Pferde sind für viele Reiter auch Familienmitglieder. Aber erfolgreiche Sportpferde haben selten das Glück, ihr ganzes Leben bei einem Besitzer zu verbringen. Dossepfeil, Spitzname "Das Döschen", wurde am 3.Oktober 1990 bei Züchterfamilie Rahn in Wittwien / Rheinsberg geboren und vierjährig bei einem Verkaufstermin entdeckt. "Eigentlich wollten wir eine Stute ausprobieren", erinnert sich Marén Frychel. "Die war zwar ganz nett, aber ich war nicht überzeugt. Derweil sah sich mein Vater Rainer im Stall um und entdeckte einen jungen bunten Fuchs, den er als Fahrpferd für sich kaufen wollte. Nach einem Proberitt war ich allerdings davon überzeugt, dass ich dieses Pferd reiten möchte und so kam der Fuchs in unseren Stall. Zwar wurde er auch eingefahren, aber aus der Karriere vor der Kutsche wurde nichts, denn Jochen Vetters hat ziemlich schnell das Talent des Pferdes unter dem Sattel erkannt ". Somit übernahm Vetters auch die Grundausbildung und lenkte die Energie von Dossepfeil in die richtigen Bahnen.
1996 belegte das Paar im Finale des Warendorfer Bundeschampionats der sechsjährigen Dressurpferde den fünften Platz und 1998 im Finale des Nürnberger Burgpokals in Frankfurt am Main den zweiten Platz, sowie den Sieg in der Kür. 1999 und 2000 wurde Marén Frychel Landesmeisterin der Jungen Reiter in Berlin-Brandenburg. Ebenfalls 2000 wurde der Sieg bei der DM der Jungen Reiter in Vloth-Exter gefeiert. 2004 gewannen die Beiden in der Stuttgarter Schleyerhalle den Piaff-Förderpreis auf Grand Prix-Niveau. Zwei Erfolge konnten bei den Munich Indoors errungen werden, 2005 der zweite Platz im Grand Prix-Special und 2006 Platz vier in der Grand Prix-Kür und Aufnahme in den Bundeskader der Senioren. Bis 2020 sind Maren und Dosse das erfolgreichste Reiter/Pferd-Paar in Jochen Vetters Trainerkarriere: 44 Siege und 75 Platzierungen in Klasse S mit einer Lebendgewinnsumme von fast 40.000 Euro!
"Döschen hat nicht das klassische Exterieur eines Dressurpferdes, aber genau das war ein Vorteil. Wenn jemand in seine Box schaute oder er am Halfter lief, sah niemand, was für einen Ausdruck dieses Pferd unter dem Sattel, im Viereck, hatte. Ich habe nie wieder so ein arbeitsbereites, fleißiges und intelligentes Pferd geritten, mit so viel Herz und Kampfgeist! Und, er wollte auch immer mit. Ich hatte auf einem Hof noch ein Gespräch, danach wollte ich ihn verladen, der Hänger war schon offen, das Pferd stand neben mir mit dem Strick auf dem Hals. Wahrscheinlich fand er es langweilig, jedenfalls beschloss Döschen, dass er schon mal allein auf den Hänger geht. Dort stand er und wartete geduldig auf die Abfahrt", erzählt Marén, die Jochen Vetters und ihren Eltern sehr dankbar ist, das dieser gemeinsame Weg möglich wurde.
2008 begann, nach Jugendzeit und Sportkarriere, das dritte Leben als quietschvergnügter Rentner auf der Weide in der Nähe von Flensburg. Nach 12 Weidejahren und nun im 30.Lebensjahr ist er fit "wie ein Gummiball" und freut sich über Besuche von Marén. Der Beweis, dass auch Sportpferde bei gezieltem Einsatz und bester Pflege "uralt" werden können!
Text: Marietta Grade Fotos: privat