03.04.2017 20:44

20 Jahre Pferdetransporte Nallaweg

Die grundsätzliche Frage gleich am Anfang. Warum wird man Pferdetransporteur? Bernd - Uwe Nallaweg gründete im März 1997 sein Transportunternehmen, weil er den Umgang mit Pferden im Allgemeinen, und besonders während der oft stressigen und strapaziösen Transporte verbessern wollte. Kontakt zum Pferd hat der gebürtige Berliner, 1967 in Neukölln geboren und bis heute in der ehemals elterlichen Wohnung lebend, seit dem 20. Lebensjahr. Zuerst absolvierte er eine Ausbildung als Betriebsschlosser, heutige Bezeichnung wäre Industriemechaniker, bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Als angelernter Pferdepfleger an einer renommierten Reitschule, der OTH in Berlin, begann seine berufliche Laufbahn mit Pferden. Erst war es "nur" ein Job, dann wurde es Passion. Das Verständnis im Umgang mit Pferden wuchs und auch die Erkenntnis, wo es Probleme gibt. Manchmal ist es im Leben so, dass man nicht auf Anhieb den Beruf findet, der das Wort "Berufung" rechtfertigt, auch in diesem Fall, aber als Transporteur ist die technische Grundausbildung heute in vielen Situationen von Vorteil für Nallaweg. Zum Beispiel, wenn es um Reparaturen seiner Fahrzeuge geht.
Als die Selbstständigkeit 1997 losging, gab es ein Zugfahrzeug, einen Ford Transit namens "Rusty", der Anhänger wurde von den Eltern finanziert. Dann kam Anfang 2005 der erste LKW "Willi", 2006 musste dieser dann der neuen EU-Norm entsprechend nachgerüstet werden. Seit 2007 gab es einen zweiten LKW "Matilda", speziell für den Kurzstreckenverkehr im Berliner Raum. Der Tradition folgend, wurde der 2014 neu gekaufte LKW "Hans" genannt. Für 2018 ist die Erweiterung der Flotte geplant. Ein hoher technischer Standard der Fahrzeuge zum Wohle der Pferde ist Nallaweg wichtig. Die Lüftungsanlage des LKW's ist von Lüftungsingenieuren so konzipiert worden, dass im Innenraum sowohl mit, als auch ohne eingeschalteten Lüfter, keinerlei Zugluft entsteht und trotzdem eine gesunde Luftzirkulation stattfinden kann. Der Einstieg wird durch eine 2,45m breite Einstiegsrampe erleichtert. Zusätzlich wurde statt einem GPS-Ortungssystem, wie es das Gesetz verlangt, ein zweites speziell für den Amtstierarzt verbaut. So kann der Kunde im Internet jederzeit den Standort und die Route verfolgen und auch mit dem Fahrer Kontakt aufnehmen, die Temperaturdaten jedoch bleiben den Amtstierärzten vorbehalten. Selbstverständlich sind alle Fahrzeuge und Anhänger mit einer Videoüberwachung ausgerüstet, um das Verhalten des Pferdes immer im Blick zu haben und gezielt eingreifen zu können. Selbstverständlich werden die Pferde während längerer Transporte gefüttert und getränkt. In den regelmäßigen Pausen, ca. alle vier Stunden, wird der Zustand des Pferdes und des Heuvorrates überprüft. Bei sehr warmer Witterung und hohem Schweißverlust oder starker Nervosität, kann das Pferd auf Wunsch des Besitzers zusätzlich flüssiges Elektrolyt oder flüssiges Magnesium verabreicht bekommen. Auf stressfreies Verladen ohne Zeitdruck wird ebenfalls geachtet. Diese Aufgabe wird meist von Stephanie Nallaweg, Pferdewirtin und Ehefrau, übernommen. Silvester 2004 begegneten sich die freiberufliche Reitlehrerin / Trainerin B und der Pferdetransporteur in einem Berliner Reitstall auf dem Gelände des Diakoniezentrums in Heiligensee, zum ersten Mal. Kurze Zeit später gab es Probleme mit einem Anhänger auf dem privaten Hof der Schwiegereltern, ein Pferd musste transportiert werden. Nallaweg bot Hilfe an und nach diesem zweiten Treffen nahm das Schicksal seinen Lauf, 2009 folgte die standesgemäße Reiterhochzeit, mit Familien, Freunden, Pferd und Hund, im Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse. Bei Langstreckentransporten arbeiten die Nallawegs nun meistens zusammen, allerdings fährt auch regional, je nach Auftragslage, Stephanie mit eigenem Transporter, dem LKW "Mathilda". Und auch das Familienpony Goodfellow´s Dream, genannt Goody, ist mit im beruflichen Alltag. Das selbstgezogene Deutsche Reitpony ist bewährtes Begleit- und Lehrpony für unerfahrene oder junge Pferde. "Im Vordergrund steht das Pferd", das ist die Unternehmensphilosophie. Aber der Erfolg des Unternehmens resultiert auch sicher aus dem korrektem Umgang mit den Pferdebesitzern. Längst nicht jeder Kunde weiß, dass er das Recht hat, die Genehmigung zum Transport von Pferden vor dem Transport einzusehen. Jeder seriöse Betrieb hat eine Registriernummer gemäß § 15d der ViehverkehrsVO und ist beim zuständigen Amt für Wirtschaft und Veterinärwesen registriert. Auch dass ohne Equidenpass kein Pferd transportiert werden darf, wird gerne mal "vergessen". Wenn es zu einem Schadensfall kommt, haftet normalerweise die Versicherung. Wird der Transport allerdings nicht gesetzeskonform ausgeführt , also wenn z.B. Genehmigungen fehlen, ist die Versicherung von Ihrer Leistung befreit und der Kunde bleibt auf einem Schaden sitzen. Auch wehrt sich Nallaweg gegen windige "Geschäftemacher", die Pferdetransporte für z.B. 0,50 € anbieten. Das hört sich zwar erstmal gut an, wird dann aber für den geleisteten Kilometer berechnet und nicht "nur" für den transportierten Kilometer. Des Weiteren gibt es Unternehmer, die mit der Wartezeit manchmal mehr Geld verdienen, als mit dem reinen Transport selbst. Bei Transporten ins Ausland können Autobahn- und Fährgebühren auftreten, die einkalkuliert werden müssen. Bei Bernd-Uwe Nallaweg nennt ausschließlich Endpreise, inklusive Steuern und Versicherung, damit es für den Kunden keine böse Überraschung am Ankunftsort bei der Bezahlung gibt. Der längste Landtransport ging von Sizilien nach Norwegen, auch Transporte nach Israel und Marokko wurden zur vollsten Zufriedenheit durchgeführt. 230.000 km Fahrstrecke wird zurückgelegt, etwa 300 Sack Späne und 250 Liter Desinfektionsmittel werden bei Transporten von 1400 bis 2300 Pferden pro Jahr verbraucht. Tierärzte und Kliniken schätzen die Zusammenarbeit und die vielen positive Bewertungen und Kommentare zeigen, dass Bernd-Uwe und Stephanie Nallaweg " uneingeschränkt empfehlenswert, kompetent und sehr sympathisch sind". Text: Marietta Grade  Foto: Privat