Paris 2024: Gold und Silber in der Kür
Freudentränen bei Jessica von Bredow-Werndl. Zum zweiten Mal in Folge gewinnt die Dressurreiterin aus Aubenhausen Einzel-Gold bei Olympischen Spielen. „Ich habe gewusst, dass es möglich ist“, sagte Jessica von Bredow-Werndl im Nachhinein. „Wir waren extrem locker. Wir haben nicht mal eine ganze Galopp-Pirouette beim Abreiten gemacht, alles nur angetestet. Ich habe ihr (Dalera) einfach nur das Gefühl gegeben, dass alles gut ist, so wie es ist. Und genauso, mit dem Gefühl, sind wir mit keinem nassen Haar, mit trockenem Fell, da reingeritten und auch trocken wieder rausgeritten. Es war einfach überwältigend.“ Wie schon in Tokio sicherte sich Isabell Werth (Rheinberg) die Silbermedaille und untermauerte damit noch einmal ihren Status als erfolgreichste Olympionikin Deutschlands. Frederic Wandres (Hagen a.TW.) beendete sein Olympia-Debüt auf einem respektablen Platz 13.
Nach dem Dressur-Krimi um die olympischen Teammedaillen versprach auch die Kür Hochspannung im Dressurstadion im Schlosspark von Versailles. Den Auftakt für Deutschland machte Frederic Wandres mit seinem 14-jährigen Oldenburger Bluetooth OLD (v. Bordeaux). Monica Theodorescu habe beim Reinreiten zu ihm gesagt: „Denk dran, du bist Olympiasieger seit gestern und hast ´ne Goldmedaille“, sagte Wandres, was ihn sehr beflügelt habe. Bis auf eine nicht ganz gelungene Pirouette gelang ihnen eine harmonische Vorstellung, die mit 81,350 Prozent belohnt wurde. Wandres war zufrieden: „Heute ging es mir darum, dass ich ein gutes Reitgefühl habe, dass Bluetooth gut drauf ist und dass er gesund ist und dass wir wieder gut nach Hause kommen und dass wir das Ganze so positiv jetzt abschließen. Wo wir jetzt am Ende rauskommen, ist für mich in – in Anführungszeichen – zweitrangig.“
Als zweite deutsche Starterin ging Isabell Werth aufs Viereck. Seit einem halben Jahr sind sie und die Rappstute Wendy ein Paar, konnten sich seither kontinuierlich steigern. Schon vor der Schlussaufstellung machte sich im Gesicht der Reiterin ein strahlendes Lachen breit – zu Recht: Mit 89,614 gelang dem Paar eine neue persönliche Bestleistung, die am Ende zur Silbermedaille reichte. „Ich wäre mit jeder Einzel-Medaille hier glücklich gewesen, also natürlich auch mit der Bronzenen. Es war nicht zu erwarten, dass wir in diesem Feld uns dorthin entwickeln können. Dass es für eine Einzel-Medaille gereicht hat, ist einfach unglaublich“, sagte Werth, nachdem das Ergebnis feststand.
Denn auf Werth folgten noch vier starke Paare, die alle das Zeug zum Medaillengewinn hatten. Allen voran Titelverteidigerin Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB. Nach dem Patzer im Grand Prix Spécial präsentierte sich die 17-jährige Trakehnerstute wieder wie gewohnt, mit all ihren Stärken, passend untermalt durch die Musik von Edith Piaf. „Von gestern auf heute ging es nur um eine Sache und das war Vertrauen. Und sie hat mir vertraut, ich habe ihr vertraut und ich habe in uns vertraut. Sie hat mal wieder ihr Herz da drinnen für mich gelassen und es war mit Sicherheit der schönste Dancefloor unseres bisherigen gemeinsamen Lebens und ich bin einfach sehr gerührt, unfassbar dankbar und überwältigt“, sagte Jessica von Bredow-Werndl im Anschluss im Fernseh-Interview.
Das Ergebnis für Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB: 90,093 Prozent. Dass diese zum Sieg reichen würde, war allerdings erst nach der allerletzten Starterin sicher. Die Dänin Catherine Laudrup-Dufour, die am Vortag mit Freestyle das beste Ergebnis im Grand Prix Spécial erzielte und mit Teamsilber dekoriert wurde, hätte noch die Chance gehabt, die Deutschen vom Spitzenplatz zu verdrängen. Mit 88,093 Prozent reichte es für sie jedoch nur für Platz fünf. Die Bronzemedaille ging an Weltmeisterin Charlotte Fry aus Großbritannien mit Glamourdale mit 88,971 Prozent.
„Diese Spiele waren einfach fantastisch, sind fantastisch. Hier zu sein und mit Gold und Silber nach Hause zu fahren, sprengt meine Erwartung ohne Frage. Und dann diese Atmosphäre, diese Zuschauer, das Ganze in Paris, es ist alles unglaublich und fantastisch“, fasste Isabell Werth ihre Eindrücke ihrer siebten Olympischen Spiele zusammen.
Text: fn-press/Hb Foto: Screenshot