27.02.2020 20:11
Ein bisschen Nostalgie - oder: früher war manches doch besser!
Ein sehr passender Text in diesen Zeiten von Nika S. Daveron:
Wisst ihr, worauf ich gerade Bock habe? Auf “früher”. Da, wo man um ein Uhr schulfrei hatte, sich noch schnell was zu Futtern reingeschoben, Hausaufgaben mehr so halbärschig erledigt und dann - ab in den Stall. Immerhin hat man ja um 17:00 Uhr Reitstunde und wenn man nicht um zwei Uhr da ist, dann kriegt man ja gar nichts mit.
Also hat man sich aufs Rad geschwungen, oder Muttern belagert, damit man bloß rechtzeitig im Stall ist, die Freunde sind’s schließlich auch. Nur noch schnell die heilige Reithose anziehen, für die man viel Geld bezahlt hat, das Lieblings T-Shirt (mit Pferd drauf natürlich) und rein in die Stiefel. Helm und Putzkoffer nicht vergessen. Der ist liebevoll mit ausgesuchten Wendystickern beklebt (man mochte ja schließlich nicht alle Bilder!).
Im Stall angekommen, schnell zur Halle hecheln. Vielleicht gibt es die Chance was zu tun. Ein Pferd von der Weide holen? Ja, bittesehr. Einem Anfänger das Pferd eben fertig machen - aber logisch. Da fühlt man sich direkt wie ein Großer. Sowieso, das Lob ist viel Wert. Wenn der Reitlehrer sagt: “Die/der XYZ hilft dir jetzt.” Dann wurde man schon mal zwanzig Zentimeter größer.
Schnell noch checken, welches Schulpferd man reitet. Yessss, das Lieblingspferd. Wir sind der festen Überzeugung, dass das auf Gegenseitigkeit beruht und wachen eifersüchtig über sein Wohl und sämtliche Streicheleinheiten, die es empfängt.
“Möchtest du Schritt reiten? Ich muss kurz aufs Klo.” Der magische Satz. Da überlässt jemand mit Privatpferd, also ein Pferdebesitzer, DIR das Pferd. Es gibt nichts größeres. Der Helm Gewehr bei Fuß, sofort rauf. Stolz wie Bolle. Jetzt muss man eine gute Figur machen, vielleicht wird man ja mal als Reitbeteiligung empfohlen? Wenn der Reitlehrer sieht, dass man es gut macht, überträgt er einem nämlich auch mal andere Aufgaben. Man darf vielleicht ein “schwierigeres” Schulpferd reiten. Oder wird vorgeschlagen, wenn jemand eine Reitbeteiligung sucht.
Reitstunde in einer Stunde. Das Lieblingspferd holen. Die Zeit muss maximal genutzt werden und das Pferd vor allem glänzen. Dafür hat man mega ausgewähltes Putzequipment, das man sorgfältig mit Tante, Oma, Opa oder wem anders im Reitladen ausgesucht hat. Die Bürste musste die Farbe haben und die Kardätsche jene - der Hufkratzer mit Pferdekopf gehört natürlich auch dazu. Außerdem muss man ja noch mit den Freundinnen ratschen, den Kleinkrieg führen (welches ist das tollste Pferd im Stall? - Na, immer das eigene Lieblingspferd) und die Neuigkeiten hören (“Die Susanne hat ein neues Pferd, das ist voll schön!”).
In der Reitstunde herrscht eine gewisse Andachtsstille. Man ist nicht zum Klönen da, sondern um was zu lernen. Wer dabei erwischt wird, ist gleich peinlich berührt. Immer drauf achten, möglichst viel Lob abzustauben. Schließlich will man es gut machen. Man weiß doch, wenn man es selbst gut macht, geht es dem Pferd auch gut. Nichts ist schlimmer als ein Tadel, da muss man sich gleich doppelt anstrengen, damit man es wieder gutmacht. Man möchte schließlich gut sein, damit man weiterkommen darf. Ist ja der Sinn der Sache. Vielleicht mal ein Turnier mit dem heißgeliebten Schulpferd?
Nach der Reitstunde ist Wellness angesagt. Da wird der Liebling betüddelt und gefüttert, bevor das eigene Futter ruft. Mit viel Liebe und Leckerlies. Oder - schlimmer - der Liebling hat vielleicht noch ein Reitkind, eine Stunde später. Dann muss man ihn abgeben und eifersüchtig an der Bande stehen. Und davon träumen, dass es das eigene Pferd wäre, das man NIE mehr teilen muss.
Irgendwann, wenn es dunkel ist, schwingt man sich auf Fahrrad, wartet auf Muttern, oder geht anderweitig nach Hause. Stiefel nicht im Auto! Die müssen in einen Beutel. Und artig weggestellt werden, damit nicht alles nach Pferd muffelt. Abendessen, Restkram, Bett. Wo man dann wieder von Pferden träumt. Manchmal ist Pferdemädchensein echt toll.
