06.11.2010 01:15
3 Jahre Horse and Hound Berlin
"Girls are more horsey" - das wussten die Briten schon immer. Frauen lieben Pferde, Ponys und das Leben zwischen Striegel, Stroh und Sattel leidenschaftlicher als Männer. Und so bevölkern Berlins Reitställe und Ponyhöfe vor allem Mädchen. Kein Wunder auch, dass bei "Horse and Hound Berlin", dem Geschäft für "exklusives Reitsportequipment", nur Frauen hinter dem Verkaufstresen stehen. "Wir sind alle Reiterinnen", sagt Ute Andrzejewski-Geilen, die den Laden in der Nähe des Savignyplatzes betreibt. Eine Mitarbeiterin ist Pferdewirtin, ihre Tochter Cyprienne, die ebenfalls im Laden arbeitet, studiert Veterinärmedizin. Selbstverständlich lieben sie alle Pferde - und wie.
Betritt man den Laden, eröffnet sich einem eine fremde und sehr spezielle Welt aus Jagdröcken, Trensen, Kandaren, Reitkappen, Chaps, Gamaschen und ledernen Hundeleinen. Denn schließlich geht es in dem Laden nicht nur um Pferde, sondern auch um "hounds" - um Jagdhunde also. Die vorherrschenden Farben in dem Geschäft sind Braun und Dunkelrot, die indirekte Beleuchtung sorgt für eine sehr anheimelnde Atmosphäre, die einen sofort an vergleichbare Läden in der Londoner Bond Street denken lässt. Begrüßt wird man von Charly, einer mutmaßlichen Dackel-und-Jack-Russell-Terrier-Mischung. Der Hund hat ein friedfertiges Wesen und braunes, glänzendes Fell. Optisch macht sich Charly sehr gut in dem Ambiente. In dem Laden wird gefachsimpelt, was das Zeug hält. Menschen, die keine Affinität zum Pferdesport haben, kommen in Schwierigkeiten, den Gesprächen zu folgen. "Wir reiten mit Pariani-Satteln, weil wir von dieser Marke überzeugt sind", erklärt Cyprienne Geilen. "Das sind Monoblattsattel." Und weil nun Zuhörer, die ohne Vorkenntnisse in das Geschäft geraten sind, sich fragend anblicken, erläutert sie noch, dass die italienische Sattlerei Reitsitze aus einer einzigen Lederschicht herstellt. Normale Sattel dagegen würden aus zwei Lederschichten gefertigt. "Auf einem Monoblattsattel hat man da gleich einen viel besseren Kontakt zum Pferd", sagt Cyprienne Geilen. Das leuchtet ein. Ebenso, dass die typischen "Mistflecken" bei weißen Pferden besonders hässlich aussehen. Die unschönen Verfärbungen lassen sich mit einem Schimmelstriegel-Mittel bekämpfen, das die Mitarbeiterinnen bei Bedarf aus einem der Schränke holen. Gefragt sind auch die Reitregenmäntel. Im Inneren sind Bänder mit Klettverschlüssen, an denen sich die Mäntel an den Hosenbeinen fixieren lassen. Hinten haben die Mäntel eine große Falte, die man beim Reiten ausklappen und über den Sattel legen kann. "Oder über einen Fahrradkorb", ergänzt Ute Andrzejewski-Geilen. Vor kurzem hat eine begeisterte Radfahrerin einen der Mäntel gekauft. Der Mantel der irischen Firma "Jack Murphy" kostet 85 Euro und ist damit durchaus erschwinglich. Kunden, die sich bei "Horse an Hound" einen Jagdrock fertigen lassen, müssen allerdings ein Vielfaches bezahlen. Besonders traditionsbewusste Hobby-Jäger liefern ihre eigenen Knöpfe mit Familienwappen gleich mit.
Ladeninhaberin Ute Andrzejewski-Geilen begann erst mit Ende 20 mit dem Pferdesport. "Doch als meine Tochter im Alter von sechs Jahren zum ersten Mal auf einem Sattel saß, musste ich auch mitmachen", erzählt sie. Vom Reiten geträumt hatte die gebürtige Charlottenburgerin aber schon als Kind. "Doch hier im ehemaligen West-Berlin waren wir ja ziemlich abgeschnitten von der Natur." Das hat sich erfreulicherweise geändert, und deshalb ist die fünfköpfige Familie vor einigen Jahren nach Kleinmachnow gezogen. Eröffnet wurde "Horse and Hound Berlin" vor drei Jahren. Ute Andrzejewski-Geilen, eigentlich Studienrätin für Biologie und Chemie, wollte, nachdem ihre drei Kinder mittlerweile schon weitgehend selbstständig waren, zurück in ihren Beruf. "Damals wurde mir erklärt, dass ich mittlerweile zu alt sei, um wieder als Lehrerin zu arbeiten", sagt die 47-Jährige. Doch richtige Lust, wieder vor einer Klasse zu stehen, hatte sie ohnehin nicht und außerdem spukte der Traum, irgendwann einmal selbstständig zu sein, seit langem in ihrem Kopf herum. Da sie ihre Reitbekleidung immer in Bayern oder in Italien kaufte, weil sie in Berlin nichts Ansprechendes gefunden hatte, wollte sie gegen die akute Unterversorgung an Reiterchic in Berlin und Brandenburg angehen. Also besuchte sie Messen, nahm Kontakt zu Herstellern auf und bastelte an einem stimmigen Konzept. "Das Geschäft zu eröffnen war für mich trotzdem wie ein Sprung ins kalte Wasser", erinnert sie sich. Der Anfang war wirklich zäh. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich das Angebot des Ladens herumgesprochen hatte. Mittlerweile aber kommen Stammkunden aus ganz Deutschland und dem Ausland zu ihr. http://www.horse-and-hound-berlin.de/
