14.04.2017 16:02

4. Liebenberger Pferdeforum: Social Media im Fokus

Züchter, Reiter und Repräsentanten der Pferdebranche bekamen von hochkarätigen Experten beim 4. Liebenberger Pferdeforum zahlreiche Denkanstöße zum Thema "Wie viel (Wett)Kampf braucht der Spitzensport?". Dabei führte kein Weg an den neuen Medien und dem sozialen Netzwerk für Perspektiven in Pferdesport und -zucht vorbei.
In Liebenberg wurde viel diskutiert, wurden neue Kontakte geknüpft und spannende Vorträge in einer hochkarätigen Veranstaltung von der Deutschen Kreditbank AG (DKB), dem Oldenburger Pferdezuchtverband und den Persönlichen Mitgliedern der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) organisiert. Mit 250 interessierten Zuhörern war der ehemalige Rinderstall von Schloss & Gut Liebenberg nördlich von Berlin wieder voll besetzt.
Die Erfolge von Werth, Jung und Co. sind in Reiterkreisen unbestritten. Doch populäre Stars, Sieger in der Gunst des Publikums und Markenrepräsentanten fehlen. Diese brauchen wir allerdings, um neue Menschen für das Pferd zu gewinnen. „Leere Ränge in Rio – wie muss geworben werden, damit mehr Menschen Reitsport wollen?“ hieß das Thema, dem Dr. Peter Figge, Vorstand der renommierten Werbeagentur Jung von Matt AG und selbst Liebhaber des Dressursports, nachging. „Wie müssen wir werben, um Menschen zu erreichen?“. Er führte den Zuhörern zunächst vor Augen, wie sehr sich die Medienlandschaft in den vergangen 25 Jahren verändert hat. „Heute haben wir es immer noch mit einem sozialen Gebilde namens Familie zu tun, doch in der Regel sitzen alle zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Räumen vor unterschiedlichen Geräten.“ Dabei ist nicht nur der Medienkonsum selbst deutlich angestiegen, sondern auch die Vielfalt der Inhalte. „Wir leben in einer Gesellschaft, die zur Selbstdarstellung neigt. Langfristig wird man ohne eine gewissen mediale Präsenz keinen Erfolg mehr haben.“ Das betrifft auch die Reiter.
Es ist nicht mehr das Unternehmen allein, das seine Marke bewirbt, vielmehr tauschen sich auch die Nutzer auf allen möglichen Kanälen in allen möglichen Varianten über die Marke „Reitsport“ aus. Es braucht also Inhalte, die die Menschen freiwillig konsumieren. Moderne Medien bieten moderne Möglichkeiten, um junge Stars zu inszenieren. „Wer junge Menschen begeistern will, muss ihre Sprache sprechen“, brachte es Dr. Figge auf den Punkt.
Diesen Zusammenhang von Sport und Zucht machte auch Dr. Dietrich Plewa, Rechtsanwalt und internationaler Dressurrichter u.a. der DKB-Bundeschampionate, deutlich. „Die Zucht hat in den vergangenen 30 Jahren erhebliche Fortschritte gemacht“, leitete er seinen Vortrag zur Ausbildung junger Talente ein. Diesen Zuchtfortschritt belegte er anhand verschiedener Fotos von der Historie bis zur Gegenwart und spann den Bogen weiter bis hin zu Weihegold OLD, Mannschaftsolympiasiegerin 2016 und aktuelle Weltcupsiegerin unter Isabell Werth. Dr. Plewa beschrieb die Don Schufro-Tochter als Ideal des modernen Dressurpferdes. Dabei lobte er nicht nur das Exterieur und die Bewegungsqualität der Oldenburger Siegerstute, sondern auch deren Einstellung und Leistungsbereitschaft.
Gerade für die Beurteilung der Pferde brauchen wir aber auch mehr Experten, fordert Dr. Plewa. Denn Rittigkeit und Gesundheit stehen für viele Reiter im Vordergrund. Dies sei vor allem auch im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit zu beachten. Gerade im unteren Preissegment basieren die meisten Rückabwicklungen auf Mängeln bei den Reiteigenschaften. Dr. Plewa ging damit auf den Vortrag seines Vorredners Jan Pedersen ein.
Der Präsident der World Breeding Federation for Sport Horses, referierte unter der Überschrift „Informationsdefizit – was muss der moderne Züchter wissen, damit Zuchtfortschritt entsteht?“. Hierbei ging er unter anderem auf Verfahren wie die Lineare Beschreibung und die Genomische Selektion ein, die er eher kritisch betrachtet. „Dazu gehört auch die Bereitschaft, die Daten offen zu legen“, so Dr. Plewa. „Und der Widerstand dagegen scheint mir sehr groß zu sein“.
Ist Weihegold OLD das ideale Dressurpferd, so ist Michael Jung der Prototyp des perfekten Reiters. Zweimaliger Olympiasieger, Weltmeister, viermaliger Europameister, Grand-Slam-Sieger – die Erfolgsbilanz ist nahezu einmalig. „Für Michael war schon als Zwölfjähriger klar, dass er einmal Berufsreiter werden will“, berichtete sein Vater Joachim Jung. Der Vater, der Michael Jung zum Erfolg verholfen hat, in dem er ihm eine grundsolide und handwerklich perfekte Reiterei beigebracht hat;Trainer, Manager und Mentor in einem. Im Fokus stand dabei immer die vielseitige Ausbildung von Michael und seinen Pferden. „Und nach einem Besuch in Badminton 1996 war ihm auch klar: Dort will er einmal hin.“
Außergewöhnliche Reiter mit außergewöhnlichen Geschichten, das ist das Rezept der Zukunft für mehr Medienpräsenz. Mehr Internet, mehr Social Media, mehr Pferdesportveranstaltungen, ergänzt durch besondere Events – so können künftig wieder Menschen für den Spitzensport begeistert werden – so wie auf Schloss &Gut Liebenberg.
Text: Pressemitteilung Foto: Marietta Grade