vergeben. Volker reichte als Wiedereinrichter ein Betriebskonzept bei der Landesinvestitionsbank ein. „Machen wir das richtig?“, hat er damals oft gedacht. Nächtelang konnte er nicht schlafen, wenn er an die Belastung dachte. Er bekam einen Kredit, der übrigens noch heute abgezahlt wird. Stall und Mehrzweckhalle konnten mit dem Geld gebaut werden, nach und nach ersetzte neue Technik den alten DDR-Traktor. „Wir sind kein Reiterhof, sondern ein landwirtschaftlicher Betrieb“ betont Reinhard Pardemann oft. Ein Betrieb, der das FN-Gütesiegel der Deutschen Reiterlichen Vereinigung trägt, ein Betrieb mit Zucht, Futterherstellung und Pferdepension. „Wir sind langsam gewachsen, immer wie die Einnahmen es zuließen“, sagt Volker Pardemann. Zwischendurch ging es um Sein oder Nichtsein, schiebt sein Vater dazwischen, der heute, 72-Jährig, noch voll mitarbeitet. Vor zwei, drei Jahren war es kritisch, es standen kaum Pferde im Stall. Jetzt gibt es wieder eine Warteliste. 20 Pensionstiere haben Pardemanns derzeit, dazu 16 eigene Zuchtpferde. Die Krise sei auch in diesem Bereich zu spüren. „Der Absatz an Zuchtpferden stockt, die Preise für die Tiere sinken“, erzählt Fachmann Volker Pardemann. Auch die Deckstationen haben weniger zu tun. „Es ist wie mit den Kindern in Krisenjahren. Ein paar Jahre gibt es wohl auch weniger Fohlen“, denkt Reinhard Pardemann.
Der Pferdehof in Bredow ist im Moment ein Drei-Generationen-Projekt: Reinhard und seine Frau Karin, Volker, seine Frau Heike und die Kinder Georg (8) und Paul (6) leben auf dem Anwesen. Die Kinder reiten sogar schon Turniere auf ihren Ponys. Jahrzehntelang war der Hof ein Familienbetrieb, und er ist es heute wieder. Mitunter helfen Saisonkräfte. Begonnen hatte alles 1885, da erbaute Carl Sommerfeld am heutigen Standort in Bredow Haus und Scheune. Sommerfelds Tochter Emilie heiratete 1905 den Bauern Georg Pardemann, der die Dynastie begründete. 1944 ging das Anwesen an Sohn Werner. Nach dem Krieg wurde es politisch und wirtschaftlich schwierig. Pardemanns mit 50 Hektar Land waren Mittelbauern und wurden nicht enteignet. Aber auch sie kamen 1959 in die LPG. Opa Werner ungern, sagt Enkel Volker. Von Zwang will Reinhard Pardemann aber nicht reden. Wirtschaftlich hätte man nicht überleben können. „Die Belastung durch das Abgabesoll wäre zu hoch gewesen“, sagt er. Reinhards Eltern haben immer im Haus in Bredow gewohnt. Er selbst kehrte 1970 dorthin zurück, als er im LIA Nauen anfing. Das Dorf Bredow war immer von der Landwirtschaft geprägt. Das ist auch nach der Wende so geblieben, findet Volker. Aus der LPG wurde eine Agrargenossenschaft, Pardemanns wurden Wiedereinrichter. Es gibt einen Schäfer und die Stutenmilchfarm. Volker Pardemann, selbst Mitglied einiger Vereine, spricht von einer Dorfgemeinschaft, die Feste feiert. Und so konnten zum Reiterball einige hundert Gäste begrüßt werden, gefeiert wurde bis zum nächsten Morgen.
Text: M.Grade,MAZ,Fotos:Privat