Text: Kirsten Schiekiera, Morgenpost Fotos: Privat
Betritt man den Laden, eröffnet sich einem eine fremde und sehr spezielle Welt aus Jagdröcken, Trensen, Kandaren, Reitkappen, Chaps, Gamaschen und ledernen Hundeleinen. Denn schließlich geht es in dem Laden nicht nur um Pferde, sondern auch um "hounds" - um Jagdhunde also. Die vorherrschenden Farben in dem Geschäft sind Braun und Dunkelrot, die indirekte Beleuchtung sorgt für eine sehr anheimelnde Atmosphäre, die einen sofort an vergleichbare Läden in der Londoner Bond Street denken lässt. Begrüßt wird man von Charly, einer mutmaßlichen Dackel-und-Jack-Russell-Terrier-Mischung. Der Hund hat ein friedfertiges Wesen und braunes, glänzendes Fell. Optisch macht sich Charly sehr gut in dem Ambiente. In dem Laden wird gefachsimpelt, was das Zeug hält. Menschen, die keine Affinität zum Pferdesport haben, kommen in Schwierigkeiten, den Gesprächen zu folgen. "Wir reiten mit Pariani-Satteln, weil wir von dieser Marke überzeugt sind", erklärt Cyprienne Geilen. "Das sind Monoblattsattel." Und weil nun Zuhörer, die ohne Vorkenntnisse in das Geschäft geraten sind, sich fragend anblicken, erläutert sie noch, dass die italienische Sattlerei Reitsitze aus einer einzigen Lederschicht herstellt. Normale Sattel dagegen würden aus zwei Lederschichten gefertigt. "Auf einem Monoblattsattel hat man da gleich einen viel besseren Kontakt zum Pferd", sagt Cyprienne Geilen. Das leuchtet ein. Ebenso, dass die typischen "Mistflecken" bei weißen Pferden besonders hässlich aussehen. Die unschönen Verfärbungen lassen sich mit einem Schimmelstriegel-Mittel bekämpfen, das die Mitarbeiterinnen bei Bedarf aus einem der Schränke holen. Gefragt sind auch die Reitregenmäntel. Im Inneren sind Bänder mit Klettverschlüssen, an denen sich die Mäntel an den Hosenbeinen fixieren lassen. Hinten haben die Mäntel eine große Falte, die man beim Reiten ausklappen und über den Sattel legen kann. "Oder über einen Fahrradkorb", ergänzt Ute Andrzejewski-Geilen. Vor kurzem hat eine begeisterte Radfahrerin einen der Mäntel gekauft. Der Mantel der irischen Firma "Jack Murphy" kostet 85 Euro und ist damit durchaus erschwinglich. Kunden, die sich bei "Horse an Hound" einen Jagdrock fertigen lassen, müssen allerdings ein Vielfaches bezahlen. Besonders traditionsbewusste Hobby-Jäger liefern ihre eigenen Knöpfe mit Familienwappen gleich mit.
Ladeninhaberin Ute Andrzejewski-Geilen begann erst mit Ende 20 mit dem Pferdesport. "Doch als meine Tochter im Alter von sechs Jahren zum ersten Mal auf einem Sattel saß, musste ich auch mitmachen", erzählt sie. Vom Reiten geträumt hatte die gebürtige Charlottenburgerin aber schon als Kind. "Doch hier im ehemaligen West-Berlin waren wir ja ziemlich abgeschnitten von der Natur." Das hat sich erfreulicherweise geändert, und deshalb ist die fünfköpfige Familie vor einigen Jahren nach Kleinmachnow gezogen. Eröffnet wurde "Horse and Hound Berlin" vor drei Jahren. Ute Andrzejewski-Geilen, eigentlich Studienrätin für Biologie und Chemie, wollte, nachdem ihre drei Kinder mittlerweile schon weitgehend selbstständig waren, zurück in ihren Beruf. "Damals wurde mir erklärt, dass ich mittlerweile zu alt sei, um wieder als Lehrerin zu arbeiten", sagt die 47-Jährige. Doch richtige Lust, wieder vor einer Klasse zu stehen, hatte sie ohnehin nicht und außerdem spukte der Traum, irgendwann einmal selbstständig zu sein, seit langem in ihrem Kopf herum. Da sie ihre Reitbekleidung immer in Bayern oder in Italien kaufte, weil sie in Berlin nichts Ansprechendes gefunden hatte, wollte sie gegen die akute Unterversorgung an Reiterchic in Berlin und Brandenburg angehen. Also besuchte sie Messen, nahm Kontakt zu Herstellern auf und bastelte an einem stimmigen Konzept. "Das Geschäft zu eröffnen war für mich trotzdem wie ein Sprung ins kalte Wasser", erinnert sie sich. Der Anfang war wirklich zäh. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich das Angebot des Ladens herumgesprochen hatte. Mittlerweile aber kommen Stammkunden aus ganz Deutschland und dem Ausland zu ihr. http://www.horse-and-hound-berlin.de/
Text: Kirsten Schiekiera, Morgenpost Fotos: Privat