15.02.2019 20:58

Pferdekauf und Pferdverkauf, eigentlich einfach, oder?

Kaufe ich dieses Pferd, ist es da und ich muss mich darum kümmern. Verkaufe ich dieses Pferd, ist es weg, ich besitze keine Rechte mehr. Und wenn ich mit einer der beiden Varianten nicht leben kann, dann kaufe ich nicht und verkaufe auch nicht. Eigentlich ein einfaches Prinzip,oder? Aber diese Überlegung stellen nicht alle Pferdebesitzer an, man übernimmt Verantwortung für ein Lebewesen!
Einen passenden Artikel zum Thema hat Nika S. Daveron in ihrem Blog Arschloch Pferd - Allein unter Reitern verfasst.

Wenn man ein Pferd verkauft ... ... dann ist es weg. Wenn man ein Pferd kauft, ist es da.
Liebe Pferdeleute, ich muss heute noch mal eindringlich mit euch über Pferdekauf und Pferdeverkauf sprechen, weil ich in letzter Zeit immer wieder mitbekommen habe, was so beim Pferdekauf und Pferdeverkauf abgeht, dass es mir davor graut, jemals noch ein Pferd zu kaufen. Und es mir sowieso nie in die Tüte käme, dass der Mozart mal den Hof verlassen sollte, wenn er noch lebt. Ganz egal, ob ich unter einem Pappkarton wohne und Insekten fangen muss, um was zu essen. Ich verstehe auch Leute, die ihr Pferd dann zum Schlachter geben. Weil man einfach nicht das haben will, was allerorts mit Pferden passiert, die man in gutem Glauben weggibt.
Da hätten wir zum Beispiel immer noch die Schlachthofmafia. Die mit Mitleid Pferde verkaufen (sonst Schlachter). Wer das kauft, ist eigentlich schon selber Schuld. Jaja, die Leute sagen sich dann immer - ich hab aber doch was gerettet. Davon kann man sich aber im Worst Case nichts kaufen. Unentdeckte Krankheiten, Seuchen bei Importpferden, oder aber, einfach nur ein teures Vergnügen, dafür, dass man seine fünf Minuten Ruhm haben konnte. Schließlich hat man eine gute Tat getan. Wem das nützt? Na, dem Verkäufer, der hat mehr Geld bekommen, als das Pferd eigentlich wert war und gelernt hat er: Super, ich drohe ab jetzt häufiger mit dem Schlachter und schon bekomme ich meine Gäule an den Mann. Vielleicht importiere ich noch ein paar billige Tinker aus Irland und voila! Geld.
Dann haben wir unser nächstes Problem: Unseriöse Gnadenhöfe, oder Beistellersucher, die gutgläubigen Leuten ihre Pferde abnehmen, die krank sind und nur noch die Rente beziehen sollen. Da gibt es ja leider einige prominente Fälle. Wie viele sind das mittlerweile bei dem einen Pärchen? Über 60? Das ist einfach übelster Betrug. Ich verstehe den Gedanken dahinter. Man möchte nicht mehr den teuren Stall mit den tausend Trainingsmöglichkeiten haben. Das eigene Leben hat sich vielleicht auch verändert und man hat nicht mehr täglich die Zeit und die Lust das Pferd einfach nur auf seiner Weide anzugucken und das Pferd braucht Frauchen auch nicht jeden Tag - warum nicht einen schönen Platz suchen? Aber gibt man sein Pferd weg, so ist es auch weg. Haltet euch das vor Augen. Ihr bekommt es nicht einfach wieder mit einem Fingerschnipp. Ganz egal, was ihr alles in den Vertrag geschrieben habt. Vorkaufsrecht, immer noch in eurem Besitz, etc. Weg ist weg - da nützt auch der Gang zum Anwalt gar nichts. Im Worst Case verkaufen die euer Pferd einfach weiter (als gesund), oder lassen es schlachten. Bums. Aus. Traut den Menschen nicht. Betrug beim Pferdekauf/ Pferdeverkauf ist ein Verbrechen, das seit Jahrtausenden existiert. Warum sollte das heute anders sein, als noch zu Zeiten der Römer? Und davor!
Oder ihr verkauft es. Weil sich eure Lebensumstände geändert haben. Weil ihr dem Pferd nicht mehr gerecht werdet. Weil die Chemie nicht stimmt. Dann macht euch klar: Danach ist es nicht mehr euer Pferd. Alles zetern und heulen nützt dann überhaupt nichts mehr. Es gehört euch nicht und damit basta. Ihr könnt euch die Heuleposts in Gruppen sparen, ihr könnt euch die: "Aber die hat mir versprochen das und das zu machen, hat es aber nicht gemacht!" Nummer sparen - es ist nicht mehr eures und ihr müsst damit leben, dass ihr dieses Pferd einfach nicht mehr besitzt. Wenn ihr noch eine Hand darüber halten wollt, dann verkauft es nicht.
Und zu guter letzt kauft ihr ein Pferd. Nur: ständig gibt es da einen Haken! Der eine hat dies, der andere das - und der Vorbesitzer will NIE davon gewusst haben. Von Ataxie, bis hin zu Hirntumoren, über Herzfehler, über Narkolepsie - die waren immer TOTAL gesund. Und nur ganz zufällig wurden die verkauft. Seid ihr schön selbst schuld, diesen alten Hüftschaden, der euch verschwiegen wurde! Und wenn der Zosse lahmt, dann tut der das nur bei euch, nicht bei den Vorbesitzern, die mit Spritzen nachgeholfen haben. Tja, jetzt denken sich die Schlauen: Dann gibt man den Gaul halt zurück. Weit gefehlt. Das Pferd steht ja erst Mal da. Es kostet Geld und ihr nähert euch ihm ja auch emotional. Es ist schwer so ein Pferd wieder wegzugeben. Und es ist schwer, dann auch noch sein Geld zurückzubekommen. Schließlich haben Privatverkäufer ja ganz andere Rechte. Die müssen gar nichts. Kann man natürlich vor Gericht ziehen. Bis dahin hat man aber trotzdem das kaputte Pferd an der Backe. Monate!
Natürlich kann man den Leuten nur bis vor die Stirn gucken. Und wer euch in großem Stil betrügen will, der wird es auch schaffen. Denn wir sind alle nicht davor gefeit. Und wer jetzt so ein Pferd hat, das er eigentlich nie gekauft hätte, oder ein Pferd weggegeben hat, das er nun nicht mehr wiederbekommt, dem ist mit meinem Text nicht geholfen und ich versichere euch: Ihr seid nicht allein. Und die, die immer großkotzig sagen: Das wär mir ja nie passiert, die hatten nur einfach Glück. Nicht aber mehr Verstand. Allen anderen möchte ich aber sagen: Kaufe ich dieses Pferd, ist es da und ich muss mich darum kümmern. Verkaufe ich dieses Pferd ist es weg und ich besitze keine Rechte mehr. Und wenn ich mit einer der beiden Varianten nicht leben kann, dann kaufe ich nicht und verkaufe auch nicht.