10.04.2010 13:53

Henning Reiterforum 2010

Am 22.3. war es wieder soweit. Das ReiterForum von und mit Frank Henning machte Station in der Mercedes-Benz Niederlassung Berlin. Und wieder wurde ein Rekord gebrochen: 1200 Anmeldungen. Langsam wird die Kapazität knapp im großen Haus am Salzufer. Es wird bereits überlegt, ob eventuell zweimal im Jahr in Berlin eine Veranstaltung durchgeführt werden kann. Sicher kommt es bei dem enormen Besucherzuspruch auch auf die Referenten und die Themen an. Mit der gebürtigen Berliner Dressurreiterin Heike Kemmer und dem Erfolgs-Vielseitigkeitsreiter Hinrich Romeike hatte Frank Henning voll ins Schwarze getroffen. Mercedes-Verkaufsleiter Andreas Tetzloff eröffnete mit einer kurzen Ansprache die Veranstaltung. Voll des Lobes über das Engagement und sicher voller Stolz, in seinem Haus soviel Gäste begrüßen zu dürfen, welch Werbung für die Automarke.
Als der "Mittermaier des Reitsports" wurde Hinrich Romeike angekündigt, nach einigen Sätzen seines Vortrags zum Thema "Vom jungen Pferd zum Olympiasieger" wusste das Publikum, warum. Mit einem Grinsen im Gesicht und mit dem Schalk im Nacken, einiges Private preisgebend, erzählte Romeike die Geschichte seines Ausnahmepferdes Marius. Er, der reitende Zahnarzt, lupenreiner Amateur, hatte 1999 den richtigen Riecher, als ein Bekannter ihm ein Pferd anbot. Von "Experten" in seiner Qualität verkannt, kam der damals fünfjährige Schimmel in seinen Besitz und eine Erfolgsserie begann. 2003 zweiter Platz in Luhmühlen, Start bei der EM im irischen Punchestown. Dort zeigte das Pferde besondere Qualitäten, denn der Reiter war von einem Hörsturz noch nicht vollständig genesen und Marius musste das Manko seines Reiters ausgleichen. 2004 Olympische Spiele in Athen mit der unglücklichen Mannschaftsdisqualifizierung, die das sicher geglaubte Gold kostete. Und im Einzelwettbewerb ein Blackout Romeikes, Bronze war futsch. 2006 WM in Aachen mit Mannschaftsgold, Einzelmedaille wegen verpatzter Dressur weg. Und dann die Krönung in Hongkong mit Doppelgold und ganz eigener Glückstaktik. In letzter Minute wurde Romeikes Heimtrainer Jörg Naewe eingeflogen, um seinem „Hinni“ beizustehen und Romeike hatte vor dem abschliessenden Springen geduscht und konnte sich den Luxus eines trockenen, sauberen Ersatzhemdes leisten, ganz wie im Film. "Ich halte mich nicht für besonders talentiert, aber ich bin beharrlich, geduldig und ein Pferdefreund. Und das Handwerk des Reitens kann man lernen", sagt der sympathische Schleswig-Holsteiner über sich selbst. Die sportlichen Erfolge sind untrennbar mit Marius verknüpft. "Er ist ein Ausnahmepferd - mit Charakter und Moral", lobt Romeike den Holsteiner. Das schafft ein Holsteiner nur mit einem Holsteiner. Wie weit die Begeisterung gehen kann, zeigt die Reaktion von Hanfried Haring. Der Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, hatte den Schimmel Marius zuvor schon „kurz vor der Seligsprechung“ gesehen. Haring legte nach dem zweiten Gold nach und erklärte Marius „kurz vor der Heiligsprechung“.
Nach einer Verletzungspause wollen Romeike und Marius 2010 wieder bei der WM in Kentucky die Konkurrenz auf die Plätze verweisen. Es wird eins der letzten großen Events sein, denn Wunderschimmel Marius ist bereits 16 Jahre.
Nach einer kurzen Pause konnte Heike Kemmer ihr "Heimspiel" beginnen.
Ihr Thema war "Das tägliche Training und der entspannte Umgang mit dem Pferd".  Wie trainiert eine Olympiasiegerin zuhause, darf ein Sportpferd auch "mal nur Pferd sein"? Abwechslung heißt die Parole, die viele Besucher in ihrer Vielfältigkeit erstaunt haben dürfte. Neben medizinischen Anwendungen wie der Matrixtherapie, der Magnetfelddecke oder dem Wasserbad, dürfen die Pferde auf dem idyllischen Amselhof in Walle auch ganz normal ein Sandbad nehmen. Wälzen, Auslauf im Paddock, Freilaufen oder Weidegang, alles steht auf dem Programm. Ausritte in den Wald, ein flotter Galopp auf der hauseigenen Rennbahn, sowie Spaziergänge an der Hand fördern die Kondition und den seelischen Ausgleich. Die Arbeit an der Doppellonge oder mit dem Kappzaum, das Reiten ohne Reithalfter und viel reiterliche Geduld sind Bausteine zum Erfolg in der Ausbildung von Pferden. Und das Leistungsbereitschaft auch eine Frage der Fütterung ist, wurde eindrucksvoll im Video gezeigt, in dem zufriedene Pferde die Mashportion bis an die Ohrenspitzen verteilen bei dem Versuch, auch ja alles vollständig auffressen zu können. 
Kemmers Spitzenpferd Bonaparte beweist, dass das Konzept aufgeht. Mit 17 Jahren ist er noch immer frisch im großen Dressursport am Start. 2010 ist Kentucky das große Ziel. Danach wird es Zeit für die nächste Pferdegeneration des Amselhofs, den sportlichen Ansprüchen gerecht zu werden.
Stellt sich abschliessend noch eine Frage? Wird Frank Henning seinen Besucherekord 2011 wieder steigern können? Top, die Wette gilt! Text+Fotos : Marietta Grade
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F.Henning, H.Romeike, H.Kemmer volles Haus am Salzufer Fans belagerten Romeike Heike Kemmer hatte ein Heimspiel