28.07.2011 20:29

Dressurfestival Gestüt Bon homme 7.-10.7.

Zum zweiten Mal fand auf dem Gestüt Bonhomme das Dressurfestival „Der Ritt um das Goldene Pferd“ statt. Diesmal mit einigen Neuerungen. Auf allen Plätzen wurde in der Vorbereitung die Böden ausgetauscht, ein großer Abreiteplatz wurde neben dem Dressurviereck angelegt. Für die gesamte Veranstaltungstechnik zeichnete die Firma hippo performance verantwortlich. Das Gestüt Bonhomme war erstmals Gastgeber des ambitionierten und prestigeträchtigen Dressurprojekts TESCH Inkasso Cup für acht bis zehn Jahre alte künftige Grand Prix Pferde.

Der erste Tag des Turniers lag ganz im Zeichen der Jugend. Reiterinnen und Reiter mit Jahrgang 90 und jünger ritten in fünf Dressurprüfungen der Klasse L bis S. Den ersten Sieg des Tages konnte Joy Albeck, französische Ponymeisterin und Finalistin des Deutschen Pony Dressur Derbys in Hamburg, mit Tim in der Dressurprüfung Klasse L Trense erringen. Franziska Hoffmann (Ländlicher Reitverein Nordhof e.V.) überzeugte die Richter in der L-Dressur Kandarre mit Rendezvous d'amour DH. In den Prüfungen der Klassen M*, M** und S* war kein vorbeikommen an  Pia-Katharina Voigtländer (RV Eichkamp Berlin e.V.). Zwei Siege mit Royal Rubin, ein Sieg mit Womanizer, besser konnte das Ergebnis nicht ausfallen. „Ich bin sehr zufrieden“ so die Juniorin ganz bescheiden. Dabei hat sie allen Grund laut zu jubeln, denn noch Ende Juli wird Pia auf der Europameisterschaft der Junioren und Jungen Reiter in Broholm/Dänemark die deutschen Farben vertreten. „Ich hab Ende letzten Jahres Mama’s gutes Pferd, Laetitian R, bekommen“, lacht die erst 17 Jahre junge Reiterin. „Der hat allerdings an diesem Wochenende frei, denn nächste Woche geht’s zum Lehrgang nach Warendorf und von da aus direkt nach Dänemark.“ Am Freitag musste sich Pia dann in der M**-Dressur knapp Karin Winter-Polac (TRSG Holstenhalle Neumünster) mit Simsalabim geschlagen geben.
Auf der Starterliste der Intermediare II standen u.a. Heike Kemmer, Bianca Kasselmann,  Johannes Augustin, Ina Saalbach-Müller, Kathleen Keller, Katrin Bettenworth, Markus Gribbe , Leonie Bramall. Der Sieg blieb, trotz starker Konkurrenz, im heimischen Brandenburg.

