25.04.2011 20:19

5.Göttinger Pferdetage 2011

Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um das Pferd wurden bei den 5. Göttinger Pferdetagen am 31. März und 1. April 2011 vorgestellt. Gemeinsam mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover, der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP) und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) veranstaltete das Department für Nutztierwissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen die Göttinger Pferdetage. Hier trafen sich Professoren und Zuchtleiter mit Züchtern und Praktikern im Hörsaal. Aktuelle Forschungsergebnisse zu den Themen Pferdevermarktung und Beratung, Bewertung von Ausbildungssystemen, Pferdezucht, Fortpflanzung, Fütterung, Fütterungstechnik, Pferdehaltung und Gesundheit, insgesamt 47 Vorträge an zwei Tagen – ein volles Programm.
Los ging es mit der Begrüßung durch Prof. Dr. Dr. Matthias Gauly, dem Leiter des 2006 eingerichteten Master-Studiengangs Pferdewissenschaften an der Georg-August- Universität Göttingen, und dem bis zum 31.3. amtierenden Dekan Prof. Dr. Dr. Bertram Brenig. Von letzterem gab es, mit Augenzwinkern, die vielleicht wichtigste Info der gesamten Veranstaltung. Jeder Teilnehmer von Seminaren und Tagungen sollte vorallem die Pausen zur Kontaktpflege nutzen. Denn aus solchen Kontakten sind oft schon oft spontan tolle Gemeinschaftsprojekte entstanden. Beim Abendessen im Burghotel am Samstagabend wurde dieser Tip sicher von vielen Beteiligten genutzt.
Am Samstagvormittag waren die Themen Pferdevermarktung, Marketing und Beratung auf dem Programm. Dr. Heiko Meinardus sieht in der Pferdevermarktung vor allem die Verbände in der Pflicht, mehr für den Absatz zu tun. Denn: "Gezüchtet wir nur solange, wie verkauft werden kann." Über 30.000 Warmblut-Fohlen werden pro Jahr geboren, aber nur knapp 3000 Pferde aus einem Jahrgang werden über Auktionen vermarktet, die die Verbände immer noch als Hauptabsatzkanal sehen. Meinardus geht in seiner Untersuchung davon aus, dass etwa 12 Prozent der Pferde den Eigenbedarf der Züchter darstellen, weitere 8 Prozent werden über Auktionen verkauft und 80 Prozent sind dann der Anteil der freien Vermarktung.
Prof. Achim Spiller, seit 1.4. neuer Dekan der Uni, zeigte auf, das, was Sportmarketing anbelangt, der Reitsport in Deutschland weit hinter anderen Sportarten zurück. "Erste Zeichen einer professionellen Marketingstrategie“ sieht Spiller lediglich in der Kampagne „Vorreiter Deutschland“ der deutschen reiterlichen Vereinigung. Außer-Haus-Aktivitäten oder Sport verlieren bei der Mehrzahl der Jugendlichen zunehmend an Bedeutung, die Vereine verlieren stetig Mitglieder. Schon deshalb wäre aktives Marketing im Pferdesport enorm wichtig. 
Einflussfaktoren beim Pferdekauf war das Thema der Referentin Christine Rumpf. Generell sollte die Kundenorientierung stärker berücksichtigt werden. Turniererfolge eines Pferdes eignen sich nur bedingt als Kaufanreiz. Dagegen ist eine erfolgreich absolvierte Gelassenheitsprüfung (GHP) eine geeignetes Marketinginstrument für den Verkauf von Freizeitpferden. Wie anfangs Prof. Meinardus bereits erwähnte, ist auch die Schlussfolgerung dieses Themas: optimale visuelle Präsentation der Pferde in Bild und Video erhöht die Verkaufschancen aller Pferde, egal welcher Eignung.
Am Nachmittag ging es um eine  vergleichende Darstellung der Ausbildungssysteme des Pferdes. Klassische Reiterei in der barocken Reitweise stellte Richard Hinrichs vor. Die Ausbildung in der Sportreiterei erläuterte Michael Putz. Über Westernreiterei referierte Jörg Bös und das Gangpferdereiten war Thema von Suzan Beuk.
Am Sonntag lag der Themenschwerpunkt auf Zucht, Fütterung, Pferdehaltung und -gesundheit. Der im Rahmen der Göttinger Pferdetage vergebene Förderpreis der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd (GWP-Preis) ging an Lisa Schmidt aus Visselhövede. Sie wurde für ihre Masterarbeit „Untersuchung zur Bedeutung hannoverscher Stutenstämme mittels quantitativ-genetischer Modelle“ ausgezeichnet. Darin konnte sie unter anderem nachweisen, dass es für die Weitergabe der Springveranlagung einen speziellen Effekt der Mutterlinie gibt, die auf der mitochondrialen Vererbung beruht. Ulrike Seim und Jens Lyke als Vertreter der beiden Sponsoren R+V Versicherungen und Derby Pferdefutter übergaben Schmidt, die im VIT Verden arbeitet, einen Scheck in Höhe von 1000 Euro.
144 Seiten umfasst das Buch des FN-Verlags, in dem man die Vorträge der beiden Tage nachlesen kann.
Text+Fotos: Marietta Grade