1.Hestadagar (Isländischer Pferdetag) in Berlin-Gatow
Am 10.9.2011 haben die Berliner Islandpferde Freunde e.V. auf dem Reiterhof Baumgarten in Berlin Spandau zum „1. Berliner Hestadagar“ geladen. „Hestadagar“ ist ein isländisches Wort und bedeutet übersetzt „Pferdetage“, deshalb ist es kaum verwunderlich, dass an diesem Tag die Islandpferde auf dem Hof einrückten.
Die Grundidee des Hestadagars ist es, Wettbewerbe für Freizeitreiter anzubieten bei denen Horsemanship, Spaß und Kreativität bewertet werden. Die Bewertung des sonst bei Turnieren in der Islandpferdeszene typischen Gangpotenzials zu Höhe und Weite spielt keine Rolle. Deshalb müssen Richter für Hestadagars auch eine eigene Prüfung ablegen. Zum „1. Berliner Hestadagar“ waren die Richter Glenn Kessner und Sandra Festerling extra aus Niedersachsen angereist.
Insgesamt 33 Starter hatten sich im Vorfeld angemeldet unter ihnen waren auch einige Reiter ohne Islandpferde. Wie bei Islandpferdeturnieren üblich durfte jedes Pferd während der Reitpausen in den selbsterrichteten Paddocks sein Heu fressen und dem Spektakel aus der Ferne zusehen. Zuerst durften die Reiter ihr Geschick beim Wettbewerb „Blinder Führer“ zeigen. Hierfür wird das Pferd über der Trense gehalftert und von einer Führperson mit zugebunden Augen geführt. Der Reiter darf die Zügel nicht benutzen und seinem blinden Partner nur mündlich mitteilen, wo es langgehen soll. Auf diese Art geht es durch einen Geschicklichkeitsparcours, der aus Stangen, einem Podest, einer Slalomstrecke, einer Plane und einem Flattertor bestand. Als Zuschauer merkt man recht schnell, dass das doch gar nicht so einfach ist und rechts und links nicht bei jedem das gleiche ist. Nach jedem Ritt erläuterten die Richter jedem Paar die Grundlage ihrer Bewertung. Beim Hestadagar wird mit Schulnoten gerichtet. Die Note teilt sich bei den meisten Wettbewerben in eine A- und eine B-Note auf. Bei der B-Note kommt dann der Horsemanshipgedanke zum Tragen. Sehr gut schnitten in dieser Prüfung Mutter-Kind-Paare ab, wobei die Mütter immer führten und sich auch den ein oder anderen Spruch aller :“Mann Mama!“ anhören durften. Gewonnen haben Annegret Wagner und Florentine Wagner auf dem 21 jährigen Fafnir fra Enni, die mit besonders viel Spaß bei der Sache waren. Anschließend zeigten 4 Paaren beim Jump and Run in der Halle, dass Isländer auch springen können. Die Hindernisse waren bis zu 60cm hoch und mussten erst vom Pferd mit Reiter und anschließend von einem Renner überwunden werden. Die jüngste Teilnehmerin Lea Feichtinger auf Elding siegte mit ihrer Schwester Anna Feichtinger als Läuferin. Auf dem Außenplatz ging es danach rasant beim Fahnenrennen zu. Auf vier Tonnen stehen gefüllte Sandeimer. In zwei von ihnen stehen Fahnen, die schnellstmöglich zur nächsten Tonne gebracht werden müssen. Hier siegte Alina Seegert mit Starnia. Mit dem Gatower Töltwettbewerb folgte der letzte Wettbewerb vor der Mittagspause. Hierbei mussten die Teilnehmer auf beiden Hände Tölt zeigen und durften sich in der letzten Runde kreativ ausleben. Dabei wurde zum Beispiel Tölt ohne Sattel, Tempounterschiede, Zügel überstreichen und das Hinlegen auf den Pferdepo gezeigt oder auch das transportieren eines vollen Tablettes ohne etwas zu verschütten, was die Siegerin des Wettbewerbs Katharina Beyer unter dem bewundernden Applaus des Publikums zeigte. In der Mittagspause konnten sich die zahlreichen Zuschauer und