 „Ich möchte sagen, dass ich mich hier sauwohl fühle“, brachte es der Sieger der Intermediare II, Jochen Vetters (Neubeeren), am Freitag auf den Punkt. „Es finde es wunderbar, dass die Familie Gutman solch ein großes Turnier hier aufzieht und ich hoffe, dass sie durchhalten und das über Jahre, denn man kann das ja noch weiter ausbauen. Das sind Top-Bedingungen hier!“. 71,66 Prozent gab es von den Richtern für den Landestrainer der Junioren und Jungen Reiter Berlin Brandenburgs und seinen 17 Jahre alten Fanano. „Ich bin immer so ein bisschen mit mir am kämpfen – eigentlich sollte es mein letztes Jahr sein und dann ist er immer so schön frisch und hat noch so viel Freude dabei, dann fällt  es natürlich schwer aufzuhören“, gesteht der 57- jährige Berufsreiter. „Dabei sagt man ja immer, man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist.“ Ein zweiter Platz im Grand Prix in Isernhagen hinter Isabel Werth sowie ein Sieg im Grand Prix in Redefin gehören zu den jüngsten Erfolgen des Brandenburgers. In Werder war dieser Sieg nicht der letzte… der erste Schritt Richtung Sonderehrenpreis „Goldenes Pferd“ war getan.
Mit 71,58 Prozent lag Dorothee Schneider (Framersheim) lange in Führung und musste sich schließlich mit Platz zwei zufrieden geben vor Kathleen Keller (Harsefeld)). Mit Wonder FRH ritt die 21- jährige Siegerin des Hamburger Dressur-Derbys eine noch etwas zaghafte Runde und erntete 68,51 Prozent. Eine, die den Turniertag sicher noch lange verfluchen wird, ist Bianca Kasselmann. Als erste Starterin ging die 59-jährige, die mit Ihrem Mann Ulrich Kasselmann einen international bekannten Ausbildungs- und Verkaufsstall in Hagen am Teutoburger Wald betreibt, am Nachmittag im Sattel von Tolando du Loing in die Intermediare II, führte mit über 70 Prozent, machte Fehler in den Einer-Wechseln und verzichtete nach einem Blick auf die Anzeigetafel auf Ihre Wertnote. Das dort eine 69 und keine 60 vor dem Komma stand, hatte sie ganz offensichtlich nicht richtig erkannt. „Ich hatte die Brille nicht auf“, so die verärgerte Reiterin. Mit Amadeus ging sie ein weiteres Mal an den Start und war am Ende mit Johannes Augustin punktgleich auf dem vierten Platz. Heike Kemmer (Winsen) drehte mit Quantico eine souveräne Runde, punktete in den Verstärkungen patzte allerdings in beiden Wechseltouren. „Quantico fehlt es noch ein bisschen an Routine und Erfahrung, deswegen habe ich nicht wirklich damit gerechnet hier vorne dabei zu sein. Dieses Turnier bietet mir die Chance mehrere Pferde hier zu reiten und deswegen mache ich das auch gerne“, so die Doppelolympiasiegerin, die das Turnier auf dem schönen Gestüt fast mit einem Urlaub verglich. Kemmer, die mit einer Schülerin und insgesamt sechs Pferden auf das Gestüt gereist war,  beeindruckte die Professionalität. „ Ich bin überall schon ein bisschen spazieren gegangen und es ist absolut beeindruckend, was die Frau Gutman hier auf die Beine gestellt hat. Es ist nicht nur wunderschön hier, wir haben auch für das Turnier perfekte Bedingungen, die Böden sind super... ich bin ganz gespannt“, schwärmt die Reiterin vom Amselhof aus Winsen/Aller, die an diesem Wochenende die noch etwas „unerfahreneren Pferde“ mit nach Werder gebracht hatte und hoffte, „dass sie unter die ersten fünf reiten kann.“

Für Dorothee Schneider (Frankf.Turnierst.Schw.Gelb e.V)  war das Wochenende in Brandenburg ein voller Erfolg. Fünf goldene Schleifen zierten den LKW auf dem Heimweg. In den Dressurpferdeprüfungen Klasse L und M erfolgreich mit Showtime und Stockholm im Viereck unterwegs, die Dressurprüfung Kl. S*** - Grand Prix Kür – mit Whizzkid, einem 14jährigen Oldenburger Wallach von Welt Hit II, gewonnen.

Beeindruckend vor allem die Ritte in den Nachwuchspferdeprüfungen mit  Van the Man, rabenschwarzer und durchaus sich leichtfüssig bewegender neun Jahre alter KWPN-Hengst . In Werder auf dem Gestüt Bonhomme machte der in den Niederlanden gezogene Kandidat das so überzeugend, dass er die Qualifikation zum TESCH Inkasso Cup im Nachwuchspferde Grand Prix (FN) mit 73,05 Prozent gewann. „Ich hatte mir gedacht, dass es ganz schön wäre auch noch mal eine Qualifikation zu gewinnen,“ hatte seine Reiterin Dorothee Schneider aus Framersheim im Stillen gehofft. Gewiss nicht die schlechteste Strategie, obwohl Van the Man bereits bei der TESCH Inkasso Cup-Etappe in Balve das Ticket ins Finale des Cups gelöst hat. Doppelt hält bekanntlich besser und das gilt in gewisser Weise auch für Dorothee Schneider selbst, denn die Pferdewirtschaftsmeisterin qualifizierte gleich zum Auftakt des TESCH Inkasso Cups in Hagen a.T.W. die Stute Forward Looking für das Finale in Münster beim Turnier der Sieger. Dort hat sie nun zwei „Eisen im Feuer“.  