Text: Arschlochpferd - Allein unter Reitern
Wisst ihr, worauf ich gerade Bock habe? Auf “früher”. Da, wo man um ein Uhr schulfrei hatte, sich noch schnell was zu Futtern reingeschoben, Hausaufgaben mehr so halbärschig erledigt und dann - ab in den Stall. Immerhin hat man ja um 17:00 Uhr Reitstunde und wenn man nicht um zwei Uhr da ist, dann kriegt man ja gar nichts mit.
Also hat man sich aufs Rad geschwungen, oder Muttern belagert, damit man bloß rechtzeitig im Stall ist, die Freunde sind’s schließlich auch. Nur noch schnell die heilige Reithose anziehen, für die man viel Geld bezahlt hat, das Lieblings T-Shirt (mit Pferd drauf natürlich) und rein in die Stiefel. Helm und Putzkoffer nicht vergessen. Der ist liebevoll mit ausgesuchten Wendystickern beklebt (man mochte ja schließlich nicht alle Bilder!).
Im Stall angekommen, schnell zur Halle hecheln. Vielleicht gibt es die Chance was zu tun. Ein Pferd von der Weide holen? Ja, bittesehr. Einem Anfänger das Pferd eben fertig machen - aber logisch. Da fühlt man sich direkt wie ein Großer. Sowieso, das Lob ist viel Wert. Wenn der Reitlehrer sagt: “Die/der XYZ hilft dir jetzt.” Dann wurde man schon mal zwanzig Zentimeter größer.
Schnell noch checken, welches Schulpferd man reitet. Yessss, das Lieblingspferd. Wir sind der festen Überzeugung, dass das auf Gegenseitigkeit beruht und wachen eifersüchtig über sein Wohl und sämtliche Streicheleinheiten, die es empfängt.
“Möchtest du Schritt reiten? Ich muss kurz aufs Klo.” Der magische Satz. Da überlässt jemand mit Privatpferd, also ein Pferdebesitzer, DIR das Pferd. Es gibt nichts größeres. Der Helm Gewehr bei Fuß, sofort rauf. Stolz wie Bolle. Jetzt muss man eine gute Figur machen, vielleicht wird man ja mal als Reitbeteiligung empfohlen? Wenn der Reitlehrer sieht, dass man es gut macht, überträgt er einem nämlich auch mal andere Aufgaben. Man darf vielleicht ein “schwierigeres” Schulpferd reiten. Oder wird vorgeschlagen, wenn jemand eine Reitbeteiligung sucht.
Reitstunde in einer Stunde. Das Lieblingspferd holen. Die Zeit muss maximal genutzt werden und das Pferd vor allem glänzen. Dafür hat man mega ausgewähltes Putzequipment, das man sorgfältig mit Tante, Oma, Opa oder wem anders im Reitladen ausgesucht hat. Die Bürste musste die Farbe haben und die Kardätsche jene - der Hufkratzer mit Pferdekopf gehört natürlich auch dazu. Außerdem muss man ja noch mit den Freundinnen ratschen, den Kleinkrieg führen (welches ist das tollste Pferd im Stall? - Na, immer das eigene Lieblingspferd) und die Neuigkeiten hören (“Die Susanne hat ein neues Pferd, das ist voll schön!”).
In der Reitstunde herrscht eine gewisse Andachtsstille. Man ist nicht zum Klönen da, sondern um was zu lernen. Wer dabei erwischt wird, ist gleich peinlich berührt. Immer drauf achten, möglichst viel Lob abzustauben. Schließlich will man es gut machen. Man weiß doch, wenn man es selbst gut macht, geht es dem Pferd auch gut. Nichts ist schlimmer als ein Tadel, da muss man sich gleich doppelt anstrengen, damit man es wieder gutmacht. Man möchte schließlich gut sein, damit man weiterkommen darf. Ist ja der Sinn der Sache. Vielleicht mal ein Turnier mit dem heißgeliebten Schulpferd?
Nach der Reitstunde ist Wellness angesagt. Da wird der Liebling betüddelt und gefüttert, bevor das eigene Futter ruft. Mit viel Liebe und Leckerlies. Oder - schlimmer - der Liebling hat vielleicht noch ein Reitkind, eine Stunde später. Dann muss man ihn abgeben und eifersüchtig an der Bande stehen. Und davon träumen, dass es das eigene Pferd wäre, das man NIE mehr teilen muss.
Irgendwann, wenn es dunkel ist, schwingt man sich auf Fahrrad, wartet auf Muttern, oder geht anderweitig nach Hause. Stiefel nicht im Auto! Die müssen in einen Beutel. Und artig weggestellt werden, damit nicht alles nach Pferd muffelt. Abendessen, Restkram, Bett. Wo man dann wieder von Pferden träumt. Manchmal ist Pferdemädchensein echt toll.
Text: Arschlochpferd - Allein unter Reitern