Dr. Ursula Mittermayer ist wohl eine der erfolgreichsten und produktivsten Sportpferdezüchterin Europas. Besonders in der Trakehner und Oldenburger Zucht hat sie sich mit ihrer eigenen Zuchtphilosophie, die an keine üblichen Grenzen gebunden ist, einen Namen gemacht.
Die bescheidene Hessin hat 1967 ihr erstes eigenes Pferd gekauft, den Trakehner Hengst Tassilo von Thor, genannt Moritz. 1980 wurde die siebenjährige Trakehner Stute Binderin erworben, mit der der Grundstein für die mittlerweile international bekannte Pferdezucht der Familie gelegt wurde. Die Stute stammte aus einer fast unbekannten Stutenfamilie (O344 Sylvia) und wurde erst durch den züchterischen Einsatz bei Dr. Ursula Mittermayer zum Wertebegriff in der Trakehner und Oldenburger Zucht. Ihre Linie ist bis heute von entscheidender Bedeutung. Nachkommen waren u.a. die S-Springpferde Brenner (von Halali) und Braveur (von Mahagoni).
Besondere Bestandteile der Mittermayer'schen Zucht sind der Vollbluthengst Cupric xx, aus eigener Zucht stammend, der seine HLP-Prüfung im Feld von Warmblütern bestand und in S-Dressuren glänzte.
Desweiteren der auf Härte und Leistung gezogene Trakehner Suchard, Schimmelhengst von Kassius, der 1992 auf einer Nachkörung entdeckt wurde. Er gewann mehrfach S-Springen, war platziert im "Sires of the World"-Springen in Zangersheide und hinterließ sechs gekörte Söhne, darunter Balisto, der erste Trakehner Hengst im Bestand des Gestüts Zangersheide. Er verstarb viel zu früh mit nur 12 Jahren, ein schwerer Schlag für die Trakehner Zucht.
Und nicht zu vergessen der Oldenburger Hengst Donavan, Produkt der Anpaarung einer Trakehner Stute mit dem Oldenburger Diamond Hit. Bei der Oldenburger Hauptkörung in Vechta 2003 gekört und prämiert, 2004 durch Monika Mittermayer im Sport vorgestellt, 2005 Bundeschampion der vierjährigen Hengste in Warendorf. Im Juli 2007 verstarb Donavan in den USA.

2016 ist ein kleines Jubiläum zu feiern. Vor 10 Jahren zog es die Mittermayers von Aachen, ganz im Westen, nach Jessern am Schwielochsee, ganz nach Osten. In der Nähe des Brandenburger Spreewalds stand das Anwesen, in das viel Arbeit reingesteckt werden musste, zum Verkauf. Der Ärztin Dr.Ursula Mittermayer und ihrem Mann, dem Pathologen Prof. Dr. Christian Mittermayer, gefiel das Objekt und vorallem die ländliche Lage mit den fast unendlichen Sandwegen, die zum Ausreiten einladen.
Vier Kinder haben die Mittermayers, davon sind drei "pferdebegeistert" und zwei erfolgreiche Sportreiter. Einzig Sohn Herwig lebt in Spanien und hat mit Pferden nichts zu tun.
Der älteste Sohn, Karl, lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in Aachen. Sein erfolgreichstes Pferd, mit sieben S-Siegen und einer Lebensgewinnsumme von über 20.000 Euro, war der Fuchs Brenner, ein Zuchtprodukt aus dem Hause Mittermayer. Er war Rheinischer Meister im Springreiten und nahm an den Deutschen Jugendmeisterschaften teil. Seine Karriere im Sattel wurde später durch mehrere Unfälle beendet, aber bis heute ist er Besitzer erfolgreicher Sportpferde.
Roland, der Jüngste, ist Pferdezüchter und Besitzer, aber nicht im Sattel aktiv. Er ist für das Vorstellen der Pferde auf Körungen, Stuten- und Fohlenschauen zuständig. Aus seiner Zucht stammt der 2009 geborene Trakehner Wallach Brancusi von Kaiserdom aus der Barayna von Cupric xx. Brancusi glänzte beim Bundeschampionat 2013 zwar nicht mit dem rassetypischen Überguss, eher mit „etwas herbem Charme“, wie Kommentator Dr. Dietrich Plewa es ausdrückte, dafür aber mit großer Sportlichkeit. Die Bewegungen des hochbeinigen Dunkelbraunen, sind von großer Elastizität geprägt mit einer steten Bergauftendenz, die sich besonders im Galopp positiv bemerkbar machte, dafür erhielt er die WN 9,0. Und auch im Fremdreitertest überzeugte er und das bedeutete Silber in der Endabrechnungerrang. Monika Mittermayer nahm mit Brancusi 2014 und 2015 an der Sichtung für die Weltmeisterschaften der Jungen Dressurpferde teil.
Auch Monika, einzige Tochter im familiären Quartett, zog es, neun Jahre lebte sie in Bayern, nach Brandenburg. In Kolberg-Heidesee, ca. 50 km von Jessern entfernt, stand 2012 eine Reitanlage im Rahmen einer Zwangsversteigerung zum Verkauf, Roland und Monika Mittermayer ließen sich die Chance nicht entgehen. "Es ist unser Traum dort einen schönen und überschaubaren Ausbildungsstall für Dressurpferde aufzubauen. Die Reitanlage bietet in der Grundsubstanz hervorragende Voraussetzungen: schöne große Boxen, ein gutes Maß der Reithalle und einen großen Außenplatz. Roland und ich sind voller Tatendrang und freuen uns immer wieder, dass wir diese Möglichkeit haben, unseren Traum zu erfüllen", erzählt Monika Mittermayer. Als erste Maßnahmen wurden bereits die Böden in der Halle und dem Außenplatz erneuert, die Wiesenflächen neu eingezäunt und Spiegel in der Halle angebracht. Auch zwei Offenställe sind bereits bezogen worden. Auch Einsteller können die Vorteile der verkehrsgünstig gelegenen Anlage nutzen.
Der 2011 geborene Trakehner Bystro v. All Inclusive x Cupric xx, gekört 2013 in Neumünster, ist aktuell der vielversprechendste Hengst im Stall Mittermayer. Beim diesjährigen Internationalen Trakehner Bundesturnier in Hannover wurde er von Monika Mittermayer optimal vorgestellt und bekam für den Galopp und das Gebäude jeweils die 8,5. Lars Gehrmann (Zuchtleiter und Geschäftsführer des Trakehner Verbands) urteilte:" Ein ganz feines Pferd, ferderleicht in jeder Phase der Bewegung, aber immer mit Energie und Kraft, mit wohl pointierter Oberlinie und noblem Überguss." Die sieben Nachkommen aus 2015 werden in den nächsten Jahren zeigen, welche Vererberqualitäten Bystro hat.
Als "Geheimtipp" für ambitionierte Züchter wird der vielseitig veranlagte Englische Vollbluthengst Mount Etna xx gehandelt. Der in und für Hannover gekörte Hengst besitzt außerdem die Sonderdeckgenehmigung für Trakehner und Oldenburger.
Beste Grundlagen für eine weiterhin züchterisch und sportlich erfolgreiche Zukunft für Familie Mittermayer an allen Standorten.
Text+Foto: Marietta Grade