„Van the Man habe ich seit Oktober letzten Jahres und der hatte wenig Erfahrung, ist in Verden sein allererstes Turnier gegangen. Er ist super taktsicher in der Piaffe und Passage, ganz leicht am Zügel – überhaupt leicht zu reiten,“ lobt die Ausbilderin den Hengst, „er könnte noch einen Tick gelassener werden und braucht eben noch ein wenig mehr Kraft und Stabilität. Ich merke, dass das wirklich von Woche zu Woche besser wird.“ Van the Man ist ein Hingucker, Forward Looking erst Recht, denn die Stute, die seit dem vierten Lebensjahr bei Dorothee Schneider ausgebildet wird, besticht mit Charme, fließenden Bewegungen und einer hervorragenden Piaff/ Passage Tour. Hocherfreut über das Ticket ins Finale ist auch die Zweitplatzierte des TESCH Inkasso Cups, Johanna von Fircks (Bad Zwischenahn), die beim Namen Nymphenburgs Rockport gar nicht aus dem Schwärmen herauskommt. „Er ist unglaublich leistungsbereit und willig. Der weiß genau, wann es drauf ankommt und lässt sich durch nichts ablenken – es sei denn ich mache einen Fehler. Er will immer alles richtig machen und er ist mit außergewöhnlich guten Grundgangarten ausgestattet. Sein größtes Plus ist  seine Kraft im Hinterbein und die gute Trabmechanik.“ Mit 68,95 Prozent belegte der Hochgelobte unter Johanna von Fircks Platz zwei. Nun wird weiterhin daran gearbeitet, dem Oldenburger Relevant-Sohn noch etwas mehr Gelassenheit zu ermöglichen.
Dressurküren sind, in der Regel, Hochgenuß für Ohren und Augen. So auch auf der idyllischen Anlage der Familie Gutman. In der Kür Klasse M* siegte   Ute Jacobs (RFV St. Georg Löbnitz e. V.), Johannes Augustin (RSC Osnabrücker Land e.V.) gewann die Klasse S* Intermediaire I. Am Samstagabend traten 10 Reiter-Pferd Paare im musikalisch-reiterlichen Wettstreit in der Grand Prix Kür an. Die Tribüne der großen Reithalle war mit Besuchern gut gefüllt. Nur knapp musste sich Augustin, einer der Publikumsfavoriten, mit Norblin geschlagen geben. 222,50 Punkte zu 223,50 Punkte hieß das Endergebnis zu Gunsten Dorothee Schneider. Heike Kemmer  erhielt für ihre rockige Kür (Tina Turnier Songs) zwar nur 217,25 Punkte der Richter, dafür viel Applaus mit „Heimatbonus“ für die gebürtige Berlinerin.
Sportliches Highlight zum Abschluss war die Dressurprüfung Kl. S*** - Grand Prix de Dressage, gleichzeitig letzte Wertung ums „Goldene Pferd“. „Lieber Jochen, ich gratuliere Dir zu Deinen außerordentlichen Leistungen hier an diesem Wochenende. Du hast damit ganz besonders dem Land Berlin Brandenburg eine große Ehre erwiesen“, so Dr. Peter Danckert, Bundestagsabgeordneter der SPD, der es im gleichen Zug nicht versäumte, Evelyn und Rebecca Gutman zu einer „absolut glanzvollen Veranstaltung“ zu gratulieren. Bei schönstem Wetter hatte Danckert neben etlichen anderen den Nachmittag auf der Terrasse des prunkvollen Gestüts verbracht und den Grand Prix de Dressage mit Spannung verfolgt. Welch schöneren Ausklang hätte es demnach geben können für das Brandenburger Publikum, als einen Brandenburger Sieger: Überragend gewann Jochen Vetters (Neubeeren) nach der Intermediare II und dem Kurz Grand Prix schließlich auch den Grand Prix und damit den Sonderehrenpreis der Familie Gutman aus Gold. Seinem Fanano „das hohe Alter“ keineswegs anzusehen. Ausdrucksstark  piaffierte und passagierte der braune Wallach durchs Prüfungsviereck und wurde dafür  mehr als einmal mit der Wertnote 9 von den Richtern belohnt.  „Das hier ist Berlin Brandenburg! Ausgerechnet für mich hier drei solche schwere Prüfungen zu gewinnen und das bei der Konkurrenz und den Temperaturen, ist für mich eine Riesenfreude“, so Vetters, der von ganzem Herzen „Ausbilder von Reiter und Pferd“ ist. „Das ganze Ambiente hier ist schon allein ein Grund, um den Weg hier heraus zu finden. Es kommen ja nicht nur Reiter hierher - die meisten kommen mit Familie, möchten hier was trinken, da was essen.... und für uns Reiter sind das hier Top Bedingungen, das alles spricht für die Zukunft. Die Leute, die jetzt hier waren, werden Ihre positiven Erlebnisse jetzt raustragen. Und gestern Abend hat mich sogar schon jemand angesprochen, der hier Sponsor werden will. Wenn die Familie Gutman das hier weiter durchzieht, hat diese Sache hier eine große Zukunft!“ Insgesamt 18 Teilnehmer hatten an der schweren Prüfung in Werder teilgenommen und fanden sich nahezu alle im Anschluss an die Prüfung zur Siegerrunde im Viereck ein. Platz zwei ging an den dreifachen Berufsreiterchampion aus Sandbostel, Hartwig Burfeind mit De Value vor der Pferdewirtschaftsmeisterin Dorothee Schneider aus Framersheim und Kaiserkult TSF auf Rang drei. Zu stimmungsvollen Klängen verließen sie winkend das Viereck und werden ganz sicher schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen.

