02.08.2024 21:13

Paris 2024: Platz fünf für deutsche Springreiter

Bei den Olympischen Spielen in Paris ging es für das deutsche Spring-Team um eine Medaille – am Ende wurde es Platz fünf im Springstadion vor dem Schloss Versailles. Christian Kukuk (Riesenbeck) und Checker, Richard Vogel (Pfungstadt) und United Touch S sowie Philipp Weishaupt (Riesenbeck) und Zineday kamen am Ende auf acht Strafpunkte. Lediglich Schlussreiter Weishaupt war fehlerfrei geblieben, bei Kukuk und Vogel fiel jeweils eine Stange. Gold ging an Großbritannien, Silber an die USA. Großen Jubel löste die Bronzemedaille für Frankreich unter den 16.000 Zuschauern im Stadion aus.

„Im Moment überwiegt die Enttäuschung, weil wir uns gut vorbereitet hatten. Wir haben ja den Dreien, die hier geritten sind, gestern und heute in der Vorbereitung, aber schon in den letzten Wochen freie Hand gegeben, dass sich jeder individuell vorbereiten konnte. Das war die richtige Entscheidung, das hat sich gestern und heute gezeigt. Wir haben sechs super Runden gesehen, aber wir hatten heute leider zwei Fehler zu viel, wobei da kann man technisch keinen Vorwurf machen, sie haben alle top geritten, das war ein richtig schwerer Parcours. Das waren wirklich zwei Flüchtigkeitsfehler und das macht es so bitter. Aber die anderen waren einfach besser und da müssen wir auch gratulieren“, so das Fazit von Bundestrainer Otto Becker.

Die Länge des Parcours betrug 525 Meter, die erlaubte Zeit 79 Sekunden. Diese Zeit bereitete etlichen Reitern Probleme. Es ging über 14 toll gestaltete Hindernisse, die französische Themen aufgriffen - so stellte zum Beispiel Hindernis sieben den unteren Teil des Eifelturms dar oder Hindernis acht eine Mauer mit Notre-Dame-Motiv. Es gab gleich zwei zweifache Kombinationen und eine Dreifache. Hindernis zwölf war eine gewaltige Tripplebarre, die 1,58 Meter hoch und 1,95 Meter breit ist. 

Kukuk macht wieder den Auftakt
Den Auftakt für das deutsche Team machten – wie schon bei der Qualifikation – wieder Christian Kukuk und Checker. Sie beendeten den Parcours mit vier Fehlern. Die Stange fiel erst spät am Aussprung der zweifachen Kombination. Zuvor hatte Kukuk und sein 14-jähriger Westfalen-Wallach von Comme il Faut - Come on (Züchter Wolfgang Kipp, Ibbenbüren) schon einmal richtig Glück gehabt. Die Stange am Aussprung der Dreifachen sprang hoch und fiel zurück in die Auflage. Christian Kukuk analysierte den Fehler so: „Eigentlich war ich zu 95 Prozent genauso zufrieden wie gestern. Ich hatte ein super Gefühl, alles ist so ein bisschen oder alles ist so gelaufen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Checker war total fokussiert, war bei mir, hat mich machen lassen, was ich wollte. Ich hatte auch total das Gefühl, dass es harmonisch war, er hat alles angenommen. Und dann kam so ein blöder Flüchtigkeitsfehler, da am Ende um die Ecke, am vorletzten Sprung, das war es natürlich total ärgerlich jetzt am Ende.“

Auch für Richard Vogel und seinen zwölfjährigen westfälischen Hengst United Touch S v. Untouched –  Lux (Züchter und Besitzer Julius-Peter Sinnak, Bocholt) hieß es vier Strafpunkte am Ende. Es sah so sicher aus, doch dann fiel am Aussprung der letzten zweifachen Kombination doch noch eine Stange. Richard Vogel nach seinem Ritt: „Ich will es nicht schönreden, aber ich glaube, United sprang wieder fantastisch. Er hat mir ein super Gefühl gegeben, hat sich auch super reiten lassen. Die einzige Stange, die er berührt hat im Parcours, die ist leider gefallen. So ist unser Sport. Ich glaube, er sprang für eine Nullrunde. Ich hätte es am Ende ein bisschen besser reiten müssen.“

Weishaupt mit Null-Runde
Als Schlussreiter gelang dann Philipp Weishaupt und Zineday die erhoffte Null-Runde für Deutschland. Der Vize-Europameister von 2023 zeigte mit seinem zehnjährigen westfälischen Wallach v. Zinedine – Polydor (Züchter Franz-Georg Ottmann, Saerbeck) eine blitzsaubere Runde. Sie hielten so das deutsche Team im Rennen, mussten aber mit insgesamt acht Strafpunkten auf Fehler der anderen Teams hoffen. Aber nur den Schweden, den Mannschafts-Olympiasiegern von Tokio, unterlief noch ein Abwurf. Scott Brash, der als Schlussreiter für die bis dahin führenden Briten Gold sichern musste, behielt die Nerven und sicherte den Mannschafts-Titel für sein Team. Auch Mclain Ward für die USA und Julien Epaillard für Frankreich blieben fehlerfrei und verhalfen damit ihren Teams die Silber bzw. Bronze-Medaille. 

Trotz der ersten Enttäuschung blickte Bundestrainer Otto Becker nach vorne: „Jetzt lassen wir es erstmal sacken heute. Wie schon gesagt – im Moment überwiegt die Enttäuschung. Aber das geht ja wieder von vorne los. Die Motivation, die ist ganz schnell wieder da, weil sie wissen, dass alle gut genug sind und auch heute super Leistungen gezeigt haben. Sie haben hier alle drei ihr Weltklasse-Niveau bestätigt und sie wissen auch, wenn das Quäntchen Glück da ist, dass es noch Chancen gibt im Einzel.“
Text+Foto: fn-press