29.09.2012 18:57

30. Hohenwalder Pferdetage

Zum Jubiläumsturnier im "Pferdedorf" Hohenwalde, bei Frankfurt / Oder, vom 14.-16.9. gab es weit mehr Nennungen als erwartet. Durch die terminliche Verlegung des Turniers in Berlin-Rudow (Ersatztermin 12.-14.10.) hatten viele Reiter umdisponiert. Aufgrund der hohen Nennerzahlen mussten die Dressur- und Springpferdeprüfungen sogar auf Freitag vorverlegt werden, um nicht in Zeitnot zu kommen.
Die Zucht von Arbeitspferden war in Hohenwalde seit Jahrhunderten Tradition, um 1978 wurde deshalb die Abteilung Pferdezucht und -sport des VEG Obstproduktion Frankfurt (Oder), Sitz Markendorf, Betriebsteil Hohenwalde, gegründet. 1978 wurde die Steinplastik „Shetlandpony“ des Cottbuser Bildhauers Heinz Mammat vor dem Pferdehof aufgestellt und 1979 fanden die 1. Hohenwalder Pferdetage statt. Bereits 1982 musste der Pferdehof durch Zukauf des benachbarten Gehöfts vergrößert werden. Zum Zeitpunkt der Wende 1990 standen etwa 100 Pferde in Hohenwalde, der Reit- und Fahrverein Hohenwalde wird gegründet. Durch die Abwicklung des Betriebes von der Treuhand wird der Pferdehof Betriebsteil der Markendorf Verwaltungs GmbH, Im Jahre 1991 wurden die meisten Pferde verkauft, der Pferdehof wurde zu einem Reit- und Fahrtouristik-Stützpunkt mit Pensionspferdehaltung. Von den einstigen Pferden waren nur 16 verblieben. Die Privatisierung des Pferdehofes am 1. Mai 1993 bringt für das Dorf die Wende, es finden, nach dreijähriger Pause, die 11. Hohenwalder Pferdetage statt. Ein Jahr später stehen wieder 40 eigene Pferde im Stall.
Die Turnierleitung übernahmen 2007, mit Unterstützung von Heinrich Stürmer, Verwalter des Pferdehofes, Annika Hoffmann und Volker Paschke. Als erste Gemeinde in Brandenburg wurde Hohenwalde im Jahre 2010 als „Pferdefreundliche Gemeinde“ ausgezeichnet. In Hohenwalde stehen ca. 70 Pferde. „Bei einer Einwohnerzahl von 489 kommt somit auf sieben Einwohner ein Pferd. Damit nehmen wir im bundesdeutschen Durchschnitt einen der führenden Plätze ein“, hieß es im Bewerbungsschreiben an den Landesverband Pferdesport Berlin-Brandenburg.
Im Dressurviereck dominierte Patricia Munz vom RZFV Otto Lilienthal die Konkurrenz. Fünf Siege, darunter alle drei S-Prüfungen, vier zweite Plätze, ein dritter Platz, damit war sie mit Abstand die erfolgreichste Reiterin des Turniers.
Zwei Siege, Dressurpferde A und M*-Dressur, konnte Heike Bosse (RC Olympia Stadion Berlin e.V.) für sich verbuchen. Jeweils eine goldene Schleife ging an Anne Wendler (Zepernicker Pferdesportzentrum e.V.) und Anna Rosa Braun (RC Olympia Stadion Berlin e.V.) in den L-Dressuren.
Eine andere Art der Dressur zeigten Ana Ayromlou und Oliver Jubin in ihrem Showauftritt.  Das gemeinsame Projekt "Aventgarde Horses & Dance" in Deutschland auch unter "Tanzende Beine" bekannt, verbindet spanischen Tanz mit spanischen Pferden. Leidenschaft und Temperament, wie man es so perfekt dargeboten in Deutschland selten sieht. Unterstützt wurde die Show von einer Kindergruppe aus Hohenwalde. Eine Kombination, die bei den zahlreichen Besuchern besonders gut ankam.   
Auch sehr leidenschaftlich bei der Sache zeigten sich die Reiter der Kavallerie. Die Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 war die letzte Schlacht Napoleon Bonapartes. Diese Schlacht stellten mehr als 20 Reiter des Pferdehofs, mit Heinrich Stürmer als Napoleon, zur Begeisterung aller Gäste nach. Tapfer ritten Engländer und Franzosen aufs Feld und duellierten sich in mehreren Durchgängen. Ein gelungenes Schaubild, das vielen Reitern eine Teilnahme in historischen Kostümen ermöglichte.
Und anders als Napoleon, der sein "Waterloo", seine persönliche Niederlage erlebte, ging für Heinrich Stürmer die "Schlacht" höchst erfolgreich zu Ende. Der Vorsitzende des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt, Wolfgang Jung, überreichte ihm die Urkunde für seine langjährigen Verdienste in der Pferdezucht und steckte die Goldene Ehrennadel persönlich ans Revers.   
Im Springparcours wusste die aus den Niederlanden stammende Jolanda Bomers, die seit mehreren Jahren für den Reit- und Fahrverein Hohenwalde startet, den Heimvorteil für sich zu nutzen. Mit ihrer temperamentvollen Stute Zarin Lana siegte sie im M*-Springen. Erik Welling (Reit-, Fahr- und Zuchtverein Otto L) mit Concul jun. und Maik Junghänel (RV Beestwind e.V.) mit Casting konnten sich durch Sieg und 2.Platz im S*-Springen für das Finale der German Horse Pellets Tour Mitte Januar 2013 in Leipzig qualifizieren. Acht Reiter hatten sich für das Stechen im Hauptspringen am Sonntagnachmittag qualifiziert. Fünf Reiter blieben fehlerfrei und lieferten sich ein Herzschlag-Finale. Die schnellste Zeit hatte zum Schluß Robert Bruhns (RC Gulow e.V) mit dem 9jährigen Fuchswallach Bond James Bond. Auch ein Reiter, der eigentlich in Rudow starten wollte und sich dann kurzfristig für einen Start in Hohenwalde, über 200 km von seinem Ausbildungsstall in der Prignitz entfernt, entschied.
Einen spannenderen Abschluss für dasJubiläumsturnier hätte man sich nicht wünschen können.
Text + Fotos : Marietta Grade   
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