21.03.2025 18:59

100 Tage FN-Präsidentschaft Prof.Dr. Martin Richenhagen

Die 100-Tage-Marke wird oft zum Anlass eines ersten Fazits der Arbeit eines neuen Mitarbeiters, hier des Präsidenten, genommen. Und die Erwartungen sind oftmals sehr groß. 
Am 26. November 2024 wurde Martin Richenhagen zum neuen Präsidenten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) gewählt. Ein Lichtblick, denn die negativen Schlagzeilen in den Monaten zuvor und die finanzielle Schieflage des Verbands, inklusive Hausdurchsuchung der Warendorfer Zentrale, gaben keine große Hoffnung auf eine rosige Zukunft. Aber Richenhagen ist ein Pferdefachmann und im Berufsleben ein "Macher", ein Unternehmer, der anpackt.

Prof. Dr. Martin H. Richenhagen hat einen beeindruckenden Lebenslauf. Zuerst hat er Theologie, Romanistik und Philosophie studiert und war schließlich verbeamteter Studienrat, Beamter auf Lebenszeit, hat aber während des Studiums bereits einen Reitstall betrieben, um das Studium zu finanzieren. Er begann seine Karriere bei der Hille & Müller GmbH, Deutschland, wo er von 1985 bis 1995 verschiedene Stationen, bis hin zum Geschäftsführer Supply Chain Management, durchlief.  Vita stark gekürzt: Schindler Deutschland Holdings GmbH, CLAAS KGaA mbH Unternehmensgruppe,Forbo International SA, AGCO Corporation und seit 2020 ist er eigentlich im (Un)Ruhestand. Pferdesport: Bereiterprüfung, ritt erfolgreich Dressurprüfungen bis zur Klasse S. Anschließend wechselte er die Seiten und saß bei internationalen Dressurturnieren (bis 5*) am Richtertisch. 2008 übernahm Martin Richenhagen die Funktion des Equipechefs der deutschen Dressurreiter beim CHIO in Aachen und bei den Olympischen Reiterspielen in Hongkong. Von 2004 bis 2010 war er zudem Vorsitzender des Deutschen Akademischen Reiterverbandes (DAR).

Das sind die alles über Jahrzehnte Pferdesport und Managementqualitäten, von denen viele hoffen, dass mit diesem Knowhow die FN wieder "schnell" auf den Erfolgsweg gebracht wird. Als Unternehmer denkend ist seine Zielsetzung ganz klar: "Man muss überlegen, wie kann ich das Unternehmen oder wie kann ich die Strukturen so anpassen, dass ein ordentliches Ergebnis erwirtschaftet wird. Also meine Daumenpeilungsnummer ist, wir müssten eigentlich etwa 500.000 Euro Gewinn machen jedes Jahr und wir müssen wieder eine Rücklage haben, die irgendwo zwischen zwei und drei Millionen liegt, damit wir – falls nochmal sowas ähnliches passiert wie Covid – auch stabil und überlebensfähig sind." Nun ist Richenhagen ca. 100 Tage im Amt und man merkt ganz deutlich, dass in Warendorf sehr viel passiert, es weht mehr als ein frischer Wind. Es wird alles überprüft und hinterfragt, es werden neue Konzepte geschmiedet. Ein Monatsbericht der Mitarbeiter wurde ebenso wie eine neue Buchhaltung eingeführt. Die Bundeschampionate werden ab sofort in Eigenregie, ohne EnGarde Marketing, durchgeführt. Es wird neue Veranstaltungen und Gesprächsrunden geben. Posten und Ämter werden zusammengelegt, den Mitglieder der FN eine bessere Erreichbarkeit der Ansprechpartner in der Geschäftstelle versprochen. Und das ist richtig UND wichtig, denn die FN ist auch Dienstleister, dass haben Mitarbeiter in den letzten Jahren leider oft vergessen.  Natürlich kann Richenhagen nicht "zaubern", aber man hat den Eindruck, aktuell lebt der Mann 24 Stunden jeden Tag nur für seine Aufgabe bei der FN. Ob per Zoom online oder persönlich auf der Equitana (den ganzen Messetag!) oder nun beim Liebenberger Pferdeforum, Prof.Dr.Richenhagen hat stets für kleine oder große Anliegen ein offenes Ohr, hört interessiert zu und nimmt seinen Gesprächspartner ernst. Sein Pensum ist umso bewundernswerter, wenn man auf sein Geburtsjahr blickt: 1952! Auch in Liebenberg hat er sein Motto unmissverständlich klar gemacht:"Sachliche Kommunikation ist extrem wichtig!" Er verschließt sich keiner Kritik, aber er fordert zu Recht, sachliche und respektvolle Diskussionen und Kommunikation. Leider auf Social Media fast nicht mehr möglich, dazu kommt, dass oft "Anonym", quasi feige, gepostet wird. „Die Social License ist so etwas wie ein ungeschriebener Gesellschaftsvertrag. Sie wird von der Gesellschaft erteilt oder entzogen. Wichtig ist vor allem, dass wir aus der derzeitigen defensiven und abwartenden Situation herauskommen und ins Agieren kommen.““, so sein Amtvorgänger Erbel. Richenhagen hat dazu ein klare Meinung: "Pferde sind Teil unserer Gesellschaft und Pferdesport wird insbesondere mit dem Blick auf das Wohl des Pferdes betrieben.“ Auch hier agiert er angenehm bodenständig, was bei der heutigen Hysterie und teilweise medialer Hetzjagd, sehr wohltuend ist, unterwegs und zu jedem sachlichen Gespräch bereit. Alle Besucher, die die Gelegenheit zum Austausch hatten, und auch alle FN-Mitglieder sowie alle Pferdefreunde, haben Grund optimitisch die weiteren Veränderungen in Warendorf zu beobachten. 
Text+Fotos: Marietta Grade