Lob von allen Seiten gab es für den Veranstaltungsort und die Organisation des Events. Auch die deutschen Bundestrainer Dressur Holger Schmezer und Jonny Hilberath haben den Weg nach Werder gefunden, um die Örtlichkeiten und deren Potential für Dressurveranstaltungen unter die Lupe zu nehmen. „Ich bin überwältigt! Diese Weite, diese Kulisse....“ zeigte sich Holger Schmezer sichtlich beeindruckt. „Dazu kommen die Bedingungen. Wir haben hier einen super Boden, ausreichend Platz – dieser Standort ist absolut geeignet für Größeres. Es muss lediglich noch ein bisschen an den Kleinigkeiten gefeilt werden, wie zum Beispiel der Ausschreibung.“ Das dürfte wohl kein Problem darstellen, ist sich die Junior-Hausherrin Rebecca Gutman doch sicher, dass sie diesen Standort weiter ausbauen will und sogar über weitere Turniere dieser Art nachdenkt. „Wir sind absolut offen, auch Dinge zu ändern, ich kann mir sogar vorstellen, noch Springen mit dazu zu nehmen. Wir wollen auf jeden Fall weitermachen und hoffen auf Unterstützung“, so die Berliner Unternehmerin. „Wir wollten in erster Linie die Dressur in ein besonderes Umfeld setzen. Wir erleben hier auch in diesem Jahr wieder ein Reitturnier, das anders ist als andere und es liegt mir sehr am Herzen, dass das auch so bleibt. Unser Turnier muss immer eine Nische für die Brandenburger übrig behalten, vor allem für die Junioren und Jungen Reiter. Das ist mir persönlich wichtig, denn das brauchen wir, um den Sport hier in Berlin und Brandenburg zu fördern. Man darf sich nicht abgrenzen.“
Fotogalerie: http://reiten-in-berlin.de/fotos/galerie-dressurfestival-bonhomme-2011.html 
Videos: http://www.youtube.com/user/ReitenInBerlin?feature=mhee

Text: Marietta Grade, PM Fotos: Marietta Grade, Renke Klaproth Videos: Marietta Grade 
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Evelyn, Rebecca Gutman, Jochen Vetters Pia-Katharina Voigtländer mit Womanizer Gestüt Bonhomme Van the man, Sieger Tesch Inkasso Heike Kemmer mit Gutmans Lachender Sieger: Fanano Holger Schmezer und Jonny Hilberath Sonderehrung Beautypreis Schönheitsschlaf? Kurze Pause Johannes Augustin Abschiedsrunde