05.04.2021 12:19

Marina Christel Koch ist die neue Pächterin in Schmogrow

Der Reiterhof in Schmogrow liegt mitten in der Natur, eingebettet in die idyllische Spreewaldlandschaft zwischen Schmogrow und Saccasne. Das vielfältige Angebot richtet sich an alle Altersklassen und beinhaltet Reitunterricht auf ausgebildeten Schulpferden, Kremser- und Schlittenfahrten sowie Gelände- und Wanderritte. Für Gäste mit eingeschränkter Mobilität gibt es einen Kremser, auf welchem bis zu zwei Rollstühle Platz finden. Kinder haben die Möglichkeit, Reiterferien hier zu verbringen. Das gesamte Areal ist barrierefrei. Inhaber Oswald Brachmann ist im Rentenalter und war schon länger auf der Suche nach einem Nachfolger. Im Juni 2019 kam die 20-Jährige Jil Wingenroth von der Insel Rügen in die Lausitz, um als neue Pächterin des Reiterhofes und der Pferdepension den Schritt in die Selbstständigkeit im Land Brandenburg zu wagen.
Ihre Tätigkeit in Schmogrow endete 2020, sie ging als Unternehmerin ins Münsterland und Brachmann machte sich erneut auf die Suche nach einem Betreiber. Und manchmal führt der Zufall Menschen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort. So geschehen bei Marina Christel Koch und ihrer Mutter Rita Kött, die auf der Suche nach einem Stall für ihre zehn Pferde (Delishes Donnalina , Champions Cariño F.P , Samba Wind, Samba Nightstorm , Chameur , Samantha , die Shettys Susi und Strolch, Nicolett und Ascano) waren und sich im südlichen Brandenburg schon ziemlich gut auskannten. Den Stall in Schmogrow entdeckte Marina durch eine Reitschülerin, die Unterricht bei ihr gebucht hatte.
Die 1979 in Berlin geborene Marina ist quasi mit Pferden groß geworden. Mit Kinderreiten im Grunewald fing es an, in der Familie ihrer Mutter gab es sogar ein eigenes Pferd "Filou". Allerdings musste Marina seit ihrer Geburt mit gesundheitlichen Einschränkungen leben, ihre Lunge ist geschädigt und im Alter von 21 Jahren erlitt sie einen Lungenkollaps. Sie verbrachte zwei Jahre im Krankenhaus, denn die Ärzte standen vor einem Rätsel, in ganz Deutschland sind nur 10 Patienten weitere Patienten mit diesem Krankheitsbild bekannt. Trotzdem schaffte sie nicht nur das Abitur, sondern auch ein Studium an der Uni Potsdam zur Diplom-Informatikerin. Nach der Wende schenkt die Familie Marina ihr erstes Pferd, die Stute Isla, die Marina in schlimmen Phasen der Krankheit zu neuem Lebensmut verhalf. "Pferde haben mich immer aus der Krise geholt", lautet das Statement bis heute. Es folgte der erste Stallwechsel, raus aus Berlin zur Familie Pede in Liepe, wo Marina sportlich in den Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit, teilweise bis zur Klasse M, erfolgreich unterwegs war.
