11.01.2010 22:20
Graf-von-Lindenau-Halle in Neustadt/Dosse wird Chefsache
Die Gelegenheit wollten sich die Neustädter Bürgermeisterin Sabine Ehrlich und Amtsdirektor Ulrich Gerber am Dienstag offenbar nicht entgehen lassen: Am Rande des Neujahrsempfangs des Kleeblatts in Wusterhausen passten sie Ministerpräsident Matthias Platzeck ab, um ihm einen Hilferuf der Stadt persönlich zu übergeben. Es geht um das Neustädter Reit- und Veranstaltungszentrum. Der Brief liege schon seit August in Potsdam, erklärte Gerber. „Wir haben nicht mal eine Empfangsbestätigung bekommen.“
Das Reit- und Veranstaltungszentrum (RVZ), sprich die Graf-von-Lindenau-Halle, brennt den Neustädtern seit Jahren auf den Nägeln. Das von allen Fraktionsvorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, von Bürgermeisterin, Amtsdirektor und vom Vorsitzenden des Amtsausschusses unterzeichnete Schreiben beschreibt die prekäre Lage: Errichtet wurde das RVZ vor über zehn Jahren mit dem Ziel, die Trainings- und Wettbewerbsbedingungen für das Haupt- und Landgestüt zu verbessern und einen Veranstaltungsort für Neustadt zu schaffen. Da das Land damals weder an sich selbst noch an das Gestüt als landeseigene Einrichtung Fördermittel vergeben konnte, habe die Stadt Neustadt die Rolle des Bauherren übernommen. „Jedoch war es allen Beteiligten von Anfang an klar, dass eine spätere Übertragung an das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt zu erfolgen hat“, heißt es in dem Brief. Doch dazu sei es bis heute nicht gekommen. Dabei habe die Stadt auf ausdrücklichen Wunsch aus dem Landwirtschaftsministerium bereits 2005 mehrere tausend Euro in einen Vertragsentwurf zur Übergabe der Halle an das Gestüt investiert. „Er wurde nie als Diskussionsgrundlage akzeptiert.“ Stattdessen seien Umbildungen bei der Betreibergesellschaft vorgeschlagen und wieder verworfen worden, genauso wie Pläne zur direkten Übernahme der Halle durch das Gestüt. Stadt und Amt hätten dazu alle nötigen Voraussetzungen geschaffen. Doch zuletzt habe das Ministerium unter Verweis auf die Haushaltslage erklärt, dass das Gestüt die Lindenau-Halle gar nicht mehr benötige. Damit will sich die Stadt Neustadt, die jährlich tausende von Euro in die Halle investiert und selbst tief im Haushaltsloch steckt, nicht zufriedengeben. Die Stadtverordneten wählen deutliche Worte: „Das planlose Agieren des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz ist hiesigerseits niemandem mehr vermittelbar. Und dass die Halle von Seiten des BHLG (Brandenburgischen Haupt- und Landgestütes) heute eigentlich gar nicht mehr benötigt wird, ist angesichts mehrerer anderer mit EU-Mitteln errichteter Hallen (auf dem Gestütsgelände) zumindest irritierend.“ Neustadt bittet den Ministerpräsidenten, sich dafür einzusetzen, dass das Landwirtschaftsministerium zur verabredeten Übernahme steht und dass möglichst bald eine Lösung gefunden wird. Matthias Platzeck überflog das Schreiben am Dienstag nur kurz, ließ sich den Hergang erklären, murmelte etwas wie „So geht das natürlich nicht“ und verschwand in Richtung Potsdam.
Text : http://www.maerkischeallgemeine.de von Alexander Beckmann
Foto: Marietta Grade
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