die Reiter an der Hausmannskost des Reiterhofs Baumgarten erfreuen und auf dem kleinen Pferdeflohmarkt nach Schnäppchen jagen. Bevor es dann wieder mit den Wettbewerben weiterging, ritt die Organisationstruppe „Havelperlen“ noch eine kleine Quadrille nach dem Motto „Synchronschwimmen“. Anschließend ging es gleich kostümiert weiter beim Kostümpaarreiten. Den Sieg erritten sich Feline und Verena mit einem sehr schönen „spanischen“ Ritt auf Pferd Sathya und Pony Lotty. In der nächsten Prüfung durften die kleinsten Reiter in der Führzügelklasse zeigen, was sie können. Die Prüfung war auch für Erwachsene Anfänger ausgeschrieben, aber hier traute sich wohl keiner. Der jüngste Teilnehmer mit 3 Jahren zeigte bei der freien Vorstellung einen perfekten freihändigen Ritt. Gewinnen konnte diesen Wettbewerb auf „indianische“ Weise Celia Rupprecht. Und wieder ging es für Reiter und Zuschauer auf den Außenplatz. Die Dynamik des Turniers wurde mit diesen ständigen Ortswechseln in jedem Fall gefördert. Hier folgte nun das Schrittrennen. Bei dem die 21 jährige Islandstute Fina frá Faerig mit ihrer Reiterin Melanie Braun alle 10 Konkurrenten hinter sich lassen konnte. Für die nächste Prüfung mussten die Zuschauer nur ihre Stühle umdrehen, um auf die improvisierte Ovalbahn gucken zu können. Hier zeigten die Reiter beim Champagnertölt, wie erschütterungsfrei der Tölt sein kann. Mit einem vollen Champagnerglas müssen die Reiter eine Runde auf der Bahn tölten. Anschließend wird die verschüttete Menge gemessen. Auch hier konnte Katharina Beyer mit Eik vom Pfaffenbuck überzeugen und zeigte das vollste Glas nach der Runde.Die letzte Prüfung auf der Außenbahn stellte die Geschicklichkeit dar. Die Stationen waren anspruchsvoll, aber die größte Klippe war wohl das Erklimmen des Podestes, den einige Pferde sehr gruselig fanden. Beim Sackhüpfen mit Pferd schienen vor allem die Reiter Spaß zu haben. Am besten löste Annegret Wagner den Parcours mit Fafnir fra Enni. Das Turnier wurde mit dem „Schauwettbewerb“ beendet. Eine recht offene Ausschreibung, in der alles gezeigt werden durfte. Ob nun eine Kür zu „Tanze Samba mit mir“, eine super Voltigiervorstellung oder Zirkuslektionen zu „Das bisschen Haushalt macht sich von allein“, den Zuschauern wurde einiges geboten. Gewonnen hat Marion Schoening mit Skjona vom Theresienhof, die das Putzen schon mal im Vorfeld übernahmen. Die Stimmung des Turniers hätte auf Zuschauer und Teilnehmerseite schwer besser sein können. Kleinere Fehler, wie sie eine erste Veranstaltung immer mal passieren können, wurden von allen Seiten mit einem Lächeln akzeptiert und auch innerhalb der Teilnehmer konnte man keinen Konkurrenzdruck spüren. Frau Baumgarten hat mit ihrem Team ganze Arbeit geleistet und der Hof zeigte sich als herzlicher Gastgeber auf dem sich Pferde und Reiter wohlfühlten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass einige Teilnehmer an der kleinen Gaststätte des Hofes bis 21 Uhr zusammen saßen. Einen großen Respekt hat auch die ehrenamtliche Turnierorganisation der Freizeitwartin der Berliner Islandpferde Freunde e.V. Heike Mertens verdient. Sie hat mit einigen Helfern ein tolles Turnier auf die Beine gestellt. Aufgrund der vielen positiven Stimmen im Anschluss und den Spaß in Gesichtern, wird es sicherlich nicht das letzte „Berliner Hestadagar“ gewesen sein. Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr! Text + Fotos: Marion Schoening