Mit Isla begann auch die Pferdezucht mit dem Ziel, ein geeignetes Nachwuchspferd zu erhalten. Es wurden dann mehrere Fohlen und das Nachwuchspferd kam auch. Der Ravensberghof in Potsdam-Mittelmark wurde ebenfalls für mehrere Jahre Heimat der Pferde, bevor es die Familie Koch / Kött nach Saalow (Gemeinde Am Mellensee) in Teltow-Fläming zog. Aber die behandelnden Ärzte rieten Marina 2013 wegen ihrer Lungenprobleme zu einem Umzug nach Bayern. 2014 folgte die erfolgreiche Prüfung zur Richterin im Pferdesport, die Gesundheit stabilisierte sich. Aber schon 2016 folgten mehrere Schlaganfälle, die zunächst das Aus im Sattel bedeuteten. Getreu ihrem Lebensmotto "Es gibt kein es geht nicht!" wurde das nächste Ziel angesteuert: Mein Weg zurück zum Reitsport im Parasport. Durch Richterin Ulrike Nivelle lernte sie Uta Härlein kennen, die Landestrainerin der Bayrischen Parareiter, und ritt bei einem Lehrgang mit. "Ich wusste zwar, dass ich körperlich eingeschränkt bin, sah mich aber selbst nicht als Para-Reiterin. Ich hab mich zurück in den Sattel gearbeitet, aber musste erkennen, dass es Grenzen gibt." 2017 und 2018 nahm Marina an den Bayrischen Meisterschaften Grade I-III teil, es folgten die Deutschen Meisterschaften. Und auch das Springtraining konnte wieder aufgenommen werden, allerdings nur im heimischen Stall. Anfang 2019 kam der Abschied aus Bayern und das Wiedersehen mit Liepe, da Mutter Rita Kött, die nach dem Tod ihres Mannes mit nach Bayern gezogen war, sich in der neuen Heimat nicht wohl fühlte.
Bei den Landesmeisterschaften 2019 in Neustadt/Dosse gewann Marina mit Samba Wind den Meistertitel in Grade III. Nachdem im Corona-Jahr sportlich nichts möglich war, folgt nun 2021 ein neuer Lebensabschnitt als Pächterin des Reiterhofs Schmogrow. Neben den eigenen Pferden, gibt es nun noch 13 Schulpferde im Bestand, 25 Boxen für Pensionspferde stehen aktuell zur Verfügung. Der Reiterhof mit angeschlossenem Reit- und Fahrverein existiert seit 2004 auf einer Fläche von 5 ha. Die Einsteller können zwischen Boxenhaltung, Offenstall oder Weidehaltung wählen. Bei allen Haltungsformen im Preis mit inbegriffen ist die Nutzung einer Reithalle und der Außenreitplätze, Roundpen, Führmaschine, Solarium, Waschbox, Waschmaschine und Aufenthaltsräume.Die tägliche Gesundheitskontrolle, Impf- und Schmiedemanagement gehört selbstverständlich mit zum Service.  Es wird auch ausgebildet,ab sofort ist einAusbildungsplatz Pferdewirt Haltung und Service oder Reiten zu vergeben, gerne auch eine Übernahme 2. oder 3. Ausbildungsjahr von einem anderen Betrieb.
Egal ob jung oder alt, klein oder groß – beim Reitunterricht in Schmogrow darf jeder auf’s Pferd! Anfänger lernen die Grundlagen an der Longe, für Fortgeschrittene besteht die auch Möglichkeit, speziellen Dressur- oder Springunterricht zu nehmen. Verschiedene Lehrgänge, vom Basispass bis zum Reitabzeichen mit Prüfung, sind regelmäßig im Angebot. Breitensporttage in Dressur und Springen, ein Pferdeverkaufstag und ein Tag der offenen Tür mit Kinderprogramm/Ponyreiten sind für den Sommer geplant. Sportliches Highlight sollen die Landesmeisterschaften Dressurreiten mit Handicap Anfang Juli werden. Es sollen dabei auch Para-Prüfungen für Reiter ohne Handicap in den Klassen A, L und M angeboten werden, ein inklusiver Turnieransatz. Um allen Reitern bestmögliche Bedingungen zu bieten, wurde bereits der Hallenboden erneuert, eine Erweiterung der Flutlichtanlage ist geplant. Ebenso die Anschaffung eines Krans und einer Hebebühne für die Para-Reiter, denn zukünftig soll ein Reha Sport-Zentrum das Angebot des Hofes erweitern. Nach dem Verkauf der Therapiepferde im Stall Cottbus-Sielow, wäre das nur 20 km entfernte Schmogrow eine Alternative für die Pferdesportler.
Text+Fotos: Marietta Grade
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Foto oben: Marina Christel Koch mit Mutter Rita Kött