Gemeinsame Hengstparade der Landgestüte in Celle
Vier voll, ja geradezu übervoll ausverkaufte Hengstparaden, das ist die Bilanz im Jubiläumsjahr im Landgestüt Celle.
Kurzweilig führte die erste, die Jubiläumsparade durch die Geschichte des Landgestüts Celle. Für die historischen Schaubilder und den Ablauf zeichnete einmal mehr Patricia Harlos verantwortlich. Sie moderierte die Veranstaltung einfühlsam und mit einem feinen Sinn für Humor, ohne in Plattitüden abzugleiten. Ob die perfekt gestylte „Ahnengalerie“ der Landstallmeister oder das Leben auf den Deckstationen früherer Zeiten, alles war bis ins kleinste Detail durchdacht und liebevoll im Rund des Paradeplatzes in Szene gesetzt. Mit dabei auch die Niedersachsenmeute mit ihren Foxhounds, die an früher vom Landgestüt organisierte Reitjagden erinnerte.
„ 20 Jahre deutsche Einheit“, dieses geschichtsträchtige Datum war Anlass für Landstallmeister Dr. Axel Brockmann und seine Assistentin Maria Hansen am 3. Oktober zu einer gemeinsamen Hengstparade einzuladen. Mit ihren schönsten Schaubildern waren die Landgestüte Dillenburg, Sachsen- Anhalt, Redefin und das Haupt-u. Landgestüt Neustadt/ Dosse der Einladung gefolgt.
So bekamen die Zuschauer ein imposantes Potpourri verschiedener Hengstparaden zu sehen. Hoch oben als Pyramidenspitze sorgte die kleine Lea Benschus aus Dillenburg für Begeisterung, ebenso wie das Dillenburger Quartett, bei dem die beiden Auszubildenden mit ihren Kaltblütern Norengo und Nobel in rasantem Galopp aus der Bahn preschten. Hannoversche Vererber aus Sachsen- Anhalt wurden ebenso präsentiert, wie der farbenprächtige Fanfarenzug aus Redefin, mit seinem, um die Aschenbahn galoppierenden Paukenpferd.
Man sah Dr. Brockmann die Überraschung an, als Freiheitsdresseur Heinz Müller ihn zum „ Tanz“ mit Robespierre in das Manegenrund bat. Nun hatte er Gelegenheit seinen Landbeschäler einmal aus anderer Perspektive zu betrachten, doch auch dieser Aufgabe zeigte sich Celles Landstallmeister gewachsen. Dressurremonten, Rappenquadrille und Don Frederico mit dem frisch gebackenen goldenen Reitabzeichenträger Ole Köhler im Sattel, zeigten genauso wie die Springquadrille und der junge Springnachwuchs den Stand hannoverscher Pferdezucht.
Erstmalig eröffneten in diesem Jahr die Sechsspänner vor den Hofwagen die Parade, doch Celles Fahrer hatten sich noch etwas ganz Besonderes ausgedacht - im Fahrschaubild der unterschiedlichen Anspannungsarten sorgte ein Quadron für Staunen bei den Zuschauern. Bei dieser seltenen Anspannung werden vier Pferde voreinander gespannt, von Heinrich Schumacher meisterlich in Szene gesetzt.
Doch der Höhepunkt schlechthin war der beeindruckende Auftritt des Neustädter Zwanzigspänners, den Rainer Stübing mit seinem hervorragenden fahrerischen Können durch das Celler Oval pilotierte. Souverän bewältigte er die Griffe seiner vielen Leinen, wobei man das Gewicht des ganzen Leders auch nicht unterschätzen darf.
Wer abends zuvor Zeuge der Ankunft der Elitestutenherde aus Neustadt/ Dosse wurde, für den war es ein richtiger Gänsehautmoment als der Lastwagenkonvoi auf das Gelände fuhr und später die Stuten auf dem Paradeplatz zur Eingewöhnung geführt wurden. Wer hätte gedacht, das mit der 18 jährigen Poesie einmal eine lebende Stutenlegende den „ heiligen“ Rasen in Celle betreten würde? Leider war es nicht mehr möglich sie auf ihren kürzlich von der züchterischen Bühne abgetretenen Vater Brentano II treffen zu lassen. Poesie, die Mutter von Poetin I, Samba Hit I und gleichzeitig auch Großmutter des brandenburgischen Ausnahmehengstes Quaterback, entstammt einer Spende, die Landstallmeister a. D. Dr. Burchard Bade als„ Wendegeschenk“ in Form von zwei Samenportionen des Brentano II nach Neustadt/ Dosse entsandte. Damit war Dr. Bade bereits einer der ersten Wegbereiter für die Zusammenarbeit der deutschen Staatsgestüte, die heute fundiert die Landespferdezuchten unterstützen.
Und natürlich hatte der Neustädter Landstallmeister Dr. Müller auch seinen Quaterback dabei, geritten von Malin Rinne. Nach 3 Jahren im brandenburgischen Haupt- u. Landgestüt ist die junge Schwedin nun in ihre Heimat zurückgekehrt. Doch für diesen besonderen Auftritt stieg sie in den Flieger und sattelte ihren traumhaften Fuchs noch einmal.
Mit seinem Sohn Quadroneur, geritten von Christian Flamm schwebten die beiden Hengste im gleichen Takt durch die Bahn—frenetischer Beifall war ihnen sicher!
Feierlich wurde es zum Auftritt der großen Quadrille, die den passenden Rahmen für die Rede des Celler Landstallmeisters zum Tag der deutschen Einheit bildete. In ihr betonte Dr. Brockmann besonders den Wert der Freiheit, dem größten Gut der Demokratie.
Grußaufstellung der Reiter zur deutschen Fahne, die Nationalhymne intoniert von Thomas, Freiherr von Stenglin und die Römerwagen, die zum Abschluss mit Getöse durch die Bahn donnerten, entließen die Zuschauer mit dem erhabenen Gefühl an diesem Tag etwas ganz Besonderes erlebt zu haben.
Diese einzige offizielle gesamtdeutsche Feier im Pferdebereich zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit wird noch lange in aller Munde sein!
Text+Fotos: Marianne Schwöbel