09.01.2022 14:55

Silvester - Fohlen durch Böllerei schwer verletzt

Für viele Menschen bedeutet das Feuerwerk zu Silvester Spaß, für Tiere dagegen ist es reiner Stress. Der Krach ist für Pferde, Hunde und Katzen und andere Haus- und Wildtiere belastend, da sie ein wesentlich feineres Gehör haben als Menschen. Pferde sind Fluchttiere und reagieren auf unbekannte Situationen daher schnell mit Panik und Flucht. Aus diesem Grund kann Silvester für Pferdehalter eine echte Herausforderung darstellen. Ein in Panik geratenes Pferd kann zur Gefahr für sich und Andere werden. Junge Pferde sind an Silvester besonders betroffen, weil sie das Szenario noch nicht kennen.
Zu einem tragischen Unglück kam es in der Silvesternacht 2021 in Paretz (HVL).  Auslöser des Unglücks waren Silvesterböller, die auf der Straße vor dem Grundstück von Pferdezüchterin  Diana Heimbach im Ketziner Ortsteil  Paretz gezündet wurden. Kurz nach 22 Uhr kam Heimbach, die den Geflügelhof in der Knoblaucher Straße führt und „nebenbei“ gemeinsam mit ihrer Tochter eine Pferdezucht betreibt, von einer Kontrollrunde durch die Pferdeställe und der benachbarten Weide zurück, bis dahin war noch alles in Ordnung. Das sechs Monate junge Hengstfohlen Ascado stand mit seiner Mutter  im Stall. „Plötzlich hörte ich von draußen mehrere sehr laute Knallgeräusche. Eine Gruppe mehrerer Personen aus der Nachbarschaft stand auf der Straße und zündete Böller. Ich habe sofort auf die Monitore geguckt, die mir zeigen, was in den Ställen los ist. Ich habe dann nur noch meinen Mann und die Kinder gerufen und bin dorthin gelaufen“, erinnert sich die 49-Jährige. Zu spät, wie sich zeigte. Prämienfohlen Ascado  war durch die Knallerei so erschrocken, dass er sich an der Stallwand aufgerichtet hatte und dabei an einen oberen Balken stieß und sich schwer verletzte. Der Jahreswechsel fand für Familie Heimbach in der Pferdeklinik Dallgow statt, denn das Fohlen und die Mutterstute  wurden sofort verladen und innerhalb einer Stunde ärztlich versorgt.  „Kurz nach Mitternacht war die Operation an dem Fohlen beendet“, sagt Tierarzt Ulrich Püllen. Die Kopfhaut war quasi von den Ohren bis fast zur Nase "aufgeklappt" und bis auf die Knochenhaut beschädigt.  In den nächsten Wochen entscheidet es sich, ob die OP erfolgreich war und das Anwachsen gelingt. Traumatisiert sind nicht nur Stute und Fohlen, sondern auch besonders Züchterin Diana Heimbach.
"Es war der vierte Versuch, von der bereits 20jährigen Stute ein Fohlen zu bekommen. Es war das erste lebende Fohlen, dass die Stute zur Welt gebracht hat und ich war dabei, also "Hebamme". Die Stute hat mir das Fohlen auf die Füße gelegt, deshalb ist es auch eine besondere Verbindung zwischen uns. Als ich den Umfang der Verletzung am Silversterabend im Stall gesehen habe, bin ich schreiend zusammengebrochen. Mein Mann Wolfgang und meine Kinder brachten mich zur Besinnung, denn ich wurde beim Verladen gebraucht. Aber ich habe nur irgendwie  funktioniert, an manche Details kann ich mich kaum erinnern", erzählt die geschockte Züchterin.
Der Verkauf von Pyrotechnik vor Silvester 2021 war deutschlandweit generell verboten, aber viele Leute kauften im nahegelegenen Polen, auch verbotene Böller. Eine juristische Aufarbeitung des Abends wird nun folgen, denn es geht auch um die Übernahme der entstandenen Kosten.
Aber ganz grundsätzlich sollte der Umgang / Verkauf mit Pyrotechnik auch in den nächsten Jahren anders geregelt werden, damit keine Lebewesen für den "Spaß" ihrer Mitmenschen zu Schaden kommen.   
Text: Marietta Grade Foto: Privat